Anzeige Die einfache Form des Investierens

Als 1990 das erste Anlagezertifikat auf den Markt kam, war die Idee dahinter sehr simpel: Anleger konnten mit dem Papier die Wertentwicklung des Dax abbilden, ohne die einzelnen Dax-Aktien kaufen zu müssen.

Mit Zertifikaten können Anleger auch profitieren, wenn sich die Märkte seitwärts bewegen und eine bestimmte Schwelle nicht unterschreiten. FOTO: G0D4ATHER/THINKSTOCK

Mit Zertifikaten können Anleger auch profitieren, wenn sich die Märkte seitwärts bewegen und eine bestimmte Schwelle nicht unterschreiten. FOTO: G0D4ATHER/THINKSTOCK

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Ein Prozent Kursbewegung im Index bedeutete auch für das Zertifikat ein Prozent Plus oder Minus. Es gibt solche einfachen Index-Zertifikate immer noch. In den vergangenen Jahren sind jedoch etliche Varianten hinzugekommen. Mehr als eine halbe Million unterschiedliche Anlage-Zertifikate werden mittlerweile gehandelt. Dazu kommen noch einmal rund 800 000 Hebelprodukte. Das Angebot reicht vom klassischen Index-Zertifikat über innovative Strategie-Zertifikate bis hin zu Rohstoffzertifikaten, mit denen Anleger von der Preisentwicklung beispielsweise von Gold, Kupfer oder Öl profitieren können.

Was steckt hinter der Idee der Zertifikate?

Dass es so viele Varianten gibt, liegt an der Konstruktion der Papiere: Zertifikate sind Schuldverschreibungen, die dem Inhaber das Recht bescheinigen, vom Emittenten der Schuldverschreibung eine bestimmte Summe zu erhalten. Wie hoch der Betrag genau ist, ist in der Regel an Variablen gekoppelt, die während und/oder am Ende der Laufzeit in Abhängigkeit vom Basiswert des Zertifikats berechnet werden. Der Basiswert kann dabei eine Aktie, ein Index, ein Währungsverhältnis, ein Rohstoff oder irgendein anderes Finanzinstrument sein. Je nach Konstruktion eines Zertifikats steigt und fällt sein Wert also in einem bestimmten Verhältnis zur Entwicklung des Basiswertes, auf den es sich bezieht.

Dabei muss es sich nicht um eine direkte Koppelung handeln. Zertifikate können auch so konstruiert sein, dass ihr Wert dann steigt, wenn der Kurs des Basiswertes fällt oder sich überhaupt nicht bewegt oder stark im Wert schwankt.

Das hat einen gewissen Charme im Vergleich zu anderen Wertpapieren. Denn im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen etwa kaufen Investoren, die auf Zertifikate setzen, nicht nur Papiere, in der Hoffnung, dass diese im Wert steigen, sondern sie können von verschiedenen Szenarien profitieren. In der Regel handelt es sich dabei um Wenn-dann-Beziehungen: Wenn zum Beispiel der Basiswert eine bestimmte Kursschwelle über- oder unterschreitet, dann wird der Betrag XY ausgezahlt, vorausgesetzt, es passiert nicht ein Ereignis YZ. So oder ähnlich funktionieren die meisten Zertifikate.

Discountzertifikate – Wertpapiere mit Rabatt

Ein Beispiel für so ein typisches Szenario-Wertpapier sind Discount-Zertifikate. Mit einem Discount-Zertifikat zahlt der Anleger für den zugrunde liegenden Basiswert – also zum Beispiel eine Aktie oder einen Index – nicht den vollen Preis. Statt einer Aktie, die an der Börse 50 Euro kostet, zahlt er für ein entsprechendes Discountzertifikat beispielsweise nur 45 Euro. Am Ende der Laufzeit des Zertifikats bekommt er den Wert der Aktie ins Depot gebucht. Die fünf Euro Ersparnis beim Kauf sind dabei sein zusätzlicher Gewinn und gleichzeitig ein Risikopuffer.

Konkret: Steigt der Kurs der Aktie beispielsweise bis zum Laufzeitende des Zertifikats auf 55 Euro, macht der Käufer des Discount-Zertifikats zehn Euro Gewinn – also deutlich mehr als der Aktionär, der nur fünf Euro Kursgewinn verbuchen kann. Fällt der Kurs der Beispiel-Aktie um fünf Euro, hat der Aktionär ein zehnprozentiges Minus im Depot stehen, aber der Inhaber des entsprechenden Discount-Zertifikats geht verlustfrei aus dem Geschäft. Mit Discount-Zertifikaten fahren Anleger also oftmals besser als mit Aktien oder Indexzertifikaten.

