Wenn die Fahrt unverhofft endet: Wer bei einer Panne hilft

Hamburg · Platter Reifen, kein Sprit mehr im Tank, Motor defekt: Eine Panne kann viele Ursachen haben, ist aber jedes Mal sehr ärgerlich. Sie kostet nicht nur Zeit, sondern mitunter auch eine Menge Geld.

 Das Auto streikt - und jetzt? Wer keinen Schutzbrief hat, sollte sich zu helfen wissen und zum Beispiel den zentralen Pannen-Notruf kennen. Foto: Bodo Marks

Das Auto streikt - und jetzt? Wer keinen Schutzbrief hat, sollte sich zu helfen wissen und zum Beispiel den zentralen Pannen-Notruf kennen. Foto: Bodo Marks

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Einfach hat es, wer einen Schutzbrief eines Autoclubs oder einer Versicherung besitzt: Ein Anruf bei der entsprechenden Servicenummer - und Hilfe kommt. Das klappt auch mit einer Mobilitätsgarantie. Doch was tun Autofahrer ohne Pannenschutz?

Nicht immer bekommen sie eine mobile Verbindung ins Internet, um vom Pannenort aus die nächste Werkstatt zu finden. Sie können per Handy jedoch über die kostenfreie Notruf-Nummer 0800/6683663 (NOTFON D) Hilfe anfordern, sagt Birgit Luge-Ehrhardt. Sie ist Sprecherin der Dienstleistungs-GmbH der Deutschen Versicherer (GDV DL), die den Notruf betreibt. Mit deren App "Pakoo" geht das noch einfacher: Mit einem Tastendruck werden Nutzer mit der Telefonzentrale verbunden und zugleich geortet. Auf den Autobahnen stehen alle zwei Kilometer Notrufsäulen, die auch vom GDV VL betrieben werden.

Dieser Service ist jeweils kostenlos. Am Telefon entscheiden die liegen gebliebenen Autofahrer, wie die Pannenhilfe geleistet werden soll, so Luge-Ehrhardt. Liegt ein Schutzbrief vor, werden die Servicestellen des Autoclubs oder der Versicherung kontaktiert. "Für alle anderen gibt es eine Liste freier Hilfeanbieter." Deren Einsatz müssen Autofahrer dann selbst zahlen.

Oft überlegen Betroffene in solchen Fällen, die Pannenhilfe eines Autoclubs in Anspruch zu nehmen. Um den Einsatz nicht bezahlen zu müssen, wollen sie dann am Straßenrand Mitglied werden. Das geht zum Beispiel beim Auto Club Europa (ACE). "Die Kosten werden nach Abschluss der Mitgliedschaft über uns abgerechnet", sagt ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. Die Möglichkeit der Ad-Hoc-Mitgliedschaft bieten nicht alle Clubs. Beim ADAC etwa ist das nicht möglich, erklärt Sprecherin Katharina Lucà: "Die Mitgliedschaft muss mindestens einen Tag vorher geschlossen worden sein."

Nicht selten können die Pannenhelfer vor Ort Schäden direkt beheben. Andernfalls muss abgeschleppt werden. Die Abschleppkosten pauschal zu benennen, sei nicht möglich, erklärt Ulrike Wenzel vom Verband der Bergungs- und Abschleppunternehmen (VBA). "Es kommt auf die örtlichen Begebenheiten, den Fahrzeugtyp und den Grad der Beschädigung an." Ein Beispiel: Für den Einsatz eines Basis-Abschleppwagens ohne Kran sind laut VBA für den Autofahrer im Schnitt 135 Euro pro Stunde fällig.

In der Praxis wird meistens direkt nach der Auftragsausführung bezahlt, erläutert Wenzel. "Sollte dies dem Kunden nicht möglich sein, ist das vorher abzuklären." Vermittelt etwa der ADAC einem Autofahrer ohne Mitgliedschaft ein Abschleppunternehmen, sei dessen Einsatz bar zu bezahlen, erklärt Lucà. Gestrandete Autofahrer ohne prall gefülltes Portemonnaie werden aber nicht stehen gelassen. "Die Kollegen machen gegebenenfalls einen Schwenker zum Geldautomaten."

Ein weiteres Problem: Nicht immer haben Werkstätten sofort Zeit, sich um das Pannenauto zu kümmern. Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) rät dazu, vor dem Auftrag telefonisch zu klären, ob das klappt.

Bei Schutzbrief-Inhabern werden Pannenhilfe und Abschleppkosten oft nur bis zu einer Obergrenze getragen. Häufig liegt die bei 100 Euro für den Pannendienst und 150 Euro für das Abschleppen, sagt Michael Bruns von der Stiftung Warentest. "Das reicht aber meist aus."

In der Regel ist der Kunde nicht verpflichtet, den Wagen in der Werkstatt reparieren zu lassen, in die er abgeschleppt wurde. "Liegt die Werkstatt weit entfernt vom eigenen Wohnort, bekommt der Kunde einen Mietwagen, mit dem er die Reise fortsetzen kann", erklärt Bruns. Parallel kann er eine weitere Schutzbrief-Leistung nutzen: die Fahrzeugrückholung. Das kaputte Auto wird an den Wohnort verfrachtet, wo er es in der Werkstatt seiner Wahl reparieren lassen kann.

Bei einem Schutzbrief gilt generell: Damit er auch greift, dürfen die Inhaber oft nicht auf eigene Faust eine Werkstatt anrufen oder ein Hotel für die Übernachtung buchen. Besitzer eines neueren Autos haben häufig eine Mobilitätsgarantie. Die gilt aber meist nur, wenn das Fahrzeug nach Vorgaben in der Vertragswerkstatt durchgecheckt wird.

Was tun im PannenfallRuhe bewahren. Betroffene schalten den Warnblinker ein und fahren - wenn möglich - direkt an den Straßenrand, um sich und den nachfolgenden Verkehr nicht zu gefährden, sagt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE). Danach ziehen am besten alle Fahrzeuginsassen Warnwesten an, bevor das Warndreieck aufgestellt wird.

Innerorts sollte das Dreieck etwa 50 Meter vom Auto entfernt platziert werden, auf Landstraßen 100 Meter, auf Autobahnen 200 Meter. "Liegt die Unfallstelle hinter einer Kurve, stellt man das Warndreieck vor die Kurve", erklärt Hillgärtner.

Sind die Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen, erfolgt der Hilferuf. Am Telefon nennen Autofahrer Standort, Kennzeichen, Farbe sowie Fabrikat des Autos. "Im Idealfall hinterlegen sie auch eine Mobilnummer für Rückrufe", so der ACE-Sprecher.

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