"Auto Mobil International" unter dem Eindruck der Klimaschutz-Diskussion

Auf der Leipziger Messe bieten fast alle deutschen Hersteller Autos an, die möglichst wenig Kraftstoff verbrauchen. Alternativen rücken stärker ins Rampenlicht

"Auto Mobil International" unter dem Eindruck der Klimaschutz-Diskussion
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Leipzig ist für die Autoindustrie zu einer Art "Jour Fix" im Autofrühling geworden. Noch bis heute zeigen die rund 500 Aussteller aus 21 Ländern auf der Messe "Auto Mobil International" (AMI) ihre Neuheiten. Leipzig bietet sogar - nur wenige Wochen nach dem Genfer Salon - zwei Weltpremieren, eine Europa-Premiere und 133 erstmals in Deutschland präsentierte Modelle.

In diesem Jahr steht die Messe ganz unter dem Eindruck der Klimaschutz-Diskussion und des Kohlendioxid (CO2)-Ausstoßes.

Die stark publikums- und käuferorientierte Messe will den Besuchern Lösungen anbieten. Deshalb haben fast alle deutschen Anbieter Modellvarianten ins Scheinwerferlicht gerückt, die möglichst wenig Sprit verbrauchen und möglichst wenig klimaschädliches CO2 produzieren.

Patentlösungen sind zwar weiterhin nicht in Sicht, aber auch ein Bündel von Maßnahmen kann eine ganze Menge bewirken. Industrieseitig sind viele Motoren schon sparsam ausgelegt und die Karosserien luftwiderstandsreduziert. Immerhin verringerte sich der Schadstoffausstoß der Autos laut einer in Leipzig vorgelegten Dekra-Studie in den vergangenen zwanzig Jahren um bis zu 99 Prozent.

Aber die verbesserte Sicherheit (teilweise durch gesetzliche Auflagen bedingt) und Komfortwünsche der Kundschaft sorgen für Gewichtszunahme und brauchen Kraftstoff. Vor allem schwere SUVs und Vans, aber auch hochmotorisierte Luxuslimousinen bremsen den Fortschritt.

An dieser Entwicklung kann auch die Hybridtechnik nicht viel ändern, solange große Fahrzeuge überwiegend auf Langstrecken und mit hohen Geschwindigkeiten auf Autobahnen eingesetzt werden. Nicht zuletzt müsste der Durchschnittsfahrer, der nach Berechnungen des TÜV bis zu 30 Prozent Einsparpotenzial bietet, geschult, wenn nicht sogar umerzogen werden.

Freilich tut sich auch auf der Fahrzeugseite einiges. VW beispielsweise mit der Modellreihe Blue Motion: Nach dem Polo mit 102 Gramm CO2 pro Kilometer führen die Wolfsburger die Mittelklasse-Limousine Passat und die Kombiversion Variant ein. In Leipzig haben sie Deutschland-Premiere - mit Verbräuchen im EU-Zyklus von 5,1 und 5,2 Liter pro 100 Kilometer.

BMW präsentiert den mit 4,7 l/100 km besonders sparsamen 118 d. Der Dieselmotor hat jetzt 143 PS, doch Auto-Start-Stop-Funktion, Schaltpunktanzeige, Bremsenergie-Rückgewinnung und andere Maßnahmen machen den niedrigen Verbrauch möglich. Ähnlich wirtschaftlich und dabei durchzugsstark gibt sich der Mini Cooper D mit 1,6-l-Turbodiesel und 110 PS. Seine "Eckdaten": nur 4,4 l/100 km und 118 Gramm CO2 pro Kilometer.

Beim 1,4-l-Benziner mit 95 PS im neuen Mini One sind es 5,7 l/100 km und 138 g/km. Verbrauchsreduzierungen zeichnen auch die neue Mercedes C-Klasse aus, doch noch mehr hätte es gebracht, wenn etwa die Start-Stop-Automatik früher eingeführt worden wäre. Audi führt sparsamere Kompaktmodelle von A 3 und A 4 mit dem Kürzel "e" ein, aber auf der Bühne steht das neue Coupé A 5 und S 5, das Emotionalität und Fahrspaß vermitteln soll. Wasserstoff-Zukunft

Weiteres Verbesserungspotenzial sehen viele in "grünen Alternativen", angefangen beim Erd- und Flüssiggas bis zum Bio-Ethanol. Diese gelten auch als "Brücken-Technologien" in eine, wenn auch noch ferne Wasserstoff-Zukunft. Eine echte Weltpremiere feiert Ford mit dem Focus CNG.

Erstmals in der Kompaktklasse bieten die Kölner die im Verbrauch preisgünstige Antriebsalternative an. "Ford stellt sich den Herausforderungen des Klimawandels und nimmt seine Verantwortung als Hersteller sehr ernst", betont Ford-Chef Bernhard Mattes.

Schon "heute haben wir zehn Modelle mit weniger als 130 g/km im Programm, drei davon sogar unter 120 Gramm." Das bedeutet laut Mattes, dass Ford in Deutschland die Fahrzeugflotte mit dem geringsten durchschnittlichen CO2-Ausstoß hat. Doch Ford schleppt auch keine Oberklassemodelle oder große Geländewagen in der Palette mit.

Im Ford Focus CNG finden sich fünf Erdgastanks, einer unterflur, vier im Kofferraum, wodurch das Kofferraum-Volumen eingeschränkt wird. Die Tanks fassen zusammen 18 Kilogramm für etwa 300 Kilometer Reichweite. Der Benzintank bleibt im Fahrzeug und sichert weitere 600 Kilometer.

Den Focus CNG gibt es ab 21 535 Euro; der Aufpreis liegt bei 3 275 Euro (C-Max: etwa2 900 Euro), soll sich aber (bei Jahreslaufleistungen von rund 30 000 km amortisieren. Möglich machen es steuerliche Förderung und die Treibstoffersparnis von etwa 50 Prozent gegenüber einem vergleichbaren Benziner und 30 Prozent gegenüber einem Dieselmotor. Wie der Trägerkreis Erdgasfahrzeuge in Leipzig bekanntab, gibt es gut 750 Erdgas-Tankstellen in Deutschland, bis 2008 sollen 1 000 verfügbar sein.

CNG-Technik-Geschäftsführer Klaus Bohn verdeutlichte die herausragende Ersparnismöglichkeit am Beispiel eines Fiat Panda, der 4,2 Kilogramm Erdgas auf 100 Kilometer verbraucht, was etwa 3,50 Euro Treibstoffkosten auf dieser Distanz bedeutet. Ähnliche Kostensenkungen verspricht Autogas.

Hinzu kommen die Vorteile des Flüssiggases, wie geringerer Platzbedarf und preisgünstigere Umstellungsarbeiten am Fahrzeug durch Werkstätten. Außerdem ist das Versorgungsnetz an Tankstellen weitaus besser ausgebaut und damit auch das Nachtanken auch auf Urlaubsreisen beispielsweise durch Frankreich gewährleistet.

In Leipzig lässt sich der Ford Mondeo in drei Karosserievarianten (Stufenheck, Fließheck und Kombivariante Turnier) schon vor dem offiziellen Verkaufsstart am 16. Juni bewundern. Ab nächstem Frühjahr wird der Mondeo Flexi Fuel, also mit Bio-Ethanol-Antrieb (aus nachwachsenden Rohstoffen) ausgeliefert.

Im Focus kostet die bereits im Handel angebotene Flexifuel-Vorbereitung etwa 300 Euro Aufpreis. Auch andere Hersteller, wie Peugeot mit dem 307 SW Bio-Flex, haben Bio-Ethanol-Varianten.

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