Fahrbericht Renault Zoe: In der Ruhe liegt die Reichweite

Kaum ein anderer Hersteller kümmert sich so intensiv um das Thema Elektromobilität wie Renault. Neben dem Kangoo Z.E und dem kleinen Twizy bietet die Marke aktuell den Zoe als drittes Modell an. Der kompakte Stromer bewies im Test seine Alltagstauglichkeit.

 Die Ladebuchse verbirgt sich vorne unter dem Renault-Rhombus. Für einen Kleinwagen bietet der Zoe erstaunlich viel Platz.

Die Ladebuchse verbirgt sich vorne unter dem Renault-Rhombus. Für einen Kleinwagen bietet der Zoe erstaunlich viel Platz.

Foto: Hersteller

Doch es gibt Abstriche, die in erster Linie mit der begrenzten Reichweite und dem zur Verfügung stehenden Netz an Stromtankstellen zusammenhängen. Dennoch ist der Zoe mehr als eine Überlegung wert. Zum einen bietet er ähnliche Qualitäten wie Kleinwagen mit Verbrennungsmotor, zum anderen ist er preislich so attraktiv wie kein anderes vergleichbares Modell auf dem Markt. Aktuell wird der Zoe von Renault mit einem Sonderbonus von 5000 Euro angeboten (bis Ende Juni). Dadurch ist der kompakte Fünftürer zum Preis eines vergleichbaren Modells mit Dieselantrieb zu haben.

Die Basisversion Life (u.a. mit ABS, ESP, Radio, Klimaanlage und Navigationssystem) kostet abzüglich Bonus 16 500 Euro, die getestete und besser ausgestattete Version Intens (u.a. zusätzlich mit Rückfahrkamera, rundum elektrische Fensterheber und Einparkhilfe hinten) gibt es aktuell ab 18 300 Euro. Die Batterie ist nicht im Kaufpreis inbegriffen. Sie wird geleast. Für 5000 Kilometer im Jahr beträgt die monatliche Rate beispielsweise 49 Euro.

Renault setzt auf funktionalität

Der Zoe stellt sich als moderner, vollwertiger, etwas futuristisch anmutender Kleinwagen mit Platz für fünf Passagiere vor und einem Kofferraumvolumen von 338 bis 1125 Litern (bei umgeklappter Rücksitzbank). Das kann sich sehen lassen. Innen wirkt der Stromer erstaunlich geräumig. Helle Farben sorgen für eine freundliche Atmosphäre. Das nüchtern-moderne Design wird überwiegend in Hartplastik umgesetzt. Kein Zweifel: Der Zoe setzt nicht auf besonderen Chic. Funktionalität ist angesagt. Das gilt auch für die Sitze, die nicht übermäßig komfortabel, aber auch nicht unbequem sind.

Beim Blick auf das Armaturenbrett zieht der Sieben-Zoll-Touchscreen die Blicke auf sich, über den sich alle wichtigen Funktionen unkompliziert verwalten lassen. Eine wählbare Ansicht zeigt den stilisierten Zoe mit der Batterie im Unterboden, die grün wird, wenn Leistung gefordert wird, und blau, wenn beim Bremsen Energie zurückgewonnen wird. Die digitalen Anzeigen hinter dem Lenkrad bieten unter anderem Informationen über Geschwindigkeit und Reichweite. Ein Batterie-Symbol zeigt den Ladezustand an.

Als Stadtauto sehr gut geeignet

Im Fahrbetrieb macht der kleine Franzose richtig Spaß. Mit der leichtgängigen Lenkung lässt sich der Zoe mühelos und präzise steuern. Er gibt sich flink und wendig in den Kurven und komfortabel federnd auf gerader Strecke.

Für den Aha-Effekt sorgt allerdings der Antrieb durch den 88 PS (65 kW) starken Elektromotor, der seine Kraft über ein Einganggetriebe an die Vorderräder weitergibt und dabei ein maximales Drehmoment von 220 Newtonmetern bei 250 bis 2500 Umdrehungen/min entwickelt. Aus dem Stand sorgt der Stromer für einen Schub, der manch stärkeren Verbrennungskollegen an der Ampel auf den ersten Metern alt aussehen lässt.

