Skoda Citigo: Ein VW-Modell mit Abstrichen

Der Skoda Citigo ist weitgehend mit dem Up identisch, kommt aber längst nicht so pfiffig, sondern eher bieder daher

 Bei der dreitürigen Variante des Citigo lassen sich die hinteren Seitenscheiben nicht öffnen.

Bei der dreitürigen Variante des Citigo lassen sich die hinteren Seitenscheiben nicht öffnen.

Foto: Werksfoto

Skoda hat mit dem neuen Citigo den kompletten Up von Konzernmutter VW übernommen. Neue Nase davor, neues Heck dahinter, fertig! Der 3,56 Meter kurze Einstiegs-Skoda kommt Anfang Juni zugleich als Drei- und Fünftürer zu Preisen "deutlich unter dem Up" auf den Markt, so Skoda-Sprecher Peik von Bestenbostel.

Das verlockende Günstiger-Angebot hat selbstverständlich wie immer seinen Preis. Beim Citigo sind es vor allem optische Defizite, die ins Auge fallen. Die Front mit Chrom-Grill ist zwar typisch und trägt das neue Skoda-Logo, wirkt aber eher unauffällig und bieder. "Anders als beim stylischen Up liegt beim Citigo der Focus mehr auf den funktionellen Aspekt", so Skoda-Sprecher Bestenbostel.

Das zeigt sich auch schon im Interieur: solide zwar, aber beispielsweise durch den Verzicht auf die in Wagenfarbe lackierten Interieur-Blenden längst nicht so pfiffig wie im VW-Pendant. Dafür machen Verarbeitung und Haptik auf den ersten Blick einen guten Endruck. Auch die Geräumigkeit stimmt mit dem Wolfsburger überein. Vorne finden auf den bequemen Sitzen mit integrierten Kopfstützen auch groß gewachsene Menschen Platz, hinten wird es für dieselben allerdings eng.

Auch das Gepäckfach fasst wie beim Up 251 Liter, die durch Umklappen der Lehne um 700 Liter erweitert werden können. Im Fünftürer sind es mit 959 Liter sogar noch acht Liter mehr. Clever gemacht auch die vielen Haken im Kofferraum sowie die Haltenetze an den Vordersitzen. Die Autoinsassen werden noch verwöhnt durch Zettel- und Fotohalter am Armaturenbrett, einen ausklappbaren Haken im Handschuhfachgriff sowie durch ein praktisches Netzprogramm hinter der umklappbaren Rücksitzlehne im Kofferraum. Was fehlt, ist ein Fahrerknopf für den Fensterheber der Beifahrerscheibe, die vom Lenkrad nur schwer zu erreichen ist. Und im Fünftürer sind die hinteren Seitenfenster nur auszustellen, im Dreitürer sind sie erst gar nicht zu öffnen.

Von VW geerbt hat Skoda auch das herausnehmbare Navigon-Infotainmentsystem (im Up 355 bis 700 Euro Aufpreis), das hier als "Move&Fun" per Touchscreen oder Sprachsteuerung Navigation, Telefon und Multimedia-Funktionen wie CD-Radio, MP3-Player, micro-SD-Kartenleser verbindet. Zur Wahl stehen die drei Ausstattungsniveaus Active, Ambition und Elegance.

Die konstruktive VW-Vorarbeit verschafft dem Citigo aber auch eine vorbildliche Sicherheitsausrüstung. Neben serienmäßigem ESP, ABS und Frontairbags kommt in einem Skoda erstmals ein Kopf-Thorax-Seitenairbag für Fahrer und Beifahrer zum Einsatz. Das macht unterm Strich die Höchstwertung von fünf Sternen beim EuroNCAP-Crashtest. Darüber hinaus sorgt wie im Up der Lasersensor geführte Bremsassistent "City Safe Drive", der bei drohendem Aufprall bis Tempo 30 automatisch den Anker wirft, für mehr aktive Sicherheit. Damit ist der Citigo zusammen mit dem Up und dem spanischen Modelldrilling Seat Mii das bislang einzige Fahrzeug im Kleinstwagen-Segment mit so einer automatischen Notbremse.

Die Antriebsarbeit übernehmen die inzwischen ebenfalls bekannten Einliter-Dreizylinder aus dem Konzernregal. Die beiden Euro5-Benziner leisten auch hier 44 kW/60 PS und 55 kW/75 PS. Für die ihnen zugedachten Aufgaben im urbanen Umfeld reicht das allemal. Beide bewegen sich in der Stadt nahezu identisch, hasten nach dem Ampelstopp willig durch das Fünfganggetriebe, wedeln spritzig durch die Kurven, wobei die genaue Lenkung ein agiles Handling und Feedback vermittelt.

Das sanft abgestimmte Fahrwerk bügelt Verwerfungen und Querrinnen glatt . Während das stärkere Aggregat etwas dynamischer, aber auch etwas brummiger unterwegs ist, liegt die Stärke des kleineren Motörchens eindeutig in seiner Laufruhe. Von einem Dreizylinder ist da nichts zu hören. An Steigungen geht ihm zwar schnell die Puste aus, doch zum Rasen oder für lange Reisen hat Skoda ohnehin geeignetere Modelle im Programm.

Und wenn schon Klein-klein unterwegs ist, dann doch wenigstens mit minimalem Verbrauch: Mit 4,5 Liter (105 g/km CO2) im Normschnitt soll sich der kleinere Motor begnügen, 4,7 Liter (108 g/km CO2) stehen für das stärkere Einliteraggregat auf dem Papier. Wer die 100er-CO2-Marke unterbieten will, muss bei Skoda das so genannte Green Tec-Paket bestellen. Mit Stopp-Start-System, Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation) und rollwiderstandsarmen Reifen soll sich der Normverbrauch dann auf 4,2 (97 g/km CO2) und 4,3 Liter (99 g/km CO2) einpendeln. Das toppt dann nur noch die Erdgasversion mit 86 PS und 79 g/km CO2, die der Citigo wie auch seine Konzernzwillinge im Laufe des Jahres bekommen soll.

Bleibt nur noch die Frage, was das alles genau kostet. Doch darüber schweigen die Tschechen noch bis zum Genfer Autosalon. In der Heimat, wo der Wagen schon seit November 2011 verkauft wird, kostet die Basisversion rund 7200 Euro, allerdings ohne ESP und sonstige Goodies. In Deutschland werden die Preise nach allem was man hört, knapp unter 9000 Euro für den Dreitürer starten, plus rund 500 Euro für die zusätzlichen Türen. Damit hätten die Tschechen mit knapp 900 Euro hinter den Wolfsburgern, die bei 9850 Euro beginnen, den erwarteten Preis-Abstand gewahrt.

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