Fußgänger im Straßenverkehr Mehr Sicherheit ist möglich

Berlin · Die Zahl der Unfalltoten in Deutschland ist in den letzten 40 Jahren deutlich gesunken. Besonders Autofahrer profitierten. Aber auch Fußgänger können sicherer leben, oft durch Umbauten im Straßennetz.

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert mehr Einsatz für die Sicherheit von Fußgängern im Straßenverkehr. Im Vergleich zu den Radfahrern seien die Fußgänger bei Sicherheitsfragen etwas kurz gekommen. So lautet das Ergebnis eines "Städtechecks 2014", der die Entwicklung in 80 deutschen Großstädten in den vergangenen fünf Jahren untersuchte. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Thema:

Leben Fußgänger im Straßenverkehr besonders gefährlich?

Nein. Sie verunglücken gemessen an der Zahl ihrer Wege seltener als andere Verkehrsteilnehmer. 12,3 Prozent der Opfer sind Fußgänger. Allerdings werden sie bei Unfällen häufiger und schwerer verletzt, während Autofahrer dank Knautschzone, Gurten und Airbags oft unversehrt bleiben. Unter den Fußgängern sind Kinder und Rentner öfter an Unfällen beteiligt, weil sie weniger aufmerksam sind oder schlechter sehen und hören.

Wo geschehen die meisten Unfälle mit Fußgängern?

In knapp 95 Prozent der Fälle verunglücken die Fußgänger in geschlossenen Ortschaften, weil sie hier am meisten unterwegs sind.

Was sind die häufigsten Unfallursachen?

80 Prozent der Fußgänger verunglücken beim Überqueren von Straßen. Auto- und Motorradfahrer, aber auch Radfahrer, übersehen Fußgänger häufig beim Abbiegen oder an Zebrastreifen. Fußgänger sind in vielen Fällen Mitschuld, wenn sie beim Überqueren von Straßen nicht auf den Verkehr achten oder die rote Fußgängerampeln ignorieren. In Innenstädten mit vielen Touristen und feierfreudigen, angetrunkenen Menschen in der Nacht wie in Berlin-Mitte gibt es eine auffallende Häufung von Unfällen, bei denen die Fußgänger verantwortlich sind.

Gibt es für Fußgänger besonders gefährliche Städte und harmlose Gegenden?

Der VCD erstellte keine Risiko-Rangliste. Bedingungen wie etwa der Fußgängeranteil am Gesamtverkehr sind in den 80 Großstädten mit mehr als 100 000 Einwohnern verschieden. Zudem schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr sehr stark. Auch das Wetter spielt eine Rolle, weil Regen und Kälte die Menschen in den Häusern halten und die Unfallzahlen senken.

Was können Städte außer den üblichen Aufforderungen zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme tun?

Als erstes müssen Unfallschwerpunkte festgestellt werden. Dann ist eine Strategie nötig, die weitere Probleme analysiert und eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen umsetzt. Der VCD untersuchte einige Städte, die Unfälle mit Fußgängern über Jahre hinweg deutlich reduzierten.

Krefeld gelang das mit zahlreichen konkreten Schritten, darunter 400 Umbauten. Die Hälfte der Straßenkilometer darf nur mit Tempo 30 befahren werden. Für niedrige Geschwindigkeiten sorgen zusätzlich enge Stellen, runde und eckige Erhöhungen auf Kreuzungen, Bremsschwellen, Mittelinseln und Kreisverkehr. Vor und neben Zebrastreifen wurden zusätzlich gestreifte Poller, sogenannte Lollis, aufgestellt.

In Frankfurt am Main verhindern Poller und vorgezogene Bürgersteige, dass Autos bis an den Rand von Kreuzungen parken können und so die freie Sicht für Fußgänger verhindern. In Trier wurden Gehwege verbreitert und Ampel-Grünphasen für Fußgänger verlängert.

In Herne und Jena senkten Umbauten, die eigentlich dem Radverkehr dienten, auch die Unfallzahlen bei den Fußgängern. Neue Radwege auf den Fahrbahnen zwangen die Autofahrer zum langsamer Fahren und brachten mehr Radler von den Bürgersteigen auf die Straße.

Der VCD empfiehlt außerdem Überquerungsmöglichkeiten an Straßen mit Bus- und Bahnhaltestellen. Nützlich sind zudem Farbmarkierungen auf den Straßen zur sicheren Überquerung und Absperrungen an riskanten Stellen, um das Queren der Fußgänger zu verhindern.

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