DCM Digitale Revolution bietet neue Chancen

MECKENHEIM · In der Druckbranche trotzt DCM in Meckenheim der Billigkonkurrenz aus dem World Wide Web und diversifiziert sein Geschäftsmodell.

 Druckhalle am Produktionsstandort in Meckenheim. FOTO: BERND VOGEL/DCM

Druckhalle am Produktionsstandort in Meckenheim. FOTO: BERND VOGEL/DCM

Foto: Bernd Vogel/DCM

Früher als die meisten anderen Branchen mussten sich die Drucker mit den Folgen der Digitalisierung auseinandersetzen: Bereits Ende der 70er Jahre revolutionierte die Ablösung des Bleisatzes durch computergestützten Fotosatz den Berufsalltag und vernichtete Hunderte von Arbeitsplätzen. Mitte der 80er Jahre kamen die ersten Macintosh-Rechner in die Büros und mit ihnen moderne Layoutprogramme, die das Setzen von Texten und Bildern am Bildschirm ermöglichten.

Ende der 90er Jahre zogen dann die ersten Internetrechner in den Büroalltag ein und mit ihnen eröffneten sich für die Druckereien auch neue Geschäftsfelder. „Wir haben unseren Kunden damals sofort die Erstellung von Webseiten angeboten“, erinnert sich Norbert Schnichels, Geschäftsführer der Druckerei DCM in Meckenheim und seit 30 Jahren in der Branche unterwegs. „Wir waren bei allen digitalen Neuerungen von Anfang ganz vorn mit dabei. Das war für uns überlebenswichtig.“

Generell stellte Anfang des neuen Jahrtausends der Siegeszug des Internets die komplette Branche vor die Frage, ob Druckerzeugnisse nicht bald völlig vom Markt verschwinden würden. „Heute sind wir überzeugt, dass dies noch lange nicht der Fall sein wird“, so Schnichels. So hatte DCM seinen Kunden frühzeitig das Direktmarketing durch personalisierte E-Mails angeboten. „Doch hier ist der Trend bereits rückläufig. Wir empfehlen unseren Kunden inzwischen den Versand gedruckter Werbung, denn die Wirkung ist wesentlich nachhaltiger“, so der Druckexperte.

Doch für die Branche eröffnete das Internet nicht nur neue Geschäftsfelder, sondern ermöglichte vor allem die starke Konkurrenz durch Onlinedruckereien – ein Problem gerade für die kleineren Druckereien mit weniger als zehn Mitarbeitern. „Von den 50 Bonner Druckereien, die es noch zu Regierungszeiten gab, sind heute gerade mal zehn übrig geblieben“, so Schnichels. Für DCM war die konkurrenzlos preiswerte Massenware aus den Online-Druckereien dagegen keine Gefahr: Die mittelständische Druckerei hat sich auf Hochqualitätsprodukte spezialisiert und arbeitet für Auftraggeber wie Mercedes Benz und den Verband der deutschen Automobilindustrie sowie für viele Spitzenverbände Deutschlands. Allerdings betreibt auch DCM seit 2011 einen Online-Shop, allerdings nur für sehr individuell gestaltete Produkte wie Tragetaschen, Spielkarten, Memospiele, Puzzles und Verpackungsproduktion.

Die vorerst letzte Revolution, mit der sich die Branche auseinandersetzen musste, war das Aufkommen der Generation der iPhones und iPads vor knapp zehn Jahren. Damit konnte der Nutzer Texte jederzeit und an jedem Ort der Welt lesen. Auf diese Innovation reagierte DCM mit der Entwicklung sogenannter Kiosk-Apps, die das Lesen von Zeitschriften auf dem Tablet ermöglicht und brachte wenig später eine App für E-Books auf den Markt. „Inzwischen haben wir festgestellt, dass die Nachfrage nach Fachzeitschriften und Fachbüchern in elektronischer Form verschwindend gering ist und pushen diesen Bereich nicht weiter“, so Schnichels.

Dennoch ist er überzeugt, dass die Nutzung von Smartphones langfristig die Nachfrage nach gedruckten Zeitschriften signifikant zurückgehen lassen wird. „Die Generation der heute 15- bis 20-Jährigen ist mit dem Smartphone aufgewachsen und hat wenig Bindung zu gedruckten Produkten. Sie lesen keine Zeitschriften in Papierform, sondern informieren sich vorwiegend über digitale Medien“, so Schnichels. Doch auch für diese Entwicklung hat sich der Mittelständler bereits gerüstet. „Wir entwickeln unsere Produktion gerade in Richtung Verpackungsdruck, denn jedes Produkt benötigt eine Schachtel. Das wird sich auch in Zukunft, gerade mit Blick auf den Online-Versand, nicht ändern“, so Norbert Schnichels.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort