Telefone bei Feuerwehr und Polizei in Bonn liefen heiß

Notrufleitungen blieben frei - Stadt hat keine Listen von erdbebensicher gebauten Häusern - "Jeder Mensch nimmt Erschütterungen anders wahr"

Bonn. "Keine Schäden": Diese Bilanz haben Feuerwehr und Polizei übereinstimmend nach dem Erdbeben am Montagmorgen gezogen. Um 7.44 Uhr hatte auch in Bonn die Erde gewackelt.

Das Epizentrum des Bebens mit einer Stärke von 4,8 auf der Richterskala lag nach Angaben der Erdbebenstation Bensberg bei Alsdorf im Kreis Aachen in einer Tiefe von zehn Kilometern. Dass es auch in Bonn zu spüren war, sei bei dieser Stärke normal.

Viele Menschen wurden beim Frühstück von den Erschütterungen überrascht, doch längst nicht jeder hat das Beben überhaupt wahrgenommen. Ein Beamter der Autobahnpolizei Bonn berichtete, die Fensterscheiben hätten zwei bis drei Sekunden gezittert, "und dann habe ich um die Ecke geschaut, um zu sehen, wo der Sattelzug hineingeknallt ist".

Erst als er keinen Laster gesehen habe, sei ihm klar gewesen, dass es wohl ein Erdbeben gewesen sein musste. Ein Kollege in einem anderen Raum der Wache habe dagegen nichts bemerkt.

Für Klaus-Günter Hinzen, Leiter der Erdbebenstation Bensberg, nichts Ungewöhnliches. "Die Wahrnehmung von Erschütterungen ist nicht anders als Hören oder Sehen. Jeder Mensch nimmt Erschütterungen anders wahr; manche sind halt empfindlicher", so Hinzen zum GA. Darüber hinaus komme es darauf an, "in welcher Haltung man ist, wenn die Erde bebt". Im Sitzen oder Liegen merke man Erschütterungen am ehesten.

Heinrich Krüger, er wohnt im siebten Stock eines Gebäudes auf dem Heiderhof, hat sie so bemerkt: "Das Haus schwankte vier Mal hin und her, die Glastüren des Schlafzimmerschrankes sprangen auf."

Vor allem in den ersten Minuten nach dem Beben liefen bei Feuerwehr und Polizei die Telefone heiß. Ein Beamter der Polizeileitstelle sprach von 50 Anrufern; der erste sei um 7.49 Uhr eingegangen. Die Menschen seien besorgt gewesen, aber nicht in Panik verfallen. Die Anrufer hätten gefragt, ob das gerade ein Erdbeben gewesen und ob mit weiteren zu rechnen sei. "Wir haben versucht, die Leute zu beruhigen. Mehr konnten wir nicht tun, schließlich sind wir ja keine Experten", sagte er.

Im Gegensatz zu 1992, als eine Stärke von 5,9 gemessen wurde, seien dieses Mal aber keine Notrufleitungen blockiert worden. Ähnlich sah es bei der Feuerwehr aus; auch dort klingelte wegen des Bebens das Telefon rund 50 Mal. Erdbeben sind nicht präzise vorhersehbar. Hausbesitzer oder Hausbauer können sich aber wappnen, indem sie sich an die Vorgaben der DIN-Norm "Bauten in deutschen Erdbebengebieten" halten.

Gesetzlich vorgeschrieben ist die DIN-Norm 4149 allerdings nicht. Jedem bleibt es selbst überlassen, ob er sich danach richtet oder nicht.

Hinzen hat Zweifel, ob diese Norm tatsächlich angewandt wird. "Das ist kein böser Wille, sondern Nichtwissen", sagt er. In der Bonner Stadtverwaltung gibt es keine Aufstellung, welche Gebäude nach der Norm erdbebensicher gebaut sind. "Kontrolliert wird es nicht", sagte ein Mitarbeiter des Bauordnungsamtes. Sie überprüften die Statiken und anderes, aber nicht die Norm 4149. "Sie verteuert natürlich die Bauten", sagte er.

Das Erdbeben von 1992 hatte in Bonn erhebliche Schäden verursacht. Eine Frau starb sogar vor Aufregung. Im Januar 2000 blockierten besorgte Bürger nach einem Beben der Stärke 3,7 den Notruf der Polizei. Das Epizentrum hatte damals in Wachtberg-Adendorf gelegen, elf Kilometer tief.

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