Gastrobranche Frische Ideen für Personal und Küche

RHEIN-SIEG-Kreis · So wichtig gute Zutaten in der Küche sind, so wichtig sind handwerklich gut ausgebildete und zugleich kreative Fachkräfte in der Gastrobranche. Gastronom Christoph Kappes gibt Geflüchteten eine Chance.

 Shnan Sdik und Christoph Kappes sind in der Küche ein gutes Team. FOTO: HEINEMANN

Shnan Sdik und Christoph Kappes sind in der Küche ein gutes Team. FOTO: HEINEMANN

Foto: Thomas Heinemann

So wichtig gute Zutaten in der Küche sind, so wichtig sind handwerklich gut ausgebildete und zugleich kreative Fachkräfte in der Gastrobranche. Für beides gilt: Sie sind heiß begehrt und schwer zu kriegen. Auch Christoph Kappes hat die Erfahrung gemacht. Der Erlebnisgastronom und Caterer aus Lohmar kocht unter anderem für namhafte Industrie- und Gewerbekunden, DAX-Vorstände und Bundespräsidenten.

Allein gute Referenzen reichen heute aber nicht, um Nachwuchs und fertige Köche für ein Unternehmen zu gewinnen, sagt Kappes: „Die gängigen Onlineportale der Branche bringen nichts. Bei der letzten Ausschreibung hatten wir zwei Anfragen. Eine aus Indien, eine aus Bulgarien und beide mit utopischen Vorstellungen.“ Hinzu kommt: „Die Qualität des Personals auf dem Markt wird immer schlechter, auch, weil die Zahl der Betriebe, in denen noch komplett mit frischen Zutaten ausgebildet und gekocht wird, abnimmt.“

Weil fertige Fachkräfte rar sind, backt sich der Erlebnisgastronom sprichwörtlich seine eigenen. Vor sogenannten Härtefällen, die ihm über das Jobcenter oder die Agentur für Arbeit angeboten werden, scheut sich der Unternehmer ebenso wenig wie vor neuen Wegen. „Derzeit haben wir einen angehenden Beikoch, der sich richtig gut macht, weil wir ihn fördern wie einen normalen Koch“, so Kappes.

Über die Erfahrungen, die der Gastronom im Kampf um seinen Mitarbeiter Shnan Sdik gemacht habe, könne er ein Buch schreiben, sagt der Lohmarer. Über eine Flüchtlingshelferin hatte Kappes den heute 24-jährigen Iraker Sdik kennengelernt und einen Praktikumsplatz angeboten. „Der hatte so viel Spaß, hat sich gut angestellt, wollte hier arbeiten und passte gut ins Team – und dann begann der Kampf mit den Behörden.“ Mehrere Arbeitstage investierte Christoph Kappes in Telefonate, die Klärung von Rechtsfragen und Vor-Ort-Gespräche bei der IHK in Bonn, ehe die offizielle Erlaubnis für eine „einjährige Integrationsmaßnahme“ vorlag.

Viermal die Woche besucht Shnan Sdik den Deutsch- und Integrationskurs, daneben arbeitet er in der Küche und hat eine Teilzeitausbildung begonnen. „Er ist für uns eine große Bereicherung“, so Kappes. Das gelte auch für Karim Habib. Noch ist der 35-jährige Afghane, der fünf Sprachen spricht, als Springer im Einsatz. „In Afghanistan hat er in einem Teehaus und am Grill gearbeitet und unterstützt uns im Lager, bei der Logistik oder auch beim Vorbereiten von Platten in der Küche. Ab August fängt er bei uns eine Ausbildung an.“

Sie lieben den Beruf in der Küche: „Die Arbeit macht Spaß, das Team ist toll und hier lerne ich noch viel“, betont Shnan Sdik. „Und es ist eine gute Arbeit.“ Das sieht auch der Chef so: „Die Zeiten mit schlechten Arbeitszeiten und mieser Bezahlung sind lange vorbei. Bei uns kann man richtig gutes Geld verdienen. Noch wichtiger ist aber die Integration in ein starkes Team, das wie eine Familie zusammenarbeitet, und die Motivation durch spannende Weiterbildungen, Reisen zu Fachmessen und die Arbeit mit erstklassigen Zutaten.“ Das sei ein Grund, warum zumindest aktuell keine Stelle in der Küche unbesetzt sei, sagt Kappes und ergänzt: „Das ist ein seltener Moment. Aber wir haben auch verdammt viel dafür getan.“ (hth)

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