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Tanja Bleutgen-Wagner geht auf Spurensuche - Als sie 2005 ihr Volontariat auf der Drachenburg antrat, war das Schloss eine einzige Baustelle. Tanja Wagner hatte zuvor in Bamberg, dem „fränkischen Rom“, Kunstgeschichte studiert und war aus beruflichen Gründen an den Rhein umgezogen.

„Kaum hier angekommen, durfte ich schon mit auf die Gerüste steigen. Das war durchaus spannend!“, erinnert sie sich. Auf die zwei Jahre Volontariat folgte die wissenschaftliche Mitarbeit.

„Ab 2008 war ich neben dem 'Kunstwerk des Monats' für die Remöblierung des Schlosses zuständig. Sollten die Innenräume von Schloss Drachenburg doch zukünftig einen Einblick in die Wohnkultur des 19. Jahrhunderts gewähren. Damals war die Renovierung noch nicht abgeschlossen, und wir hatten 'Wegen Renovierung geöffnet'.“ 2010 folgte die offizielle Eröffnung – und Tanja Bleutgen-Wagner (so der Name nach Eheschließung) war weiter mit dabei.

Mit detektivischem Spürsinn

„Eine meiner Aufgaben lag und liegt darin, bei Auktionshäusern oder selbst Online-Verkaufsportalen nach ehemaligen Einrichtungsgegenständen aus der Entstehungszeit des Schlosses zu suchen. Neben Original-Gemälden fanden sich dort schon Gemäldeentwürfe oder Ausstattungsgegenstände, wie z. B. ein Besteckkasten.“ Schon ab 1903, mit jedem neuen Besitzer von Schloss Drachenburg, veränderte sich die Möblierung sukzessive. Der gravierendste Wandel in der Innenausstattung vollzog sich mit dem Verkauf des Anwesens an den Orden der Christlichen Schulbrüder. „Im Hinblick auf die neue Nutzung des Schlosses als Internatsschule wurde ein großer Teil des originalen Inventars 1930 in einer eigenen Auktion, deren Katalog uns vorliegt, veräußert.“ Sie trennten sich von allem, was nicht in ihr Weltbild passte, und füllten damit ihre Kassen auf.

„Der zweite Raubbau war in den 1960er Jahren, als das Schloss leer stand und dem Verfall preisgegeben war. Da wurden Möbel ausgebaut, Holzvertäfelungen abgerissen und selbst Wandgemälde zerschnitten und mitgenommen.“ Einiges davon könnte auch heute noch in Kellern oder auf Dachböden der Umgebung schlummern. „Als das Schloss öffentlich danach fragte, passierten wunderschöne Geschichten. So kam ein ehemaliger Schüler des Internats auf uns zu und berichtete, dass er Fenster ausgebaut und gerettet hat. Auch Bilder oder Teile der Wandmalerei tauchten aus anderen Quellen wieder auf und erfreuen heute an ihren Originalstandorten die Schlossbesucher.“

Speziell in der Wandmalerei spiegelt sich die wechselvolle Geschichte des Schlosses wieder: Als Paul Spinat 1971 das Haus übernahm, gab es viele Fehlstellen in den Gemälden. Junge Kunststudenten vervollständigten diese in seinem Auftrag nach historischen Vorlagen. „Sie haben weit in die Originale hineingemalt, nur leider die Qualität ihrer Vorgänger nicht erreicht,“ kommentiert Tanja Bleutgen-Wagner die sichtbaren Brüche. „Bei der Restaurierung haben wir uns trotzdem entschieden, diesen Status-quo zu erhalten, spiegelt sich hierin doch auch ein Stück Schlossgeschichte.“

In altem Glanz

Bei der Verglasung der Kunsthalle, die einst von namhaften Künstlern und Glasherstellern gestaltet wurde, entschied man sich für eine Zwischenlösung: „Die Satinato-Verglasung verweist auf die ursprüngliche Buntverglasung und dient sozusagen als Platzhalter für rekonstruierte Fenster, die wir nach und nach einbauen möchten.“ Dabei sind Sponsoren herzlich willkommen. Für Schlagzeilen sorgte ein englischer Fan der Drachenburg, der nach seinem Tod der NRW-Stiftung eine größere Summe für diesen Zweck hinterließ.

Auch die Sparkasse stiftete Geld für eine Rekonstruktion. „Sogar eine Hochzeitsgesellschaft hat schon für ein neues Fenster gesammelt. Wir haben ja auf dem Glas Platz für ein Dankeschön, und so hinterlassen die Spender in der Kunsthalle nachhaltig Spuren ihrer guten Taten.“ Eine Nachahmung ist also sicherlich empfehlenswert!

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