Elstern und Krähen ahnten das Beben voraus

Am 13. April 1992 riss ein Erdstoß der Stärke 5,9 auf der Richterskala die Menschen im Rheinland aus dem Schlaf - Forscher: Vorhersagen sind noch immer nicht möglich - Warnsystem nur bei Tieren

  Schwere Schäden  gab es bei dem Beben am 13. April 1992 auch in Bonn.

Schwere Schäden gab es bei dem Beben am 13. April 1992 auch in Bonn.

Foto: dpa

Düsseldorf. (dpa) Dachziegel krachen auf flüchtende Menschen, von den Spitzen des Kölner Doms fallen eineinhalb Meter große Stein-Ornamente in die Tiefe und reißen ein großes Loch ins Dach des weltberühmten Gotteshauses. Viele Menschen geraten in Panik, die Behörden zählen 40 Verletzte. Vor zehn Jahren, am 13. April 1992, riss im Rheinland das schwerste Erdbeben in Mitteleuropa seit mehr als 200 Jahren um 3.20 Uhr nachts die Menschen aus dem Schlaf. Das Beben erreichte 5,9 auf der Richterskala und dauerte 15 Sekunden.

Die Versicherungswirtschaft berechnete die Schäden auf etwa 100 Millionen Mark. Am stärksten betroffen war Heinsberg bei Aachen. Dort wurden 25 Menschen, die sich auf die Straße geflüchtet hatten, durch herunterfallende Dachziegel verletzt und mehr als 60 Häuser stark beschädigt. Bei der Polizei meldeten sich zahlreiche besorgte Bürger, die von einem Bombenattentat ausgingen. In Bonn erlitt eine 79-jährige Rentnerin einen Schock und starb an Herzversagen.

Heute würde ein neuer schwerer Erdstoß die Bevölkerung erneut ohne Vorwarnung treffen, berichtet der Seismologe Klaus-Günter Hinzen von der Erdbebenstation Bensberg. Seit 1952 werden dort Erdbewegungen im Rheinland von Wissenschaftlern erfasst und analysiert. Trotzdem seien Vorhersagen von Erdbeben noch immer nicht möglich. Kleinere Beben sind im Rheinland alltäglich: Im vergangenen Jahr registrierten die Bensberger Forscher 175 leichte Erdstöße. Teilweise sind sie durch Bergbau verursacht und haben nichts mit tektonischen Bewegungen zu tun.

Seit dem starken Beben von 1992 seien frühere statistische Prognosen starker Beben in Frage gestellt worden, sagt Hinzen. Neue Quellen zu historischen Beben deuteten darauf hin, dass diese stärker waren als bislang angenommen. Einige Erdbebenforscher schätzen das Risiko eines schweren Bebens im Rheinland heute stärker ein als vor zehn Jahren.

Nach einer jüngeren Studie ist statistisch gesehen alle 4 900 Jahre im Rheinland ein schweres Beben mit einer Stärke von mehr als 6,3 zu erwarten. Andere Forscher bezweifeln dies. Wenn die Erde bebt, sollten Bürger bei der Erdbebenwarte anrufen, sagt Hinzen. Die Hinweise gingen in die Forschung ein. Die Forscher könnten sich dann auch mit der Polizei in Verbindung setzen. Der beste Schutz gegen Schäden sei erdbebensicheres Bauen.

Das einzige Warnsystem scheinen nach wie vor nur Tiere zu besitzen. So berichteten Nachtschwärmer 1992, dass Elstern und Krähen bereits Minuten vor dem Erdbeben mit lautem Geschrei aufgeflattert seien.

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