Wohnen im Alter Per Agentur zur passgenauen Rundumbetreuung

Das Überstreifen der Gummistrümpfe morgens ist ein Problem. Auch die Körperpflege wird immer anstrengender. Ein warmes Mittagessen bereitet sich Oma Luise kaum noch zu. Für das Säubern der Wohnung und zum Einkaufen kommt einmal in der Woche eine Hilfe. Es wird immer einsamer um die alte Dame, seitdem vor Jahren ihr Mann verstorben ist. Ihr Sohn besucht sie nur selten. Er plädiert für den Umzug in ein Seniorenheim. Aber das kommt für Oma Luise nicht infrage.

 Einige Pflegedienste bieten Senioren, die zu Hause wohnen bleiben möchten, Betreuung rund um die Uhr an. FOTO: THINKSTOCKFOTOS.DE/GPOINTSTUDIO

Einige Pflegedienste bieten Senioren, die zu Hause wohnen bleiben möchten, Betreuung rund um die Uhr an. FOTO: THINKSTOCKFOTOS.DE/GPOINTSTUDIO

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Sie möchte auch die letzte Phase ihres Lebens in ihrem gemütlichen Zuhause verbringen, mit dem sie ihre Erinnerungen verbindet und wo ihr Sessel am Fenster mit Gartenblick steht. Damit gehört Oma Luise laut Generali-Studie zu den rund 60 Prozent aller 65- bis 85-Jährigen, die mithilfe eines Pflege- und Betreuungsdienstes in ihren eigenen vier Wänden bleiben möchten, wenn es allein nicht mehr geht. Lediglich ein knappes Drittel dieser Altersklasse kann sich vorstellen, eine Wohnung in einem Heim zu beziehen. Ein Einzelzimmer in einer Senioreneinrichtung würden sogar nur rund 20 Prozent akzeptieren.

Eine Möglichkeit, um den Lebensabend in den eigenen vier Wänden zu verbringen, ist die „24-Stunden-Seniorenbetreuung“. Die Hilfe kommt ins Haus, wohnt mit dort. „Das eigene Zimmer für die betreuende Person ist deshalb natürlich eine Voraussetzung“, sagt Wilhelm Noelle, Anbieter einer solchen individuellen Betreuung im Raum Bonn. Er setzt auf Pflegekräfte aus dem osteuropäischen Ausland. „Die sind legal und offiziell hier, werden über eine Agentur in ihrem Heimatland vermittelt. Dort sind sie angestellt und versichert.“ Die Betreuungskräfte verfügen über deutsche Sprachkenntnisse, helfen bei der Körperpflege, beim An- und Auskleiden, übernehmen das Kochen, Waschen, Putzen, begleiten ihren Senior zum Arzt oder zum Einkauf und unternehmen mit ihm Freizeitaktivitäten.

Wenn trotz gründlicher Auswahl die „Chemie“ nicht stimmt, kann die Pflegekraft problemlos ausgetauscht werden. Bei Krankheit oder Urlaub wird Ersatz gestellt. Denn: Bei diesem sogenannten Entsendemodell schließt der zu Betreuende mit der Vermittlungsagentur einen Vertrag ab und muss sich um nichts kümmern.

Natürlich kann die Pflege auch selbst organisiert werden. Aber hierbei ist Vorsicht geboten. Wilhelm Noelle: „Der Pflegende wird zum Arbeitgeber, der einen Arbeitsvertrag mit seiner Pflegekraft abschließen muss.“ Das bedeutet einen erheblichen Aufwand an Verwaltung und das Abführen von Sozialleistungen.

Ärger kann entstehen, wenn die Pflegeperson in Deutschland oder ihrem Heimatland ein Gewerbe angemeldet hat und ihre Leistungen auf Rechnung durchführt. Noelle: „Dann sind zwar keine Sozialleistungen für den Pfleger zu zahlen und es muss nur ein Dienstleistungsvertrag abgeschlossen werden. Aber es kann sich um Scheinselbstständigkeit handeln, sobald der Betreuer nur eine Person pflegt. Das wird vom Staat geahndet.“ Es drohen dem Senior Bußgeld, Nachzahlung von Sozialabgaben und Strafverfahren. ⋌oro

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