Historische Beben im Rheinland

Bonn. (piw) Pro Jahr ereignen sich auf der Welt schätzungsweise rund 300 000 Erdbeben; die meisten liegen aber unterhalb der Fühlbarkeitsschwelle. Knapp 95 Prozent erfolgen entlang der Küsten des Pazifik oder zwischen dem Himalaya und dem Mittelmeerraum, so dass das Rheinland im Weltmaßstab als vergleichsweise "erdbebenarmes" Gebiet gilt.

Verglichen mit dem Rest Europas nördlich der Alpen ist es allerdings Teil einer "seismisch aktiven" Zone, in der es öfters stärkere Erdbeben gibt.

Sie erstreckt sich von der belgischen Nordseeküste nach Osten, knickt bei Düsseldorf nach Süden ab und folgt dem Verlauf des Rheins bis nach Südbaden. In diesem Gebiet und in der Schwäbischen Alb treten die stärksten Erdbeben nördlich der Alpen auf.

Wie der Geologische Dienst NRW in Krefeld mitteilt, lässt sich eine ganze Reihe anhand historischer Quellen belegen - so ereignete sich 1223 ein Beben, dessen Epizentrum in Köln lag, 1348 in Altenberg, 1673 in Rolandseck.

Gleich fünf schwere Erdbeben gab es zwischen 1755 und 1760 in der Region um Aachen und Düren. Das schlimmste kam am 18. Februar 1756: Es war das stärkste Erdbeben, das es bis dahin in Deutschland gegeben hatte, und noch in London, Halle und Straßburg zu spüren.

Die Schäden waren immens: Der Turm der Aachener Augustinerkirche geriet in Schräglage und musste später abgerissen werden. In der Kaiserstadt brachen mehrere Häuser zusammen, 300 Schornsteine stürzten herab, zwei Menschen kamen ums Leben.

Eine Kaserne in Jülich wurde zerstört, "klaffende Spalten" entstanden in der Stadtmauer von Düren und in den Wänden von Schloss Nideggen und des Klosters Wenau. Ein Turm der Stadtmauer von Bad Münstereifel stürzte ein.

Bis in den Mai hinein gab es immer wieder Nachbeben. Aus Angst vor einem möglichen Einsturz ihrer Häuser sollen viele Einwohner der betroffenen Gegenden damals wochenlang in leichten Hütten auf freiem Feld gehaust haben - das Februarwetter geriet seinerzeit gottlob relativ mild.

236 Jahre sollte es dauern, bis das "Roer~mond-Beben" vom 13. April 1992 den unangenehmen Rekord von 1756 übertraf. Das heißt nicht, dass die Erde bis dahin völlig ruhig blieb.

Die Forscher verzeichnen wackelnden Grund für 1828 (Epizentrum: Aachen), 1841 (Köln), 1873 und 1877 (beide Male Herzogenrath). Besonders heftig geriet es im Jahre 1878, ausgehend von Tollhausen bei Elsdorf: Giebel stürzten ein, ein Mensch starb.

Auch das 20. Jahrhundert blieb - lange vor dem Roer~mond-Beben - nicht verschont: 1950 und 1951 gab es Erdbeben unter Euskirchen. Das zweite lag auf der Richter-Skala bei 5,2 und war somit erheblich stärker als das Beben vor acht Tagen.

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