Handwerk Unbedingt ein kleines Schwarzes

Manchmal muss es einfach etwas Besonderes sein, und dann führt der Weg zur Damenschneidermeisterin. „Da erkennt man die persönliche Handschrift eines Ateliers, denn hier hat man sich mit Geduld und Einfühlungsvermögen mit dem Menschen beschäftigt, der dieses Unikat trägt“, so Irmgard Simon, Damenschneidermeisterin aus Wachtberg.

 Irmgard Simon liebt es, mit den Händen zu arbeiten. FOTOS: ASTRID HILLEBRAND

Irmgard Simon liebt es, mit den Händen zu arbeiten. FOTOS: ASTRID HILLEBRAND

Foto: Astrid Hillebrand

Und das sagt eine, die es wissen muss, stattete die fröhliche 58-Jährige doch schon Kundinnen für so prominente Veranstaltungen wie den Wiener Opernball und die Bayreuther Festspiele aus.

Das Handwerk ist ihre Leidenschaft und das merkt man der gebürtigen Baden-Badenerin an: „ Ich bin der Liebe wegen ins Rheinland gekommen und diesen Umzug und meine Berufswahl habe ich nie bereut, denn mit den Händen zu arbeiten, hat etwas Glücksbringendes“, resümiert sie. Aber eine Sache liegt ihr doch sehr auf dem Herzen: „Immer weniger junge Leute wollen überhaupt ein Handwerk lernen – das betrübt mich.“

Astrid Tomkowitz, die in ihrem Beueler Atelier Amano seit 2004 eigene Kollektionen entwirft, wusste schon früh, dass sie etwas mit Schneiderei und Mode machen wollte. „Früher bin ich mit meiner Freundin in Eigenkreationen losgezogen, um die Wirkung meiner unterschiedlichen Kleidungsideen zu testen.“ Heute versorgt sie ihre Kundinnen, denn Männer sind in diesem Geschäft die große Ausnahme, mit zwei Kollektionen pro Jahr. Dann stellt sie rund 20 neue Teile, alle in Einheitsgröße 38, her und hofft, dass die heimische Kundschaft sich für das ein oder andere Teil der Abendkleider oder der Oberbekleidung begeistern kann. „Generell sind die Bonner aber“, so hat die gebürtige Schweizerin festgestellt, „langweilig in Sachen Mode.“ In Köln oder Berlin habe man es da deutlich einfacher. Auf ihren Kleiderbügeln findet sich dementsprechend auch eher Klassisches: verspielte Details zwar, Spitze und schmeichelnde Farben in Erdtönen, aber nichts Gewagtes.

Den Hauptkundinnenstamm beider Ateliers sowohl rechts- als auch linksrheinisch bildet die Frau, die ihren Stil gefunden hat: die Berufstätige Frau 50 plus, gut situiert, die Wert auf kombinationsfähige, qualitativ hochwertige Bürokleidung legt. Nachwuchssorgen indes haben beide nicht, denn sie bilden gerne und regelmäßig mit sehr guten Ergebnissen aus. „Das Wichtigste ist das perfekte Erlernen des Handwerks, Gespür für Stil, Konzentration und feine Hände. Ohne diese Fingerfertigkeit wird es nur mühselig und langweilig“, so Simon. Wer das Handwerk jedoch – nach einiger Übung – beherrscht, der hat einen sehr kreativen Beruf mit Kontakt zu Menschen, in dem auch eigene Ideen umgesetzt werden können.

Einen modernen Weg für den ersten Vorgeschmack hat Violetta Witoslaw-Niemierza, Inhaberin des Modeateliers Violetta in Mehlem, gefunden: auf ihrer Homepage präsentiert sie eine Internet-Modenschau mit Eigenentwürfen, die, von Amateurmodellen getragen, Lust machen persönlich vorbeizukommen. Da gibt es das gewagte Spitzencocktailkleid ebenso wie Garderobe im sommerlichen Landhausstil, die klassische weiße Bluse mit raffinierten Details, das Pailettenkleid und den türkisen Abendmantel. Und welches ist das Must-Have für jede Frau? Einhellige Antwort: „Das berühmte kleine Schwarze.“ ⋌ah

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