Fahrbericht Ford Ecosport: Auffallend auffällig

Ford versucht mit dem Ecosport im Markt der Mini-SUV Fuß zu fassen. Rustikaler Auftritt mit kräftigem Antrieb zu Preisen ab 19.200 Euro.

Fahrbericht: Ford Ecosport: Auffallend auffällig
Foto: Gerhard Mertens

Beim ersten Anblick muss man erst einmal schlucken. Grellgelb steht er da, hochbeinig, mit Ecken und Kanten, einer wuchtigen Front mit großem trapezförmigen Kühlergrill und einem hinten an der Hecktür angebrachten voluminösen Reserverad. Keine Frage, dieses Auto wird nicht jeder mögen, nicht nur wegen der Farbe. Und doch wird der Ford Ecosport seine Freunde finden. Das Mini-SUV - Ford spricht von "Smart Utility Vehicle" - ist zwar nicht immer smart, macht in der Praxis dennoch eine alles in allem gute Figur.

Die technische Basis hat das Mini-SUV vom Fiesta. Allerdings hat der Ecosport rund 20 Zentimer mehr Bodenfreiheit, was ihn auf den ersten Blick auch fürs Gelände tauglich scheinen lässt. Da ein Allradantrieb aber nicht verfügbar ist, sollte man bei der Fahrt durch Feld, Wald und Wiesen genau wissen, was einen erwartet.

Das etwas andere SUV

Aber eigentlich ist der Ecosport eher für die Straße gedacht. Ungewöhnlich für einen kleinen SUV ist das am Heck angebrachte Reserverad. Es soll vermutlich - in Kombination mit den schwarzen Kunststoffschwellern und dem angedeuteten Unterfahrschutz - einen Hauch von Offroad-Abenteuer versprühen. Optisch setzt das den Ford zweifelsfrei von anderen Mini-SUVs ab. Er kommt eher cool und rustikal als brav und rundlich-schön daher. Doch für die Praxis hat die Lösung Konsequenzen. Denn die Hecktür öffnet nicht nach oben, sondern ist links angeschlagen. Enge Parklücken können schnell für Verzweiflung sorgen, wenn man die Einkäufe im Kofferraum verstauen will.

Der Laderaum ist klein, aber praktisch

Was das Platzangebot angeht, kann der Ecosport trotz seiner Kürze (4,01 Meter ohne Reserverad) überzeugen. Vorne und hinten hat man ausreichend Platz und Kopffreiheit, wenn man nicht gerade weit über 1,80 Meter groß ist. 333 Liter Kofferraum sind natürlich nicht die Welt, aber mit den doppelt umklappbaren Rückenlehnen sind bis zu 1238 Liter Stauraum möglich. Im Innenraum verteilt sind diverse Ablagemöglichkeiten. Unter dem Beifahrersitz gibt es sogar eine Schublade

Die Farben Schwarz und Grau dominieren das Cockpit. In Verbindung mit viel Hartplastik wird das Auge nicht gerade verwöhnt. Die Mitte des Armaturenbretts wird von der Kombination Radio/Kommunikationseinheit dominiert. Man fühlt sich ein wenig an einen Ghettoblaster erinnert.

Es fehlt an Zusatzausstattung

Angesichts vieler Knöpfe verliert man zunächst die Übersicht, aber mit etwas Eingewöhnungszeit hat man den Bogen dann raus. Zum Beispiel, wie man das eigene Smartphone in das an Bord befindliche Kommunikations- und Entertainment-System FordSYNC integrieren kann (400 Euro Aufpreis), um die eigenen Apps zu nutzen, Musik zu hören oder freisprechend zu telefonieren - das alles geht per Sprachbefehl. Ein eingebautes Navigationssystem ist nicht lieferbar.

Der Ecosport macht den Einstieg bequem. In Verbindung mit der hohen Sitzposition bietet er das, was SUV-Käufer erwarten. Mit Blick nach vorne und den Seiten bekommt man ein gutes Gefühl für die Abmessungen des Autos. Nach hinten ist man wegen des Reserverads jedoch etwas unsicher. Da ist das Park-Pilot-System eine große Hilfe.

Dreizylinder-Turbo ruhig und kultiviert

Die Sitze sind straff gepolstert, aber nicht unbequem und geben ausreichenden Seitenhalt. Der Testwagen war allerdings mit Lederbezügen ausgestattet (710 Euro Aufpreis). Bei höherem Kurventempo hatte man das Gefühl, ein wenig zu rutschen. Und schnell fährt man mit dem Ecosport gerne. Ausgestattet war der gelbe Ford mit einem Dreizylinder-Ecoboost-Motor mit Turboaufladung. Verblüffend, zu welchen Fahrleistungen das kleine Motörchen dem immerhin fast 1400 Kilogramm schweren Fahrzeug mit seinen 125 PS verhilft.

Es spurtet munter los und beschleunigt bis in den fünften Gang zügig durch. Von null auf hundert vergehen 12,7 Sekunden, subjektiv hat man den Eindruck, es geht schneller. Die Laufkultur des mehrfach ausgezeichneten Triebwerks überzeugt. Akustisch macht es lediglich durch ein unterschwelliges Knurren auf sich aufmerksam.

Straffe Federung und hoher Verbrauch

Ford-typisch agil ist das Fahrverhalten des Ecosport nur bedingt. Er lässt sich zwar problemlos durch Kurven manövrieren, reagiert willig auf die Lenkaktionen, doch bei höherem Tempo merkt man, dass man nicht in einem Fiesta sitzt. Ob's dem höheren Aufbau geschuldet ist, wäre zu klären, jedenfalls drängt der Wagen spürbar über die Vorderräder nach außen. Man spürt aber früh, wann man den Fuß vom Gaspedal nehmen muss. Kritische Situationen scheinen dank Antischleudersystem ESP gar nicht erst aufzukommen.

Was den Federungskomfort angeht, muss man es ebenfalls rustikal mögen. Die Federung ist straff ausgelegt und bügelt größere Unebenheiten nicht unbedingt elegant weg. Den Normverbrauch gibt Ford mit 5,3 Litern Super auf 100 Kilometer an. Der wurde im Testzeitraum mit 7,1 Litern laut Bordcomputer deutlich überschritten.

Wer sich für den Ecosport interessiert, dem sei gesagt, dass Ford Mitte kommenden Jahres ein Facelift mit diversen Verbesserungen präsentieren wird. Das Reserverad kann man dann optional am Unterboden anbringen lassen. Außerdem soll der Innenraum aufgewertet werden, und auch eine Allradoption ist geplant.

Technische Daten##ULIST##

Ford EcoSport 1.0 EcoBoost Titanium: Viertüriger, fünfsitziger SUV mit Hecktür

  • Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,27/ 1,77/ 1,67/ 2,52 Meter
  • Leergewicht: 1350 kg
  • Gepäckraum: 333 l bis 1238 l
  • Motor: 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer
  • Leistung: 92 kW/125 PS bei 6000/min
  • max. Drehmoment: 170 Nm bei 1400 bis 4500/min
  • Kraftübertragung: Fünfgangschaltgetriebe
  • Beschleunigung: 0-100 km/h in 12,7 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Normverbrauch kombiniert: 5,3 l/100 km
  • CO2-Ausstoß: 125 g CO2/km
  • Preis: ab 19 200 Euro (Ecoboost i.V.m Titanium ab 20 790 Euro)
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