Kliniken Spezial Check-Up-Medizin kombiniert Früherkennung und Prävention

Experten zufolge sollte ist aufgrund einer immer älter werdenden Gesellschaft ein Paradigmenwechsel weg von der kurativen hin zur präventiven Medizin unabdinglich. Prof. Dr. Uwe Nixdorff hat das erkannt setzt bei seinen Patienten auf Früherkennung.

Termine von morgens bis abends – aber diesmal nicht im Meeting, sondern Blut- und Stuhluntersuchungen, Tests auf Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko und obendrein eine dreidimensionale Darstellung des ganzen Körpers, um die Gefäße, den Bewegungsapparat und innere Organe zu untersuchen. So können sich Geschäftsleute und Privatpersonen einen Standard-Check-Up im European Prevention Center (EPC) vorstellen. Zwischen den einzelnen Untersuchungen entspannen sie in ihrer eigenen Lounge, bevor sie einen Fitnesstest – die sogenannte Ergospirometrie – absolvieren. Am Anfang und am Ende stehen ausführliche Gespräche mit Prof. Dr. Uwe Nixdorff, der das EPC in Düsseldorf leitet. Er zeigt die Befunde auf einem Flachbildschirm, erläutert seine Diagnose und berät den Kunden, ob und wie er seinen Lebensstil ändern sollte, um seine Gesundheit positiv zu beeinflussen. Alle Bilder und Ergebnisse werden danach auf einer CD-ROM mitgenommen und können mit anderen Ärzten, Fitnesstrainern und Ernährungsberatern besprochen werden. „Die Kunden bekommen einen Tag lang einen Einblick in sich selbst. Wichtig ist uns eine Beziehung auf Augenhöhe, deshalb gehe ich zur Besprechung auch in die Lounge und bitte die Kunden nicht in mein Büro“, führt Nixdorff aus.

Prävention lautet das große Schlagwort, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. „Kinder, die heute geboren werden – vor allem Mädchen – haben eine Lebenserwartung von 100 Jahren. Heute werden Menschen alt, aber nicht selten krank alt. Die Mortalität sinkt, während die Morbidität steigt. Daher ist eine sogenannte Morbiditätskompression das vornehme Ziel präventiver Maßnahmen. Vieles kann vermieden werden, wenn man die Erkenntnisse, die wir heute ausreichend haben, auch konsequent umsetzt“, sagt Nixdorff. Er fordert, dass der Paradigmenwechsel weg von der kurativen hin zur präventiven Medizin richtig umgesetzt wird. Die Menschen kommen in ein Präventionszentrum, obwohl sie keine Beschwerden haben. Sie wollen wissen, wo sie gesundheitlich stehen, um Erkrankungen gar nicht erst entstehen zu lassen. Dieses Umdenken muss nach Nixdorff noch stärker stattfinden: „Die meisten gehen nicht zum Arzt, wenn sie nichts haben. Aber es ist eben so, dass es bei den meisten Infarkten vorher keinerlei Beschwerden gab.“ Die Herzkranzgefäße seien verkalkt, und plötzlich gingen sie ohne Vorwarnzeichen zu. Warten auf Symptome ist kein ausreichendes Vorgehen, da das erste Symptom oft bereits Herzinfarkt und Tod ist. „Dann ist es oft zu spät“, so Nixdorff. Er weiß: „Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße. Aber eine vorzeitige Alterung ist reversibel. Durch das perfekte Maß an körperlicher Aktivierung, Gewichtsreduktion und Entspannung kann alles wieder ins Lot kommen.“ Und das ist wichtig, denn: Nach einem Herzinfarkt erreiche ein Drittel der Patienten gar nicht mehr das Krankenhaus, und wenn doch, sterbe ein Drittel in den ersten Tagen. Nur ein Drittel überlebe den Infarkt.

Zuerst macht sich der Kardiologe und Sportmediziner ein Bild von den Risikofaktoren: Rauchen, erhöhtes Cholesterin, Bluthochdruck, Diabetes, Erkrankungen in der Familie, Stress. „Nur wenn das Risiko hoch ist, wenden wir unter anderem auch die Computertomografie an, um eventuell bereits vorliegende Vorstufen einer Arterienverkalkung festzustellen. Dadurch setzen wir den Kunden nicht unnötig einer Strahlenbelastung aus.“

Immer mehr Menschen erleben einen solchen Präventions-Tag auf Kosten ihres Arbeitgebers: „Firmen wie Haniel, die Metro Group oder die Brauerei Warsteiner finanzieren Untersuchungen bei uns als Motivation und Belohnung für ihre Mitarbeiter“, erklärt Nixdorff. Er hat während seiner Zeit als Oberarzt an der Uniklinik Erlangen viele Erfahrungen mit High-Tech-Bildgebung gesammelt: „Mir wurde klar, wie sinnvoll etwa eine Früherkennung mittels Ultraschall, Magnetresonanztomografie und/oder Computertomografie für die Prävention ist. Dadurch lassen sich sehr frühzeitig erste Veränderungen in den Adern entdecken, lange bevor sie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall verursachen können – und man steuert mit intensiver Lebensstilmodifikation oder/und Medikamenten wie Statinen, Aspirin und anderen dagegen.“

Uwe Nixdorffs Einschätzung nach ließen sich die meisten Krankheiten vermeiden, wenn die Menschen sich regelmäßig untersuchen lassen (könnten) und sich gesund verhalten. „Wie große Studien zeigen konnten, sind 80 Prozent der Herzinfarkte Folgen ungesunden Lebens und damit vermeidbar. Es hat sich eine Passivität in unser System geschlichen, die unbedingt einer Aktivität weichen muss.“ Es bedarf daher einer aktiven Lebenseinstellung, um gesund zu werden, zu sein und zu bleiben. Prof. Dr. Uwe Nixdorff hält nichts davon, sofort den Rezeptblock zu zücken – sofern der Kunde etwas mit der Umstellung seines Lebensstils bewirken kann. „Bewegung, Ernährung und psychomentale Balance sind die drei Schwerpunkte, auf die es ankommt. Welcher der individuelle Schwerpunkt ist, stellt sich im Laufe des Check-Ups heraus.“ Beim Medical Coaching leitet der Mediziner die Kunden an. Auch nach einer Weile werden die modifizierbaren Bausteine noch einmal kontrolliert. „Das ist zum einen ein Anreiz, weiterzumachen, zum anderen aber auch eine Bestätigung, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. In diesem Rahmen finden auch immer wieder kleine Nachberatungen statt.“

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