Kammermusiksaal Bonn Susanne Kessel spielte Benefiz-Konzert für das GA-Weihnachtslicht

BONN · Anfang und Ende von Susanne Kessels Benefiz-Klavierabend für die Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses waren von Mondschein beglänzt.

 Musik und "Liquid Image": Susanne Kessel spielt vor Bildern von Peter Hölscher.

Musik und "Liquid Image": Susanne Kessel spielt vor Bildern von Peter Hölscher.

Foto: Hölscher

Claude Debussys zart und fragil gespielte Klavierträumerei "Claire de Lune" zur Eröffnung und der erste Satz aus Ludwig van Beethovens Mondscheinsonate als erste Zugabe umrahmten einen inspirierenden Abend, der dem Andenken an den großen, vor 20 Jahren verstorbenen französischen Komponisten Olivier Messiaen gewidmet war.

Mondschein-Prä- und Postludium passten ganz wunderbar zu Stimmung und Konzept des gesamten Konzertes, dessen besondere, weit über einen traditionellen Klavierabend hinausgehende Dramaturgie Susanne Kessel ganz exklusiv für diesen Anlass komponiert hatte.

Eine zentrale Idee ihres Konzeptes bestand darin, Messiaens Musik mit Bildern zu konfrontieren, was insofern seine tiefe Berechtigung hat, als der Komponist Synästhetiker war: Sein inneres Auge übersetzte gleichsam jeden Klang in Farbe.

Neben dem Klavier hatte Kessel also eine Leinwand aufgestellt, auf der jedoch nicht einfach ein adäquates Farbenpotpourri zu sehen war, sondern ein durchaus der Musik gleichberechtigtes visuelles Kunstwerk.

Der aus Leverkusen stammende Peter Hölscher zeigte zur Musik sein Liquid Image "Idol en Amen", das aus unscharfen, farbigen Fotografien der Kirche Notre Dame de Paris besteht, die unmerklich ineinander übergehen. Als er die Aufnahmen gemacht habe, erzählt Peter Hölscher, habe in der Kirche jemand Musik von Messiaen gespielt.

Auf der Leinwand sah man fotografische Effekte, die mitunter an Gerhard Richters Bilderwelten erinnerten und im Zusammenspiel mit der Musik eine ganz besondere Intensität erhielten.

Und umgekehrt: Auch das musikalische Erlebnis intensivierte sich in dem völlig abgedunkelten Raum, dessen einzige Lichtquellen die Leinwand und der schwache Schimmer der Klavierlampe blieben. Den Messiaen-Abschnitt begann Susanne Kessel mit dessen erstem Prélude "La Colombe", das noch sehr den Einfluss des von ihm verehrten Claude Debussy verrät.

In der leidenschaftlich und technisch virtuos gespielten "Ile de feu I" (Feuerinsel), worin einfache rhythmische und melodische Floskeln der Papuas auf Neuguinea eine Metamorphose zu hochkomplexer Musik durchlaufen, erlebte man die unverkennbare Handschrift des Komponisten.

Susanne Kessel zeigte mit "Regard du Père" aus den "Vingt regards sur l'Enfant-Jesus", mit "La Grive Musicienne" und "Regard de la Croix" noch weitere Aspekte aus dem Klavierschaffen Messiaens, das sie im ersten Teil mit einigen, von Band abgespielten Klanginstallationen des französischen Klangkünstlers Leon Milo kontrapunktierte.

Ein weiteres Intermerzzo war Toru Takemitsus Messiaen-Hommage "Rain Tree Sketch II". Mit Leon Milos Gong-Schlägen aus dessen "Gongscape" endete dieser Teil höchst eindrucksvoll. Den zweiten Teil eröffneten dann vertraute Klänge von Ludwig van Beethoven, dessen Klaviersonate op. 13 in c-Moll, die Pathétique, Susanne Kessel mit viel Expression spielte.

In ihrer souveränen Interpretation machte sie spürbar, dass Beethoven sich den Sturm-und-Drang-Leidenschaften eines Carl Philipp Emanuel Bach verpflichtet fühlte.

Schärfer als mit Galina Ustvolskayas sechster Klaviersonate hätte der Kontrast hinterher nicht ausfallen können. Eine bis zur Schmerzgrenze geführte Dynamik und breite Klangflächen dominieren das Werk, wobei sich in Kessels Interpretation gleichwohl deutliche Konturen abzeichneten.

Nach György Kurtágs "Leisem Gespräch mit dem Teufel" endete der offizielle Teil mit John Cages meditativ verhangenem Stück "In a Landscape", das von Hölschers Liquid Image "Black // White" auf der Leinwand begleitet wurde.

Es zeigt übrigens Susanne Kessel,am Flügel "In a Landscape" spielend. Nach Beethovens Mondscheinsonaten-Satz und einer weiteren Zugabe von Kessels Lehrer Peter Feuchtwanger hinterließ der Abend ein tief beeindrucktes Publikum im sehr gut besuchten Kammermusiksaal.

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