Taschendiebe auf dem Weihnachtsmarkt Bonner Polizei warnt - und verstärkt Kontrollen

BONN · Im Advent steigt die Zahl der Taschendiebstähle sprunghaft an. Die Bonner Polizei verstärkt ihre Kontrollen rund um den Weihnachtsmarkt

Der Erste lenkt das Opfer ab, der Zweite stiehlt Portemonnaie oder Smartphone, und der Dritte macht sich mit der Beute davon. Wenn auf Weihnachtsmärkten, in Kaufhäusern, Bussen oder Bahnen und auf Rolltreppen dichtes Gedränge herrscht, müssen Besucher besonders vorsichtig sein. Denn gerade in der Vorweihnachtszeit haben Taschendiebe Hochsaison.

Diesem Trend will die Polizei entgegenwirken. "Wir wollen Diebstähle verhindern und jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stehen", sagte am Montag Thomas Ill von der Wache Gabi.

Deswegen werden in den kommenden Wochen verstärkt uniformierte Streifen und Zivilfahnder unterwegs sein. Insgesamt sind es rund 30 Beamte der Einsatzhundertschaft, die das Geschehen rund um den Bonner Weihnachtsmarkt im Auge haben werden. Außerdem gibt es als zentrale Anlaufstelle die "Wache Weihnachtsmarkt" neben dem Hauptportal des Münsters.

Die Zahlen in Sachen Taschendiebstahl sind alarmierend: 2011 gab es im Stadtgebiet, in Bad Honnef, Königswinter und dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis insgesamt 2200 Fälle. "Dieses Jahr liegen wir ein wenig darunter, ich gehe aber davon aus, dass wir Ende des Jahres ähnlich hohe Zahlen haben", sagte Kriminalhauptkommissar Reinhold Jordan.

Noch liegt die gesamte Vorweihnachtszeit vor den Beamten. Dann steigen die Zahlen bekanntermaßen an: Laut Polizei gab es 2011 in der Innenstadt in der Vorweihnachtszeit rund 50 Taschendiebstähle pro Woche. Anfang Dezember waren es sogar 51 Taten an nur einem Wochenende. 95 Prozent der Opfer sind Frauen.

Zum Vergleich: In den vergangenen beiden Wochen - der Weihnachtsmarkt war noch nicht oder erst kurze Zeit geöffnet - schlugen Taschendiebe bisher 23 Mal zu. Das erste Weihnachtsmarkt-Wochenende war laut Polizeihauptkommissar André Bartnick allerdings ruhig.

Die Aufklärungsquote ist mit fünf Prozent sehr niedrig: "Häufig wird der Diebstahl erst bemerkt, wenn man die Geldbörse das nächste Mal braucht, zum Beispiel im Bus oder in einem Geschäft", sagt Jordan. So komme es, dass man keine Angaben zum Täter machen könne und die Anzeige mit "zeitlichem Verzug" aufgegeben werde. Somit sinken die Chancen, die Täter zu ergreifen.

Von den Taschendieben, die festgenommen werden, stammen laut Jordan "mehr als 50 Prozent aus Südosteuropa, aus Rumänien oder Bulgarien". Sie wohnten in Deutschland entlang der Rheinschiene oder seien zu Besuch. In die Innenstadt kommen sie meistens mit Bus und Bahn.

Das Vorgehen ist meistens gleich: Die Diebe treten in Gruppen von zwei bis drei Personen auf. Der Erste lenkt das Opfer ab, zum Beispiel indem er es mit Ketchup beschmutzt oder anspricht. Der Zweite greift zu und gibt die Beute an den Dritten weiter.

Wie Sie sich am besten vor Taschendieben schützen:

  • Handtaschen sollten immer geschlossen, eng am Körper gehalten und niemals unbeaufsichtigt gelassen werden.
  • Beim Einkaufen oder Bummeln sollte nur so viel Geld mitgenommen werden, wie gebraucht wird. Auch EC- und Kreditkarten sollten nur eingesteckt werden, wenn es nicht anders geht.
  • Was mitgenommen wird, sollte am Körper getragen werden, am besten in Gürteltaschen oder Brustbeuteln.
  • Wer Hand- oder Umhängetaschen dabei hat, sollte darauf achten, dass die Verschlussseite zum Körper zeigt.
  • Bei einem Menschengedränge und in anderen unübersichtlichen Situationen sollte noch stärker auf Wertsachen geachtet werden.
  • Wer Opfer eines Taschendiebstahls geworden ist, sollte sämtliche Karten sofort sperren lassen und den Vorfall zügig der Polizei melden.
  • Wer einen Taschendiebstahl beobachtet hat, sollte andere Personen zur Mithilfe auffordern, sich um das Opfer kümmern, sich Tätermerkmale einprägen und sich anschließend als Zeuge zur Verfügung stellen.
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