Fahrbericht VW Golf GTE: Zwischen zwei Welten

Sportlicher Fahrspaß und ein gutes ökologisches Gewissen schließen sich aus, sollte man meinen. Dennoch macht Volkswagen den Versuch, beides zu verbinden - mit dem Hybrid-Modell Golf GTE. Der Test beweist, dass der Versuch der Wolfsburger als durchaus gelungen bezeichnet werden kann.

 Besonderes Kennzeichen des Golf GTE ist die blaue Leiste quer über den Frontgrill bis in die Scheinwerfer hinein. Die LED-Rückleuchten kennt man vom GTI.

Besonderes Kennzeichen des Golf GTE ist die blaue Leiste quer über den Frontgrill bis in die Scheinwerfer hinein. Die LED-Rückleuchten kennt man vom GTI.

Foto: Hersteller

Der Golf GTE kombiniert einen Benzinmotor mit 110 kW (150 PS) mit einem 75 kW (102 PS) starken Elektroaggregat. Dadurch ergibt sich eine Systemleistung von 150 kW (204 PS) und ein maximales Drehmoment von 350 Newtonmetern. Die Fahrleistungen sind entsprechend. In 7,6 Sekunden sprintet der Kompakte auf Tempo 100 und ist bis zu 217 km/h schnell.

VW Golf GTE: GTI-Feeling ohne Reue Nicht nur diese Werte rücken den GTE in Richtung seines sportlichen Bruders GTI. Er kommt auch im GTI-Gewand daher. Der für den Golf GTI typische rote Streifen im Kühlergrill und in den Scheinwerfern ist beim Golf GTE in Blau gehalten. Auch im Innenraum wird klar, dass VW bewusst eine Verbindung zum GTI herstellt. Dazu gehören typische Merkmale wie die Sportsitze, die statt rot-kariert blau-kariert sind, und das Multifunktionssportlenkrad. Die blaue Ambientebeleuchtung, Pedalkappen in Edelstahl sowie blaue Kontrastnähte sollen den sportlich-modernen Gesamteindruck noch verstärken.

Mit einem normalen Golf nicht zu vergleichen

Das alles bleibt nicht ohne Wirkung. Wer sich in den GTE hineinsetzt, erwartet kein Alltags-Fahrerlebnis, sondern etwas Besonderes. Und er wird nicht enttäuscht - in vielerlei Hinsicht. Auf der ökologischen Seite überzeugt der Golf mit der Möglichkeit, rein elektrisch zu fahren, das heißt, ohne auch nur ein einziges Gramm Kohlendioxid auf der Fahrt auszustoßen. VW spricht von bis zu 50 Kilometern Reichweite.

Im Test ließ sich das nicht bewerkstelligen. Maximal 44 Kilometer waren es bei verhaltener Fahrt im fließenden Stadtverkehr, bis der Elektromotor die Energie der 8,8-kWh-Batterie verbraucht hatte und der TSI-Motor zu Hilfe kam. Der Akku lässt sich zu Hause an der Steckdose (Plug-in) wieder aufladen, das dauert bis zu viereinhalb Stunden. An Ladestationen mit stärkerer Leistung muss man bis zu zwei Stunden und 15 Minuten warten.

Auf Knopfdruck wird es sportlich

Der Elektromodus steht standardmäßig nach dem Start zur Verfügung. Die entsprechende Taste links neben dem Schalthebel des DSG-Getriebes leuchtet dann auf. Ein Stück darüber befindet sich die sogenannte GTE-Taste. Drückt man sie, wechselt man von der ökologischen in die sportliche Welt. Dann nämlich arbeiten Elektro- und Benzinmotor zusammen. Beim Kickdown des Gaspedals katapultieren sie das 1,6-Tonnen-Fahrzeug nach vorne. Die Lenkung wird straffer, das gesamte Fahrverhalten dynamischer. Das Ganze wird über einen Soundgenerator auch akustisch dokumentiert und vermittelt tatsächlich ein GTI-Gefühl.

