Spendenaktion Senioren helfen einander in der Not

Bedürftige in Bonn und der Region sind gerührt von der großen Solidarität bei der Aktion Weihnachtslicht.

 Viele Senioren sind allein und fühlen sich einsam. Deshalb bedeutet ihnen eine gute Nachbarschaft sehr viel. Denn so können sich die Rentner gegenseitig helfen und motivieren.

Viele Senioren sind allein und fühlen sich einsam. Deshalb bedeutet ihnen eine gute Nachbarschaft sehr viel. Denn so können sich die Rentner gegenseitig helfen und motivieren.

Foto: dpa

Armut im Alter führt häufig zu Isolation und Einsamkeit. Senioren können finanziell nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen - viele schämen sich auch, unter Leute zu gehen, weil sie nur alte und zerschlissene Kleidung haben. "Ich habe immer penibel auf mein Äußeres geachtet, auch wenn wir nie viel Geld hatten", sagt die Henneferin Ella M., "aber mit der Grundsicherung kann ich mir kein neues Teil kaufen."

Es sind diese und andere Schicksale, die Mitarbeiter des General-Anzeigers bei den Besuchen bedürftiger Senioren in Bonn und der Region hören. Sie sind dankbar für die Unterstützung durch die großzügigen Spender der Aktion Weihnachtslicht - oft fließen auch die Tränen.

Gerührt war auch Annelise M. aus Bonn. In Norddeutschland geboren, kam sie der Liebe wegen 1958 in die damalige Hauptstadt. Sie ist Mutter von drei Töchter, arbeitete als Hauswirtschafterin und 36 Jahre lang auch mit Leidenschaft als Tagesmutter. 1993 starb ihr Mann und 1996 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert.

Neben den eigenen privaten und gesundheitlichen Schicksalsschlägen kamen auch Sorgen über die Krebserkrankung einer ihrer Töchter dazu. So ist es Annelise M. bis heute ein Bedürfnis, trotz des sehr bescheidenen Lebenswandels auch immer für andere da zu sein.

Dabei vergisst die 80-Jährige gerne, auch hin und wieder an sich zu denken: Vor vier Wochen ist sie bei der Grabpflege für ihre Nachbarin sehr schwer gestürzt und hat sich die Hand und die Nase gebrochen. Nur auf Drängen hat sie sich ins Krankenhaus begeben. Besonders froh ist die Bonnerin über die gute Nachbarschaft und dass sie gegenseitig regelmäßig nach dem Rechten schauen.

Annelise M.lebt in Poppelsdorf in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung. Gerade einmal 200 Euro bleiben der Seniorin monatlich übrig. Da fällt das Sparen auf größere Anschaffungen besonders schwer.

"Von der finanziellen Unterstützung der Aktion Weihnachtslicht schaffe ich mir als erstes einen neuen Kühlschrank an. Meiner ist schon mehr als 30 Jahre alt und funktioniert nicht mehr richtig", sagt sie. Aber auch ganz alltägliche Dinge möchte sie von dem Geld kaufen: So benötigt sie beispielsweise spezielle Stütz-Unterwäsche. (mga)

Ob Margret W. auch ohne den heftigen Familienstreit krank geworden wäre, weiß sie nicht. Eigentlich fing alles mit einer Lappalie an und endete mit einem Fiasko. Es ging um eine Muttertagsfeier, die der neuen Schwiegertochter nicht zusagte, erzählt die heute 70-Jährige.

Über die ganzen Streitigkeiten sei schließlich der Kontakt zu ihrem Sohn abgebrochen. Über die seelische Belastung stieg der Blutdruck der Bonnerin in gefährliche Höhen. Sie wurde krank und konnte ihren Beruf als Bäckereifachverkäuferin nicht mehr ausüben.

Mit der darauffolgenden dauerhaften Arbeitsunfähigkeit hat sich das Leben von Margret W. drastisch verändert. Die Frühverrentung bedeutete für die Bonnerin, mit der Grundsicherung auskommen zu müssen. Die Tochter war zu dem Zeitpunkt eine gute Schülerin an einer privaten Schule, die Margret W. nun aber nicht mehr bezahlen konnte.

Für das Mädchen fand sich glücklicherweise eine Förderung, so dass sie die Schule beenden konnte. Als die Tochter zum Studium aus Bonn wegzog, fand die Mutter eine kleine Wohnung in Bad Godesberg. Mit einfachen Mitteln, aber mit viel Geschick und Geschmack, richtete sie sich die beiden Räume hübsch ein und lernte, auf ihre Gesundheit aufzupassen.

Doch das Geld bleibt knapp. Über die Unterstützung durch die Aktion Weihnachtslicht hat sie sich somit riesig gefreut: Mit dem Geld will sie sich einen neuen Staubsauger kaufen und etwas für Notzeiten zurücklegen. "Falls man mal etwas braucht, wie eine neue Matratze oder wenn die Waschmaschine kaputtgeht." (rep)

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