Fahrbericht Hyundai Genesis: Flaggschiff aus Korea

Als Angriff auf die obere Mittelklasse versteht sich Hyundais Genesis-Limousine. Auf 4,99 Metern streckt sich das viertürige Flaggschiff elegant und repräsentativ, mit wuchtiger Motorhaube und großem Hexagonal-Kühlergrill sowie Coupé-artig gebogener und weit ins Heck laufender Dachlinie.

 Imposant: Der deutlich über zwei Tonnen schwere Hyundai Genesis mit markantem Kühlergrill ist knapp fünf Meter lang.

Imposant: Der deutlich über zwei Tonnen schwere Hyundai Genesis mit markantem Kühlergrill ist knapp fünf Meter lang.

Foto: Hersteller

Ins Auge springt das Genesis-Flügellogo über dem Grill, das verdächtig an Bentley oder Aston Martin erinnert. Auffällig sind aber auch die kurzen Überhänge und der lange Radstand von 3,01 Metern. Der schafft bequeme und üppige Geräumigkeit auf allen Plätzen, wobei das Chauffeurs-Konzept eindeutig zu erkennen ist.

Doch auch auf den vorderen Plätzen fühlt man sich auf Anhieb wohl. Fein verarbeitetes Nappaleder, Echtholz-Blenden in der Armaturentafel und den Türholmen aus Esche oder Walnuss sowie jede Menge Chrom und gebürstetes Alu schaffen gediegene Oberklasse-Atmosphäre. Der Fahrer findet ein übersichtliches Cockpit mit Multifunktionslenkrad vor; ebenso ein 7-Zoll-Display im Kombiinstrument und ein farbiges Head-up-Display.

Vollgepackt mit Assistenzsystemen

Fahrbericht: Hyundai GenesisDazu gesellt sich die fast schon obligatorische Armada an Assistenzsystemen, die den toten Winkel überwachen, die Fahrspur und den Abstand halten und notfalls bis zum Stillstand bremsen. Selbsttätig schaltet die Elektronik das Fernlicht ein- und aus und lässt das Fahrzeug automatisch rückwärts und parallel einparken.

Auch vor Querverkehr beim Zurücksetzen warnt die Bordelektronik und zeigt dank Rückfahrkamera und einem virtuellen Rundumblick aus der Vogelperspektive. Fast schon unnötig zu erwähnen, dass auch ein elektronisches Stabilitätssystem mit Bremsassistent und Kurvenkontrolle, Pre-Safe-Gurte sowie neun Airbags inklusive Knie- und Seitenairbags hinten an Bord sind.

Zwei Weltneuheiten hat Hyundai dennoch zu bieten: Ein CO2-Sensor misst permanent den Kohlendioxidgehalt im Innenraum. Droht eine Übermüdung des Fahrers, wird automatisch Frischluft zugeführt. Ob das nun funktioniert oder nicht, weitaus relevanter für den Alltag ist die automatische Kofferraumöffnung: Steht der Schlüsselträger länger als drei Sekunden am Heck des verschlossenen Wagens, öffnet sich die Klappe wie von Geisterhand. Sehr praktisch, wenn man schwer beladen aus dem Supermarkt kommt. Und sehr lustig, wenn man hinterm Auto stehend noch eine Runde plaudern will.

Alles an Bord für 65.000 Euro

Das Beste aber: All das ist Serie, ob Lack oder Leder, Navi- oder Assi-Systeme und obendrauf noch ein Soundsystem mit 17 Lautsprechern inklusive Bluetooth und Sprachbedienung. Ebenfalls an Bord sind unter anderem Bi-Xenon-Scheinwerfer plus LED-Rück-, -Nebel- und -Tagfahrleuchten, eine Drei-Zonen-Klimaautomatik, ein Panorama-Glasschiebedach, 19-Zoll-Alus und, und, und... Rund 65 000 Euro soll die Limousine kosten. Das ist fast ein Viertel weniger als ein vergleichbar ausgestatteter BMW 535i.

Genau da ist auch der Haken: bei der Freude am Fahren. Serienmäßig mit variablem Allradantrieb und Achtgang-Automatik ausgestattet, ist der Antrieb des Genesis mit seinem 232 kW/315 PS starken 3,8-Liter-V6-Benzindirekteinspritzer zwar durchaus mit dem 535i xDrive mit 306 PS vergleichbar. Auch beim maximalen Drehmoment liegt der Koreaner mit 397 Newtonmetern mit dem Bayern-Beau (400 Nm) fast gleichauf. Allerdings nur auf dem Papier.

Der V6 überzeugt nicht

Kommodes Gleiten in der Stadt ist mit dem Genesis genauso möglich wie geräuscharmes Cruisen über Land. Und auch bei der Autobahn-Fahrt mit Tempo 200 km/h bietet der Wagen ein hohes Maß an Stabilität und Spurtreue. Doch von der Agilität und Spritzigkeit eines 535i ist er weit entfernt. Während der Bayer beispielsweise schon ab 1200 Touren mit vollem Punch aus den Startblöcken schnellt und bis 5000 Umdrehungen hält, erreicht der 2,1 Tonnen schwere Koreaner dort erst sein Maximum. Beim Überholen auf der Landstraße oder auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn zeigt sich das am klassischen Gaspedal-Kickdown plus Gedenksekunde.

Der Sechszylinder beschleunigt den Genesis in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 km/h - das ist mehr als eine Sekunde langsamer als beim 5er. Daran ändert auch die elektronische Fahrwerksregelung Drive Mode mit ihren verschiedenen Fahrzustandseinstellungen, die Einfluss auf die Gas-Annahme, Gangwahl, Lenkung und Dämpfer auf Eco (effizient), Normal (komfortabel) oder Sport nimmt, nichts. Zwar werden die Gänge nun höher gezogen und länger gehalten. Agiler wird der Wagen deshalb aber nicht, allerdings lauter. Auch Fahrwerk und Lenkung dürften im Sportmodus etwas straffer und direkter sein. Beim Dahinrollen auf der Landstraße irritiert zudem das leicht holprige Abrollverhalten. Auf eine Stopp-Start-Funktion wird generell verzichtet.

Verbrauch liegt bei etwa 12 Liter

Immerhin pendelt sich der Verbrauch nach der knapp 300 Kilometer langen Testfahrt mit durchaus schnellen Etappen über Landstraße und Autobahn mit 12,3 Litern Super nur knapp über den angegebenen 11,6 Litern nach der EU-Norm ein. Hier ist der Hyundai Genesis sehr viel näher an der Realität als der 535i xDrive mit seinem Fabel-Normwert von 8,1 Litern.

Technische Daten##ULIST##

Hyundai Genesis 3,8l V6 GDI: Viertürige Stufenhecklimousine der Kompaktklasse, fünf Sitzplätze

  • Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,99/ 1,89/ 1,48/ 3,01 Meter
  • Leergewicht: 2150 kg
  • Gepäckraum: 493 liter
  • Motor:3,8-Liter-V6-Benzindirekteinspritzer
  • Leistung: 232 kW/315 PS bei 6 000/min
  • max. Drehmoment: 397 Nm bei 5000/min
  • Kraftübertragung: Achtgang-Automatikgetriebe
  • Beschleunigung: 0-100 km/h in 6,8 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
  • Normverbrauch kombiniert: 11,6 l/100 km
  • CO2-Ausstoß: 270 g CO2/km
  • Preis: ab 65 000 Euro
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