Auch für Discount-Zertifikate gilt: Nichts ist umsonst

Warum sind Discountpapiere nur „oftmals“ besser und nicht immer? Die Antwort liegt in einer wichtigen Grundregel des Börsenhandels: Jede Verminderung des Risikos müssen Anleger mit Einbußen an die Gewinnerwartung bezahlen – und umgekehrt. Diese Regel gilt auch für Discount-Zertifikate. Anleger kaufen zwar Wertpapiere mit Preisabschlag. Im Gegenzug für diesen Discount partizipieren sie allerdings nur bis zu einem vorher bestimmten Höchstbetrag, auch Cap genannt, an Kurssteigerungen des Basiswerts. Liegt dieser Cap in dem oben genannten Beispiel bei 55 Euro, dann bedeutet dies, dass der Zertifikate-Anleger an weiteren Kurssteigerungen der Aktie über 55 hinaus nicht weiter partizipiert.

Der Effekt: Mit einem Discountzertifikat zahlen Anleger weniger, als wenn sie den Basiswert kaufen würden. Dafür sind die Renditemöglichkeiten beschränkt, denn sie verzichten auf Dividenden und mögliche Kursgewinne über den Cap hinaus. Bei stagnierenden oder fallenden Kursen sind gute Renditen möglich. In der Hausse schneiden Aktien besser ab.

Bonus-Zertifikate: Gute Wahl für Seitwärts-Märkte

Ein weiteres gutes Beispiel für ein bestimmtes Szenario sind klassische Bonus-Zertifikate. Ihr Einsatz ist dann sinnvoll, wenn die Märkte seitwärts laufen oder leicht fallen. Das Prinzip: Es gibt eine obere Kursschwelle, das sogenannte Bonus-Level. Und es gibt eine untere Barriere. Bleibt der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit oberhalb der Barriere, wird das Zertifikat am Laufzeitende mindestens in Höhe des Bonus-Levels ausgezahlt. Berührt der Kurs des Basiswertes die Barriere oder sinkt darunter, entfällt der Bonus.

Ein sehr vereinfachtes Beispiel: Ein Anleger kauft ein Bonus-Zertifikat auf den Dax, der zu diesem Zeitpunkt bei 10 000 Punkten steht. Das Zertifikat kostet 100 Euro, hat ein Sicherheitslevel von 8000 und ein Bonuslevel von 12 000 Punkten. Berührt oder unterschreitet der Kurs des Index nun während der Laufzeit des Zertifikats nicht die Barriere von 8000 Punkten, werden am Laufzeitende mindestens 120 Euro pro Zertifikat ausgezahlt.

Vier mögliche Szenarien

Szenario 1: Der Dax steigt bis zum Laufzeitende auf 10 500 Punkte. Dann werden dem Anleger 120 Euro pro Zertifikat ausgezahlt. Zum Vergleich: Der Dax ist um fünf Prozent gestiegen, das Zertifikat bringt aber zehn Prozent Rendite.

Szenario 2: Der Dax steigt bis zum Laufzeitende auf 12 000 Punkte. Dann werden dem Anleger 120 Euro pro Zertifikat ausgezahlt. Dax und Zertifikat performen gleich stark.

Szenario 3: Der Dax sinkt während der Laufzeit niemals unter 8001 Punkte und steht am Ende der Laufzeit bei 9000 Punkten. Dann werden dem Anleger 120 Euro pro Zertifikat ausgezahlt. Während Aktionäre Verluste erleiden, streicht der Bonus-Zertifikate-Besitzer einen Gewinn ein.

Szenario 4: Der Dax sinkt während der Laufzeit auf 7500 und steigt danach wieder auf 9100 Punkte. Dann werden dem Anleger 91 Euro pro Zertifikat ausgezahlt. Denn die Barriere wurde zwischenzeitlich unterschritten. Die Bonuszahlung entfällt.

Szenario 5: Der Dax sinkt zum Ende der Laufzeit auf 7900 Punkte. Dann werden dem Anleger 79 Euro pro Zertifikat ausgezahlt. Denn die Barriere wurde ja unterschritten.

Wie gesagt: Wenn sich der Basiswert in einer bestimmten Kursspanne bewegt, dann lohnen sich Bonus-Zertifikate.

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