Bei Rot über die Ampel 2013 gab es in Bonn 77 Unfälle mit 50 Verletzten

BONN · Es ist dunkel an diesem Montagabend. Die 21-jährige Fußgängerin ist schwer zu erkennen, sie wartet an der Ampel an der Graurheindorfer Straße nahe dem Innenministeriums. Das Licht springt auf Grün, und sie geht los. Der 27-jährige Autofahrer, der in Richtung Autobahn 565 unterwegs ist, müsste eigentlich anhalten.

 Rotlicht an der Friedrich-Ebert-Allee: In fast jeder Ampelphase ist zu beobachten, wie ein Autofahrer bei Rot über die Kreuzung fährt.

Rotlicht an der Friedrich-Ebert-Allee: In fast jeder Ampelphase ist zu beobachten, wie ein Autofahrer bei Rot über die Kreuzung fährt.

Foto: Nicolas Ottersbach

Für ihn zeigt die Ampel nach Angaben von Zeugen Rot. Sein Wagen erfasst die junge Frau mit voller Wucht. Sie erleidet bei dem Zusammenstoß schwere Kopfverletzungen. Wie gefährlich es ist, bei Rotlicht die Ampel zu überqueren, zeigt dieser Unfall aus dem vergangenen Dezember.

Erschreckender ist es, sich abends im Berufsverkehr an eine Ampel an der Friedrich-Ebert-Allee zu stellen. Alle paar Minuten, fast in jeder Ampelphase, gibt ein Autofahrer noch einmal Gas, um über die Kreuzung zu kommen. Ob dort eine Mutter mit Kind oder ein älterer Herr mit Fahrrad stehen, ist völlig egal. Innerhalb einer Stunde sind es 13 Autos, die trotz Rotlicht weiterfahren. Solche Situationen, bei denen auch Radler und Fußgänger die rote Ampel missachteten, haben in Bonn im vergangenen Jahr für 77 Verkehrsunfälle gesorgt, 50 Menschen wurden dabei verletzt.

Nur die Polizei überwacht die Rotlichtverstöße in der Bundesstadt. "Kontrollen führen wir regelmäßig durch oder ahnden Verstöße während der Streifenfahrt", sagt Olaf Henk von der Direktion Verkehr der Polizeibehörde Bonn. An den insgesamt 320 Ampeln im Stadtgebiet stehen keine festen Blitzanlagen, die auslösen, wenn jemand bei Rotlicht weiterfährt.

Die Stadtverwaltung hat sie in den vergangenen Jahren komplett abgebaut, weil sie "anfällig für Vandalismus sind und durch die Schäden hohe Kosten verursacht wurden", sagt Elke Palm vom städtischen Presseamt. Die gleiche Politik verfolge man bei den Geschwindigkeitsmessern, hier setzte man auf mobile Blitzer.

Wie viele Rotlichtsünder es tatsächlich pro Jahr in Bonn gibt, lässt sich nicht zurückverfolgen. Weder die Polizei, noch die Stadt führen eine Statistik darüber. In Aachen sieht das anders aus. Dort gibt es 215 Ampeln, an vier stehen Rotlicht-Überwachungsanlagen. Davon sind gleichzeitig zwei Kameras in Betrieb und werden nach Bedarf auf die vier Standorte verteilt. Im Jahr 2012 wurden etwa 5300 Rotlichtverstöße gemessen, 2011 waren es etwa 5900.

"Ein Trend lässt sich nicht ablesen, die Zahlen schwanken sehr stark", sagt Pressesprecher Axel Costard. Die Stadt Aachen halte an der starren Überwachung fest, um die vielbefahrenen Kreuzungsbereiche und Unfallschwerpunkte sicherer zu machen. Probleme mit Vandalismus habe man nicht.

Anhand der Unfälle in Bonn konnte Polizeisprecher Frank Piontek keine Entwicklung erkennen. 2012 gab es 79 Unfälle, 2011 waren es 77, 2010 krachte es 84 Mal. "Der Anteil der Verkehrsunfälle unter Missachtung von Rotlicht betrug im vergangenen Jahr 0,5 Prozent an der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle", weiß Piontek. Einen Anlass, die Kontrollen zu verstärken, sieht er nicht. "Die Rotlichtverstöße sind keine Hauptunfallursache."

Der Bußgeldkatalog

Wer mit seinem Auto bei Rotlicht über die Ampel fährt, muss mit einem Bußgeld zwischen 90 und 360 Euro, einem Monat Fahrverbot und vier Punkten in Flensburg rechnen. Aber auch Fußgänger zahlen, wenn sie bei Rot die Straße queren: Wird das rote Männchen missachtet, sind es fünf bis zehn Euro. Radfahrer kostet der Verstoß zwischen 45 und 180 Euro, zusätzlich gibt es einen Punkt in der Verkehrsünderdatei.

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