Toyota RAV 4: Auf Familie getrimmt

Der neue Toyota RAV4 hat mit seinem Vorgänger kaum noch etwas gemeinsam. Preise ab 26 650 Euro. Heute gehören die kompakten SUV zu den Lieblingen der Autofahrer. Dabei begründete Toyota vor knapp 20 Jahren mit dem RAV4 das Segment der kleinen Geländewagen. Dutzendfach ist der hochbeinige Japaner kopiert worden.

 Der neue Toyota RAV4, jetzt in vierter Generation, ist deutlich auf nun 4,57 Meter gewachsen. FOTOS: HERSTELLER

Der neue Toyota RAV4, jetzt in vierter Generation, ist deutlich auf nun 4,57 Meter gewachsen. FOTOS: HERSTELLER

Toyota muss sich strecken, hier nicht den Anschluss zu verlieren. Und "strecken" ist durchaus wörtlich zu nehmen.

Der neue RAV4 ist jetzt in vierter Generation deutlich auf nun 4,57 Meter gewachsen. Das macht ihn alltagsfreundlicher, aber auch für jene Familienväter interessanter, denen es schon immer ein Graus war, ihren Nachwuchs im "uncoolen" Van zur Kita zu kutschieren oder vor dem Kino abzusetzen. Ab 13. April rollt der neue RAV 4 zu den Händlern. Die Preise beginnen bei 26 650 Euro.

Mit seinem Vorgänger hat der neue RAV4 gerade noch seinen Namen gemeinsam, ansonsten ist keine Schraube auf der anderen geblieben. In der Länge hat der japanische SUV um 20,5 Zentimeter zugelegt und ist 30 Millimeter breiter und gleichzeitig 25 Millimeter flacher geworden. Was sich nach wenig anhört, verändert aber Proportionen und Silhouette erheblich. Dahinter steckt Kalkül. Toyota will den neuen RAV4 mehr in Richtung Familie trimmen, ohne jedoch beim Freizeit- und Abenteuer-Klischee zurückzustecken.

Die Rechnung könnte aufgehen. Innen bietet das Auto nun deutlich mehr Platz. Das Raumgefühl ist angenehmer, auch auf der Rückbank. Das Wachstum schlägt sich zudem in einem größeren, 547 Liter fassenden Kofferraum nieder. Der öffnet jetzt durch eine nach oben schwingende Heckklappe. Zuvor schworen Toyotas Designer stets auf die seitlich angeschlagene Hecktür. Die Rücksitzlehnen des Neuen lassen sich ruckzuck umklappen.

Der Ladeboden ist zwar nicht ganz eben, doch zumindest glattflächig. Dachhoch bepackt schluckt der RAV4 bis zu 1746 Liter Gepäck. Mehr bieten gute Mittelklasse-Kombis auch nicht.

Zum Marktstart hat der Kunde die Wahl zwischen drei Motoren. Der bekannte Zweiliter-Benziner leistet mit 111 kW/151 PS nun sieben PS weniger als zuvor. Wie gehabt entscheiden sich aber die meisten SUV-Fahrer in Deutschland für den Dieselmotor. Das gilt auch für den RAV4. Der auch in anderen Baureihen eingesetzte 2,2-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor behält seine 110 kW/150 PS. Die recht durstige 130 kW/177-PS-Variante aber entfällt. Dafür lockt ein Neuling.

Toyota hat einen etwas kleineren Selbstzünder mit zwei Litern Hubraum entwickelt, der im RAV4 mit 91 kW/124 PS künftig die Einstiegsmotorisierung bildet. Kombiniert sind die Antriebe mit einem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe. Gegen Aufpreis gibt es eine stufenlose CVT-Automatik, allerdings nur für den Benziner und den stärkeren Diesel. Auch der zuschaltbare Allradantrieb, der jeweils 50 Prozent der Kraft auf beide Achsen verteilt, ist für den Basisdiesel nicht erhältlich. Norddeutschlands Flachland-Fahrer mögen dies verschmerzen.

Eine erste Probefahrt mit dem Basistriebwerk überzeugt auf ganzer Linie. Der neue Vierzylinder läuft ausgesprochen leise, ist fast ebenso durchzugsstark und erweist sich im Alltag als die klügere Wahl als die stärkere Variante. Als einziger besitzt er ein Start-Stopp-System und erreicht dadurch einen EU-Normverbrauch von 4,9 Litern pro 100 Kilometer (127 g CO2/km).

Unser Bordcomputer legte zwar zwei Liter drauf, doch haben wir die kurvigen Landstraßen Nordspaniens nicht im Bummeltempo unter die Räder genommen. Auch deswegen, weil sich der RAV4 für seine Bauart ungewöhnlich handlich fährt und sicher ums Eck treiben lässt. Lediglich der Federungskomfort könnte eine Spur weicher abgestimmt sein. Sieldeckel und andere Unebenheiten in der Fahrbahn machen besonders bei niedriger Geschwindigkeit auf sich aufmerksam.

Dafür glänzt der Japaner mit niedriger Geräuschentwicklung. Vor seinen deutschen Konkurrenten Ford Kuga und VW Tiguan braucht sich der RAV4 nicht zu verstecken.

Bemüht, den Fahrer zu entlasten, bietet Toyota erstmals im RAV4 einige elektronische Assistenzsysteme an, allerdings nur für die höheren Ausstattungen. Erhältlich sind ein automatisch abblendender Fernlichtassistent in Verbindung mit einem Spurwechsel-Warner und ein mit Radarsensoren arbeitender Toter-Winkel-Warner.

Wem die Ausstattung ab Werk genügt, hat im neuen RAV4 immerhin Klimaanlage, vier elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, CD-Audiosystem, Knieairbag, verstellbare Rücksitzlehnen und Bluetooth-Freisprecheinrichtung an Bord und zahlt für den Einstiegsdiesel 26 650 Euro. Der Benziner ist 1100 Euro teurer. Was zunächst verblüffen mag, ist schnell erklärt: Es gibt ihn nicht ohne Allradantrieb. mid

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