Klimaschutz beim Bonner Rhein-Energie-Marathon

Hier werden zu 100 Prozent recycelte Trinkbecher verwendet. Der Lauf in Athen schmückt sich sogar mit dem Etikett "klimaneutral"

Klimaschutz beim Bonner Rhein-Energie-Marathon
Foto: dpa

BONN. Detlev Ackermann ist klimaneutral. Beinahe jedenfalls. Zum 7. Rhein-Energie-Marathon kommt der Kölner morgen zu Fuß, dann absolviert er die 42,195 Kilometer in Bonn, ehe er sich wiederum per pedes auf den Weg nach Hause macht.

Ackermann wäre der perfekte Klimaschützer, eine Greenpeace-Ikone - wenn er nicht atmen würde. Auch auf diesem Wege gelangt schließlich mit jedem Stoß CO2 in die Atmosphäre. Könnte er jetzt noch, wie die indischen Yogis, seine Atmung kontrollieren - perfekt.

So abstrus solche Gedankenspiele erscheinen mögen, sie zeigen, in welche Richtung auch der Sport geht. Dass Formel 1 und alpiner Skilauf Landschaft und Energie verbrauchen, leuchtet ein. Aber was ist mit den 40 000 Läufern, die zum New-York-Marathon anreisen? Die meisten von ihnen kommen mit dem Flugzeug, sehr viele aus Europa. Auch dieser CO2-Verbrauch fällt ins Gewicht.

Der Bonner Marathon darf immerhin für sich in Anspruch nehmen, dass ein ungewöhnlich hoher Anteil der Starter (28 Prozent) aus der näheren Umgebung stammt. Viele von ihnen kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, nicht wenige mit dem Rad.

In Sachen Müllvermeidung sind die Bonner sogar vorbildlich. Bereits zum dritten Mal nutzen die Veranstalter Trinkbecher, die zu 100 Prozent recycelbar sind. Rund 200 000 werden benötigt.

Während in den vergangenen Jahren neue Becher an den Verpflegungsstellen aufgereiht wurden, kommen diesmal recycelte zum Einsatz. Es mag also durchaus sein, dass Detlev Ackermann das eine oder andere Gefäß schon kennt. Wiedersehen macht Freude.

Grundsätzlich ist ein Marathon kein großer Energie-Verbraucher. Er findet meist im Hellen statt und braucht kein Flutlicht, es müssen keine Räume beheizt werden, nichts wird eigens für ihn gebaut. Aber die Sache mit der Anreise macht dem einen oder anderen schon ein schlechtes Gewissen. Aus diesem Grund bemüht sich zum Beispiel der Athen-Marathon um Klimaneutralität.

Nicht etwa, dass die 4 000 Teilnehmer allesamt zu Fuß kommen müssten, aber sie können ihren Verbrauch an CO2 ausgleichen. Dazu werden Emissionszertifikate gekauft und stillgelegt. Kommt etwa ein Flugreisender für 50 Prozent seines persönlichen CO2-Verbrauchs auf, übernimmt ein Sponsor die andere Hälfte.

700 Tonnen an Emissionen sollen so woanders eingespart werden. Die Bonner Veranstalter hatten in den ersten Jahren andere Sorgen. Zunächst ging es darum, schwarze Zahlen zu schreiben.

Nachdem das gelungen ist, sagt Kai Meesters von der betreuenden Agentur MM-Promotion: "Es lohnt sich sicherlich auch für uns, in diese Richtung weiterzudenken."

Spätestens seit der Fußball-WM 2006 in Deutschland wollen auch Sportler Grüne sein. Unter dem Titel "Green Goal" wollten die Veranstalter Wasser und Energie sparen sowie Müll vermeiden. Zudem sollten 92 000 Tonnen Treibhausgase durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern eingespart werden. Ob das gelingt - die Projekte laufen noch -, darüber streiten sich die Fachleute.

Greenpeace meinte allerdings schnell zu wissen, dass "Green Goal" nur ein grünes Feigenblatt gewesen sei. In der Berechnung zur Klimaneutralität war nämlich nur der CO2-Ausstoß in Deutschland und nicht die Anreise der zahlreichen Fans aus dem Ausland enthalten.

Da in der Marathonszene fast nur Läufer und als Fans allenfalls Familienmitgleider durch die Welt düsen, vertragen sich die Ausdauersportler ganz gut mit der Umwelt. Außerdem: Wer fit ist, lässt das Auto eher in der Garage und steigt aufs Rad um. Oder er geht - siehe oben - gleich zu Fuß.

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