Wirtschaftsmagazin Reine Luft aus Königswinter

Von der kleinen Schlosserei zum Spezialanlagenbauer: KMA Umwelttechnik ist Weltmarktführer für energieeffiziente Abluftfiltersysteme.

 Weltmarktführer: Dr. Holger Wagner posiert vor einem Filtersystem für eine Druckgießmaschine.

Weltmarktführer: Dr. Holger Wagner posiert vor einem Filtersystem für eine Druckgießmaschine.

Foto: KMA UMWELTTECHNIK

Würzige Frikadellen nach traditionellen Rezepten sind eine Spezialität der Kölner Fleischwarenfabrik Hardy Remagen in Köln-Hürth. Doch so begehrt die Fleischspezialitäten, so unbeliebt sind die Nebenerscheinungen der Produktion. Denn Rauch und Gerüche belasten schnell das gute Verhältnis zur Nachbarschaft. Die Frittieranlagen zur Frikadellenherstellung stoßen stündlich viele Tausend Kubikmeter stark riechende und ölige Abluft aus. Keine lästigen Gerüche mehr Häufig werden solche komplexen Abluftströme im Rahmen einer Nachverbrennung behandelt – ein energieintensives und damit teures Verfahren. Die maßgeschneiderte Abluftreinigung, die die KMA Umwelttechnik für die Hürther Frittieranlage konstruierte, arbeitet dagegen mit einem Elektrofilter. „Im E-Filter wird durch eine Elektrode mit geringem Energieaufwand ein starkes elektrisches Feld erzeugt, das die Staubpartikel, Rauch und Aerosole elektrostatisch auflädt.

Diese werden dann von den Kollektorplatten der Filteranlage wie von einem Magneten angezogen. Ein automatisches Reinigungssystem, eine Art integrierter Geschirrspüler, entfernt diese Ablagerungen regelmäßig, so dass ein Filteraustausch nicht notwendig ist“, erläutert KMAGeschäftsführer Dr. Holger Wagner das Prinzip der langlebigen und wartungsarmen KMA-Technologie.

Zudem wurde die Hürther Abluftreinigung mit einer Wärmerückgewinnung zur Nutzung der Energie des Abluftstroms und einer Behandlung mit UV-Licht gegen die Gerüche ausgestattet. Das Ergebnis: Keine lästigen Gerüche, eine Senkung des Energieverbrauchs im Vergleich zu einer konventionellen Nachverbrennung um 80 Prozent und ein Rückgang des jährlichen CO2- Ausstoßes von über 1000 auf 125 Tonnen. Die KMA Umwelttechnik aus Königswinter kann in diesem Jahr bereits auf eine 60-jährige Geschichte zurückblicken: Von der kleinen Schlosserei entwickelte sich das Familienunternehmen schon in den 70er-Jahren zum Anlagenbauer und produzierte zunächst Raucherzeuger für Metzgereien.

Mit zunehmend strengeren Vorschriften zur Reinhaltung der Luft benötigten diese Kunden Rauchfilteranlagen. Doch aufgrund des klebrigen Teers in der Abluft waren herkömmliche Filterverfahren für die Reinigung des Räucherrauchs nicht geeignet. Firmengründer Josef Kurtsiefer hatte die Idee, die aus Anwendungsbereichen wie Kohlekraftwerken bekannten Elektrofilter für den Einsatz in Räuchereien anzupassen. Mit den eigenen Elektrofiltersystemen legte Kurtsiefer damit den Grundstein des Unternehmenserfolges.

Heute ist der Anlagenbauer Weltmarktführer für energieeffiziente Abluftfiltersysteme für die unterschiedlichsten Branchen und hat weltweit bereits 3000 Anlagen montiert. Dabei sind die Anforderungen völlig unterschiedlich: So ist beispielsweise die öl- und fetthaltige Abluft aus der Druckgussindustrie meist gleichartig, in der vielfältigen Lebensmittelindustrie unterscheidet sie sich dagegen je nach Produkt und Produktionsverfahren.

„Mit unseren flexiblen Systemen können wir für jede Branche eine individuelle Lösung anbieten. Innovation und Kreativität ist somit der Kernbestandteil unseres Tagesgeschäftes. Und gerade die Kombination aus energieeffizienter Abluftreinigung und systematischer Energierückgewinnung ist in bestimmten energieintensiven Industriesektoren ein Alleinstellungsmerkmal“, erklärt Wagner.

Glänzende Aussichten Das gilt besonders in der Textilbranche, die für KMA in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt. Denn an Spannrahmen, an denen Stoffe mit hohen Temperaturen behandelt werden, ist die Abluft nicht nur mit Stäuben und Ölpartikeln, sondern auch mit wertvoller Wärme beladen. „Diese wurde von Textilproduzenten bisher einfach in die Umwelt geblasen. Doch hohe Auflagen und der Wunsch nach energiesparenden Technologien haben bei unseren Kunden, die vorwiegend in China und in der Türkei produzieren, zu einem Umdenken geführt“, so der Geschäftsführer.

Für die Zukunft rechnet das Unternehmen damit, dass die Anforderungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen die meisten Branchen zum Umstieg auf energiesparende Technologien beflügeln werden. Gut für KMA: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß weltweit um 50 Prozent gesenkt werden.

Das 1958 gegründete Familienunternehmen ist als globaler Marktführer für energieeffiziente Abluftfiltersysteme in Industriebranchen wie z.B. der metallverarbeitenden Industrie, der Lebensmittel- und Textilindustrie tätig. KMA beschäftigt rund 120 Mitarbeiter, überwiegend am Hauptsitz in Königswinter.

Seit 2012 hat das Unternehmen auch eine Niederlassung in Shanghai. Für das Jahr 2018 plant KMA einen Umsatz von 24 Millionen Euro, davon werden 75 Prozent im Ausland erzielt.

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