Zwischen diesen Welten gibt es Abstufungen, die sich allerdings nicht über Tasten aktivieren lassen, sondern im Menü des Bordsystems mit 6,5-Zoll-Touchscreen versteckt sind. So lässt sich etwa einstellen, die Batteriespannung auf einem bestimmten Level zu halten oder den Akku während der Fahrt vom Verbrenner laden lassen.

Normverbrauch wird stark verfehlt

Des Weiteren kann man die Batterieladung nutzen, um den Verbrenner zu unterstützen. Dann steuert die Elektronik - je nach Fahrsituation, Leistungsanforderung und Geschwindigkeit - das Zusammenspiel der beiden Antriebsaggregate automatisch. Das ist ähnlich dem GTE-Modus, nur steht dabei nicht die Fahrdynamik, sondern die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. In diesem Betriebsmodus wurde der GTE im Testzeitrum überwiegend bewegt.

Der Bordcomputer wies danach auf rund 1300 Kilometern einen Verbrauch von 5,0 Litern Superbenzin auf 100 Kilometern aus. Ein guter Wert, aber weit weg vom Normverbrauch (1,5 Liter/100 km). Zur Erklärung: Beim neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ), mit dem der Normverbrauch festgelegt wird, wird die elektrische Komponente stärker berücksichtigt.

Kein GTI - aber Spaß macht es trotzdem

Was der GTE drauf hat, zeigte er auf den Serpentinen im Hochschwarzwald rund um Feldberg und Belchen. Die große Leichtigkeit des GTI fehlt ihm zwar, schließlich sorgt die Batterie für deutlich mehr Gewicht, dennoch macht die Kurvenhatz mit dem GTE großen Spaß. Auch bei höherem Tempo neigt er nicht zum Ausbrechen.

Interessant zu beobachten war bei der Berg- und Talfahrt, wie die Energie-Rückgewinnung über die Bremsen und die Bremswirkung des Elektromotors funktioniert. Auf einer steilen, kurvigen Gefällstrecke war die elektrische Reichweite nach 400 verlorenen Höhenmetern um 16 Kilometer gestiegen. Allzu oft brauchte man das Bremspedal dabei gar nicht zu betätigen. Ein kurzer Zug nach hinten am Schalthebel stellt die Motorbremse stärker oder wieder schwächer ein und gewährleistet im Wechselspiel flüssiges Abwärts-Cruisen.

Fazit: Sparsamer Sportler zum hohen Preis

Man möchte dieses Auto eigentlich nicht mehr hergeben, wenn da nicht der stattliche Preis wäre. Mindestens 36.900 Euro sind ein Wort, auch wenn die Serienausstattung umfangreich ist. Es war schon immer etwas teurer, zwischen zwei Welten unterwegs zu sein.

Technische Daten##ULIST##

VW Golf GTE: Viertürige, fünfsitzige Kompaktlimousine

  • Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,27/ 1,80/ 1,46/ 2,63 Meter
  • Leergewicht: 1524 kg
  • Gepäckraum: 272-1162 l
  • Motor: 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Direkteinspritzung und Turbolader
  • Leistung: 110 kW/150 PS bei 5000 - 6000 U/min
  • Leistung E-Motor: 75 kW/102 PS bei 2500 U/min
  • max. Drehmoment: 250 Nm bei 1600 - 3500 U/min
  • Systemleistung: 150 kW/204 PS und 350 Nm Drehmoment
  • Kraftübertragung: Sechsgang-Automatikgetriebe (DSG)
  • Beschleunigung: 0-100 km/h in 7,6 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h (135 km/h im Elektromodus)
  • Normverbrauch kombiniert: 1,5 l/100 km
  • CO2-Ausstoß: 35 g CO2/km
  • Preis: ab 36.900 Euro
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort