Bonner Prinzenpaar „Mir all sin Bönnsche“

„Mir all sin Bönnsche“ ist das diesjährige Sessionsmotto: Und wer könnte das besser verkörpern, als der „Immi-Prinz“ Thomas I. (Zimmermann) und die „Eingeborenen-Prinzessin“ Bonna Anne-Christin I. (Mittrich geborene Leyer)?

 Prinz Thomas I. (Zimmermann) und Bonna Anne-Christin I. (Mittrich) FOTO: KBL

Prinz Thomas I. (Zimmermann) und Bonna Anne-Christin I. (Mittrich) FOTO: KBL

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Ihre beruflichen Wirkungsstätten, die Tanzschule Lepehne-Herbst und das Studierendenwerk liegen nur wenige Meter voneinander entfernt. Wo hat sich denn das amtierende Prinzenpaar kennengelernt?

Thomas Zimmermann: Tatsächlich hier in der Tanzschule. Unsere Wege haben sich schon öfter gekreuzt, entweder hier, wo Anne-Christin einen Tanzkurs mit ihrem Ehemann Daniel gemacht hat, oder als „Brautpaar“ bei dem Impro-Theater „Hochzeit auf rheinisch“. Außerdem kennt man sich in Bonn, das sind meist kurze Wege und viele Verbindungen. Sie wissen schon: Der kennt jemanden, der jemanden kennt, der wiederum bei jemanden arbeitet, der verwandt ist und so weiter ...

Frau Mittrich, Herr Zimmermann, liebe Bonna, lieber Prinz – wie spreche ich Sie eigentlich korrekt an?

Anne-Christin Mittrich: Prinz und Bonna, bitte. Die Ursprünge der „Bönnschen Prinzessin“ gehen bis ins Jahr 1928 zurück, damals gab es den „Hanswurst“ mit seiner Freudgöttin „Laetitia“. Aus dieser Figur erwuchs die „Bonna“. Aufgrund der Homophobie der Nationalsozialisten wurde sie aber schnell nicht mehr von einem Mann, sondern von einer Frau dargestellt. Das hat man – so weit ich gehört habe – ohne viel nachzudenken nach Ende des 2. Weltkriegs einfach beibehalten. Inzwischen hat sie sich aber endgültig in die Herzen der Bonner geschlichen und steht heute für selbstbewusste Frauen und den karnevalistischen Frohsinn in Bonn.Zimmermann: Als klar war, dass ich Prinz werden würde, habe ich mich gewundert, dass ich Thomas I. heißen soll: Aber tatsächlich gab es in der gesamten Ära der Bonner Regentschaft noch nie einen Thomas, nur 1961 einen Tom I.

Ihr Amt ist stressig und teuer – warum tun Sie sich das an?

Zimmermann: Sicherlich ist es für Außenstehende nicht immer nachzuvollziehen, warum man zum Aushängeschild des Bonner Karnevals werden will und dabei auch noch einige Kosten selber trägt. Ich selbst komme aus Ettlingen bei Karlsruhe, bin also gebürtiger Badener und habe schnell den rheinischen Karneval lieben und schätzen gelernt. Das Gemeinschaftserlebnis, mit den anderen und für die anderen, feiern, lachen und für einige Zeit die Alltagssorgen zu vergessen, genau das ist es, was den Karneval hier ausmacht. Das rheinische Lebensgefühl verbindet auf unnachahmliche Weise den sprichwörtlichen „Spass an d’r Freud“ und soziales Engagement. Diesen Brauch weiterzutragen und gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Helfern anderen näher zu bringen, erfüllt mich mit Stolz.

Mittrich: Aus Liebe, Leidenschaft und Herzblut zum Karneval. Ich bin seit dem zweiten Lebensjahr im Karneval aktiv und Bonna sein zu dürfen, ist für mich persönlich das schönste Amt überhaupt. Man lernt die Stadt nochmal von einer ganz neuen Seite kennen.

Was empfehlen Sie denn Neulingen? Wo sollte man hingehen, um Zugang zum Karnevalsbrauchtum zu finden?

Zimmermann: „Drink doch ene met“, beschreibt es, glaube ich, am besten. Damit meine ich aber nicht das Glas Kölsch, sondern die Stimmung, das Gefühl: Egal wer man ist, woher man kommt, man gehört direkt, ohne Wenn und Aber, dazu.

Mittrich: Stimmt, aber es gibt auch unterschiedliche Karnevalstypen. Dem einen gefällt es eher auf einer Kneipensitzung, andere haben Lust auf große Abendgarderobe bei einer Prunksitzung und wieder andere lieben es, sich bei einer Bürgersitzung aufwendig zu kostümieren. Zum Einstieg in den Straßenkarneval sollte man aber auf jeden Fall den Rathaussturm der Wäscherprinzessin in Beuel anschauen und den Rosenmontagszug auf der richtigen Rheinseite darf man ja ohnehin nicht verpassen.

Dass „Quereinsteiger“ es im Bonner Karneval weit bringen können, sieht man ja an Ihnen, Herr Zimmermann.

Zimmermann: Na klar, ich bin ein gutes Beispiel. Als gebürtiger Badener lag mir das „Jecksein“ nicht unbedingt im Blut; jetzt bin ich leidenschaftlicher Karnevalist und Prinz. Meine karnevalistische Heimat ist das Corps der Stadtsoldaten. Frei nach Loriot: ‚Ein Leben ohne Karneval ist möglich, ist aber sinnlos’.

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