Ford Focus: Ein Motor mit Zukunft

Fahrbericht über den Ford Focus mit dem neuen 1,0-Liter-Ecoboost-Benziner

 Kräftig und sparsam: Der neue Motor macht im Ford Focus einen sehr guten Eindruck.

Kräftig und sparsam: Der neue Motor macht im Ford Focus einen sehr guten Eindruck.

Foto: Werkksfoto

"Downsizing" ist seit einiger Zeit das Zauberwort, das die Motorenentwickler oben auf die Agenda ihrer Entwicklungsarbeiten gesetzt haben. Darunter verstehen die Ingenieure die Verkleinerung der Verbrennungsmaschinen. Weniger Zylinder bei gleichzeitig verringertem Hubraum versprechen bei unverändertem Leistungsangebot vor allem einen verringerten Verbrauch. Weniger Verbrauch bedeutet auch geringere Abgasemissionen. Der Trend macht natürlich auch vor Ford nicht halt. Dort haben sich die Entwickler in jüngster Vergangenheit besonders engagiert um die Vierzylinder gekümmert: Brot-und-Butter-Motoren für die Brot-und-Butter-Autos des Konzerns.

Vor kurzem ist die Produktion des jüngsten Ecoboost-Motors angelaufen. Der Dreizylinder mit einem Liter Hubraum ist der Motor mit dem geringsten Brennraumvolumen im Angebot des Herstellers. Die Grundfläche des Motors entspricht der eines DIN A4-Papiers. Das Triebwerk leistet 92 kW/125 PS und damit so viel wie der bislang verwendete 1,6-Liter-Vierzylinder.

Alleine am Standort Köln hat Ford 134 Millionen Euro in 850 neue Arbeitsplätze investiert, um den neuen Motor zu fertigen. Eine weitere Produktionsstätte entsteht im rumänischen Craviova. Damit steigt alleine in Europa die Kapazität für den neuen Motor auf 700 000 Einheiten. Künftig möchte Ford sogar 1,3 Millionen neue Ecoboost-Triebwerke weltweit bauen und in den unterschiedlichsten Modellen einsetzen. Dazu zählen in Europa unter anderem der C-Max, der B-Max, der auf dem Genfer Autosalon vom 8. bis 18. März Weltpremiere feiert, und der Fiesta.

Seinen Einstand feiert der Einliter jedoch im Focus, der nun zum ersten Mal für eine Testfahrt zur Verfügung stand. Die jüngste Generation der kompakten Baureihe, die dritte seit 1998, ist in Deutschland seit April 2011 im Handel. Aktuell umfasst die Modellfamilie die fünftürige Steilheck-Limousine, die Stufenheck-Limousine und den Kombi. Acht verschiedene Motoren spannen das Leistungsspektrum von 63 kW/85 PS bis 134 kW/182 PS. Die Sportgemeinde harrt begierig auf das ST-Triebwerk mit 184 kW/250 PS, das ebenfalls 2012 seine Premiere feiern darf.

Der neue Dreizylinder tritt kein leichtes Erbe an. Der 1,6-Liter-Vierzylinder hat sich mit seiner Laufruhe, einer guten Leistungsentfaltung und günstigen Verbrauchswerten in zahlreichen Tests gute Noten erworben. Von der Papierform spricht viel für den neuen Dreizylinder. Sein Normverbrauch liegt um 20 Prozent günstiger. Statt sechs verbraucht er nur noch fünf Liter. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 114 Gramm pro Kilometer. Der Leichtmetallmotor verfügt über Direkteinspritzung, die den Kraftstoff mit 150 bar Druck direkt in den Brennraum spritzt und einen kompakten Turbo, der sich mit bis zu 248 000 U/min dreht.

Zur Kostprobe darf der neue Motor im Fünftürer des Focus antreten. Die 4,35 Meter lange Limousine wartet ansonsten ohne neue Überraschungen auf. Die bequemen Sitze sind bekannt, ebenso der mächtige Armaturenträger mit den übersichtlichen Armaturen und Bedienungselementen. Gestartet wird in der gehobenen Ausstattung Titanium per Startknopf. Was folgt, ist ein Dejavu.

Der Sound des Dreizylinders erinnert aufs i-Tüpfelchen an den der Fünfzylinder von Audi in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts. Tief, sonor, aber nie aufdringlich brummelt der Einliter wie ein richtig Großer. Könnte auch ein Dreiliter-V6 sein, der da unter der Haube werkelt.

Und so geht der Dreizylinder auch zu Werke. Mit knapp 1300 Kilo Leergewicht hat der Focus sich schließlich nicht nur in puncto Gewicht in Richtung Mittelklasse bewegt. Die Durchzugskraft ist beeindruckend. Selbst im Sechsten schiebt das Triebwerk auf Gasbefehl knackig an. Der Spurt durchs Drehzahlband ist ebensowenig das Ding des neuen Motors wie hohe Drehzahlen. Macht aber nichts, denn mit dem präzisen Sechsganggetriebe, lässt sich der Focus bei kleinen und mittleren Drehzahlen prächtig in Bewegung halten.

Die lange Strecke scheint dem Focus mit dem Einliter richtig gut zu liegen. Der Komfort des Fahrwerks ist dabei vorbildlich. Diese Fahrwerksabstimmung kann vielleicht sportlichen Ambitionen nicht in der letzten Nuance genügen. Aber für den Alltagsbetrieb gibt sich der Ford in diesem Bereich keine Blöße.

Es bedarf keiner großen prophetischen Gaben, dem neuen Dreizylinder von Ford eine große Zukunft zu prophezeien. Er produziert nicht nur genügend Leistung, um ganz unterschiedliche Bedürfnisse zu befriedigen. Was den Umgang im Alltag so angenehm macht, ist das gute Drehmoment von 170 Newtonmeter, das kurzfristig auf 200 Newtonmeter gesteigert werden kann. Das sind Werte, mit denen sich selbst ein kleiner Diesel gut schmücken kann. 1.0 Ecoboost kommt auch noch in einer kleineren Variante, die 74 kW/100 PS leistet und sogar nur 109 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer produziert.

Auch als Verbrennungsmotor für einen Hybridantrieb und für einen Rangeextender bei einem E-Auto ist eine lange Zukunft für dieses Motorkonzept vorgezeichnet.

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