Der Zoe ist elektronisch abgeregelt bis zu 135 km/h schnell. Das reicht dicke für die Autobahn. Doch wer die Höchstgeschwindigkeit ausreizt, wird mit einer rasanten Entladung des 22 kWh starken Akkus bestraft. Womit die spannendste Frage im Raum steht: Wie weit lässt sich er Zoe in unterschiedlichen Fahrsituationen bewegen? Laut Hersteller waren es beim Testwagen bis zu 210 Kilometer. Wie sich herausstellte, kein unrealistischer Wert, der sich allerdings nur unter wirklich optimalen Bedingungen erreichen und sogar übertreffen ließ.

Reichweite abhängig von Fahrweise

Im Test wurden zwei verschiedene Fahrstrecken wiederholt bewältigt. Erstes Szenario: Morgens 21 Kilometer mit 13 Kilometern Autobahnanteil (100 bis 110 Kilometer Durchschnittstempo). Zu Beginn ging es fünf Kilometer bergauf. Abends wurde der gleiche Weg zurück gewählt. Ergebnis: Nach rund 150 Kilometern wies die Anzeige darauf hin, dass die Batterie aufgeladen werden musste. Zweites Szenario: Gesamtstrecke 17 Kilometer.

Reduzierung des Autobahnanteils auf drei Kilometer bei 80 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung. Zu Beginn auf der Landstraße vier Kilometer bergab, dann überwiegend durch die Stadt (Geschwindigkeitsbegrenzung 30 bis 70 km/h). Ergebnis: Das Nachladen war zwingend erst nach 218 Kilometern nötig.

Im zweiten Szenario spielte der Zoe seine besonderen Stärken aus. Bergab lädt sich die Batterie durch die über die Motorbremse zurückgewonnene Energie wieder auf, so dass die Reichweite steigt. Wenn man dann im Kolonnenverkehr in der Stadt vorausschauend fährt, den Abstand zum Vordermann ausreichend groß hält, um gleichmäßig beschleunigen und abbremsen zu können, wird man buchstäblich belohnt.

Man kann in aller Ruhe so geschickt im Verkehr mitschwimmen, dass deutlich weniger Energie verbraucht wird. Allerdings waren auch die Rahmenbedingungen günstig. Es war angenehm warm, und elektrische Verbraucher wie die Klimaanlage nicht in Betrieb. Im Winter kann das anders aussehen, wenn Kälte dem Akku zusetzt sowie Heizung und Beleuchtung häufig im Betrieb sind. Da hilft es, wenn Renault den Zoe weiterentwickelt und inzwischen bis zu 240 Kilometer Reichweite verspricht.

Aufladen Zuhause oder unterwegs möglich

Aufgeladen werden kann der Zoe über zwei verschiedene Kabel. Eines taugt für die Haushaltssteckdose, das kann bis zu 15 Stunden dauern. An öffentlichen Ladesäulen geht es über ein zweites Kabel wesentlich schneller. Da ist es möglich, den Akku in einer Stunde bis auf 80 Prozent seiner Kapazität zu bringen.

Der Haken ist: Das Netz von Ladestationen ist in Deutschland sehr dünn. Dazu kommt, dass manche Betreiber eine Kundenkarte verlangen. Im Test ging es an einer RWE-Ladesäule ganz einfach. Über eine Smartphone-App konnte man den Ladevorgang starten, nachdem man per Kreditkarte bezahlt hatte.

Technische Daten##ULIST##

Renault Zoe Intens: Viertüriger, fünfsitziger Kompaktwagen

  • Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,08/ 1,73/ 1,56/ 2,59 Meter
  • Leergewicht: 1503 kg
  • Gepäckraum: 338-1225 Liter
  • Motor: Drehstrom-Synchron-Elektromotor, 22 kWh Batterie
  • Leistung: 65 kW/88 PS bei 3000 U/min
  • max. Drehmoment: 220 Nm bei 250 bis 2500 U/min
  • Kraftübertragung: Einganggetriebe
  • Beschleunigung: 0-100 km/h in 13,5 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h (Elektronisch begrenzt)
  • Normverbrauch kombiniert: 14,6 kWh/100 km
  • Reichweite laut Hersteller: 210 km
  • Testverbrauch: 15,8 kWh/100 km
  • Reichweite im Test: 152 bis 218 km
  • CO2-Ausstoß: 0 g CO2/km
  • Preis: ab 23.300 Euro, bis Ende Juni 5000 Euro Elektrobonus.
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