Die erdbebensichere Schlafstätte

Ein Bonner Wissenschaftler sucht weltweit Abnehmer für seine patentierte Erfindung

Bonn. (jr) Nein, es ist kein Karnevalsscherz: Wenn die Erde bebt, muss der friedliche Schläfer künftig nicht mehr um sein Leben fürchten. Professor Hans-Joachim Kümpel vom Geologischen Institut der Universität Bonn bekam jüngst in Deutschland ein Patent auf ein erdbebensicheres Bett. Kümpels Erfindung klingt im von Erdbeben vergleichsweise wenig bedrohten Deutschland skurril, hat aber einen ernsten Hintergrund. Eine der größten Gefahren im Falle eines Bebens geht nämlich von einstürzenden Decken- oder Wandteilen aus, die die Betroffenen unter sich begraben.

Menschen verbringen fast ein Drittel ihres Lebens im Bett. Zu verhindern, dass ihnen dabei die Decke auf den Kopf fällt, hat sich Professor Kümpel zum Ziel gesetzt. "Ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema Erdbeben, da lag es nahe, dass man sich Gedanken macht, wie man Menschen schützen kann", sagt Kümpel.

Noch vor wenigen Jahren dachten Wissenschaftler, sie könnten irgendwann Erdbeben vorhersagen. "Aber die Vorhersagen klappen nicht", weiß Kümpel. Darüber hinaus wären erdbebensichere Häuser die beste Lösung. Aber auch das erwies sich als nicht ganz so einfach und zudem recht teuer.

Das erdbebensichere Bett sieht im Normalzustand aus, wie ein Bett eben aussieht - eher unauffällig. Doch unter dem eigentlichen Bett ist die Technik verborgen, die dem Schläfer im Ernstfall das Leben retten soll. Ein einfacher Sensor registriert starke Beschleunigungen - ähnlich dem Sensor, der im Auto dazu führt, dass in Sekundenbruchteilen der Airbag aufgeblasen wird.

Wie von Geisterhand bewegt, fährt dann an beiden Längsseiten des Bettes eine Stahlkonstruktion heraus, die sich zu einem zylinderförmigen Käfig zusammenfügt. Der Stahlkäfig schützt den Schlafenden vor herunterfallenden Gebäudeteilen. Um die Schlafstätte auch gegen Steine oder Gegenstände abzusichern, werden in dem entstandenen Schutzraum zusätzlich Airbags aufgeblasen. Sogar gegen Brandgefahr kann sich der Schläfer wappnen mit Hilfe einer feuerfesten Plane.

Dank seiner durchdachten Konstruktion ist das Bett nur wenig größer als normal. Obwohl er damit in eine Marktlücke stößt, fand Kümpel bislang noch keine Firma, die das erdbebensichere Bett produzieren möchte. "Ich habe über Agenturen versucht, hierzulande Kooperationspartner zu finden, musste aber feststellen, dass in Deutschland kein Markt für ein solches Produkt existiert", sagt Kümpel.

Ganz billig wird das Bett nicht werden. Der Preis hänge zwar von der Stückzahl ab, aber Kümpel schätzt, dass das Bett so viel Geld wie ein Computer kosten wird. Momentan versucht der Geophysik-Professor daher, auch in Japan oder den USA fündig zu werden - Länder, in denen die Erdbebengefahr weit größer ist.

Informationen zum erdbebensicheren Bett gibt es im Internet unter www.quake-shell.com

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