Autotest Mazda MX-5 Flyin' Miata: Fliegengewicht spielt Heavy Metal

Berlin · Es ist, als hätten Asterix und Obelix ihre Seelen vertauscht: Wenn der US-Tuner Flyin' Miata den V8-Motor aus der Corvette in den MX-5 baut, wird aus dem sportlichen Spielzeug eine Dampframme von schier unglaublicher Kraft. Ansonsten gibt sich der MX-5 zurückhaltend.

 Man mag es nicht glauben, aber dieser Roadster kann es locker mit einem Lamborghini aufnehmen.

Man mag es nicht glauben, aber dieser Roadster kann es locker mit einem Lamborghini aufnehmen.

Foto: Mazda

Gerade weil er so klein ist, ist er einer der ganz großen: Als handlicher, vernünftiger und bezahlbarer Sportwagen hat es der Mazda MX-5 zum erfolgreichsten Roadster aller Zeiten gebracht. Doch dann hat Tuner Flyin' Miata Hand an den MX-5 gelegt.

Die Lust auf Leistung ist einfach unstillbar. Deshalb hat sich der Tuner Flyin' Miata beim Mazda MX-5 nicht mit den maximal 118 kW/160 PS und 2,0 Litern Hubraum oder dem üblichen Chiptuning begnügt, sondern gleich den V8-Motor der legendären Corvette unter die Haube gequetscht.

Dreimal so viel Leistung

Acht Zylinder, 6,3 Liter Hubraum, 391 kW/532 PS und 656 Newtonmeter machen den Zweisitzer zu einem Donnerkeil, der zum Schrecken der etablierten Sportwagen taugt. Von außen sieht man das nicht. Da ist der MX-5 bis auf ein paar Aufkleber und das Ofenrohr von Auspuff völlig unscheinbar. Doch man muss nur den Startknopf drücken, schon ist einem alle Aufmerksamkeit sicher.

Es ist, als würde ein Chorknabe plötzlich Heavy Metal spielen - so laut und dreckig beginnt der Winzling zu brüllen. Und wenn mit einem scharfen Klacken der erste Gang ins Getriebe rutscht und die schwere Kupplung zuschnappt, gerät das gelernte System der PS-Koordinaten vollends aus den Fugen: Mit dem Leistungsgewicht eines Ferrari und dem Sprintvermögen eines Lamborghini beschleunigt der MX-5 plötzlich in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Wenn den Fahrer jenseits von 250 km/h der Mut verlässt, sind die Muskeln des Mazdas noch lange nicht schlapp. 330 km/h haben die Entwickler auf dem Prüfstand schon geschafft, schwärmen sie. Nur haben sie noch niemanden gefunden, der sich das auch auf der Straße traut.

Eine Bestie, die gar nicht so böse ist

Dabei ist der MX-5 gar nicht so biestig, wie man es glauben möchte. Klar liegt er deutlich tiefer auf der Straße, ist bretthart abgestimmt, hat eine knochentrockene Schaltung und eine messerscharfe Lenkung. Und der Motor quittiert jedes Tröpfchen Sprit mit einem lüsternen Jauchzen. Doch wo schon deutlich schwächere Sportwagen oft vor Kraft kaum Laufen können, bringen die Semislick-Reifen die Power im Flyin' Miata überraschend gut auf die Straße.

Selbst wenn der MX-5 nicht mehr ganz so leichtfüßig und intuitiv auf der Ideallinie reitet und Kurven fährt wie das Original, muss man die Höllenmaschine nicht mühsam um die Kurven zwingen. Der Mazda ist immer noch handlicher als die meisten anderen Autos in dieser Leistungsklasse. Deshalb muss man es schon sehr wild treiben, bis der Flyin' Miata tatsächlich mal den Abflug macht. Außerdem bleiben alle Sicherheitssysteme und mit ihm das ESP beim Umbau an Bord.

Den Tuner beim Ehrgeiz gepackt

Natürlich käme Mazda nicht im Traum auf die Idee, so etwas selbst zu machen. Schließlich huldigen die Japaner beim MX-5 dem Purismus . Und sie predigen zu recht, dass der Spaß nicht unbedingt an der Leistung hängt und dass man nicht um jedes Gramm kämpfen muss. Deshalb hat man tatsächlich im MX-5 auch mit dem 1,5-Liter-Basis-Modell für 22 990 Euro und mageren 96 kW/131 PS mehr Spaß als in vielen ausgewachsenen Sportwagen. Doch war für den US-Tuner aus Grand Junction in Colorado die Versuchung zu groß, es doch mal auszuprobieren.

Mit Erfolg. Zu den vielen hundert Turbokits für die Vierzylinder verkauft der mittlerweile auch mehr als ein Dutzend V8-Modelle im Jahr. Und jetzt, wo es den Mazda auch als Fiat und als Abarth Spider gibt, erhofft der sich noch mehr Geschäft. Dabei ist ihm die Herkunft seiner Kunden egal. Wenn man das Auto für knapp 50 000 Dollar binnen zwei, drei Wochen von den Experten umbauen lassen will, sollte man zwar Amerikaner sein. Aber wer die Arbeit auf der Hebebühne nicht scheut, dem liefert Flyin' Miata den Umbaukit für einen reduzierten Preis überall in die Welt. Auch nach Deutschland. Nur um die Zulassung mögen sich die Kunden dann bitte selber kümmern, erklärt das Team.

Fazit: Kleines Auto, großer Spaß

Zwar hat der MX-5 von Flyin' Miata so gar nichts mehr mit der Idee vom federleichten, spaßigen und billigen Spielzeug für gewisse Stunden. Doch weil die Amerikaner den Umbau mit großem Ernst betrieben haben, ist der Spaß mit dem Sportler umso größer. Selbst den Preis für den Umbau kann man verschmerzen. Man muss nur bedenken, mit welchen Fahrzeugen sich der MX-5 plötzlich messen kann. Denn Autos wie einen Ferrari oder die Corvette gibt es dafür höchstens als Gebrauchtwagen. Das verdutzte Gesicht der Porsche-Fahrer im Rückspiegel ist ohnehin unbezahlbar.

Datenblatt: Mazda MX-5 Flyin' Miata

 Motor und Antrieb:  V8-Benziner Hubraum:  6300 ccm Max. Leistung:  391 kW/532 PS Max. Drehmoment:  656 Nm Antrieb:  Heckradantrieb Getriebe:  Sechsgang-Schaltgetriebe

 Maße und Gewichte   Länge:  3,91 m Breite:  1,73 m Höhe:  1,23 m Radstand:  2,31 m Leergewicht:  ca. 1150 kg Zuladung:  k.A. Kofferraumvolumen:  k.A.

 Fahrdaten   Höchstgeschwindigkeit:  ca. 330 km/h Beschleunigung 0-100 km/h:  ca. 3,5 s Durchschnittsverbrauch:  k.A. Reichweite:  k.A. CO2-Emission:  k.A. Kraftstoff:  Super Schadstoffklasse:  k.A. Energieeffizienzklasse:  k.A.

 Kosten   Basispreis des Mazda MX-5:  22 990 Euro Grundpreis des Mazda MX-5 Flyin' Miata:  ca. 75 000 Euro Typklassen:  k.A. Kfz-Steuer:  k.A.

 Wichtige Serienausstattung   Sicherheit:  Front- und Seitenairbags Komfort:  Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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