Kompakt, bunt und digital - Camping steuert in die Zukunft

Düsseldorf · Manövrieren in engen südeuropäischen Altstadtgassen - dafür waren Campingmobile bislang eher weniger geeignet. Doch jetzt steuert die Branche mit leichten Fahrzeugen in die Zukunft, die genau das ermöglichen. Auch an Luxusmobilen mangelt es beim Caravan-Salon nicht.

 Der Bulli ist zurück: Volkswagen zeigt auf dem Caravan-Salon die neue Version des Campingbus California. Foto: Judith Michaelis

Der Bulli ist zurück: Volkswagen zeigt auf dem Caravan-Salon die neue Version des Campingbus California. Foto: Judith Michaelis

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Die kleinen Camper lassen sich jetzt per Handy steuern: Heizungen und Klimaanlagen lassen sich bei immer mehr Modellen per App an- und ausschalten. Und neben dem klassischen Weiß ist bei Reisemobilen und Caravan-Anhängern zunehmend Farbe zu sehen.

Diese Trends prägen die weltgrößte Messe für Freizeitfahrzeuge, den Caravan-Salon (Besuchertage: 29. August bis 6. September), der am Freitag (28. August) in Düsseldorf mit dem Fachbesuchertag begann.

590 Aussteller zeigen über 2000 Fahrzeuge, mit mehr als 170 000 Besuchern rechnen die Veranstalter. Neben leichten Spar- und Lifestylefahrzeugen haben aber auch verschwenderisch ausgestattete Luxusmobile ihren Platz, die eine Million Euro und mehr kosten können.

Kastenwagen - ausgebaute Transporter, häufig auf Fiat-Basis - haben wegen der großen Nachfrage eine größere Halle bekommen. "Mit sechs Metern Länge finden Sie einfach leichter einen Parkplatz als mit acht oder neun", sagt Wilfried Leupolz vom baden-württembergischen Hersteller Bürstner.

Das Unternehmen bietet erstmals auch Kastenwagenmodelle: "Das ist ein großer Markt. Da wollen wir dabei sein." 42 000 Euro Grundpreis kostet der Bürstner City Car mit quer eingebautem Heckbett, der in fünf Grundrissen bestellbar ist. Käufer sollen kleinere Familien oder Paare nicht nur jüngeren Alters sein.

Alltagstauglichkeit und sportliche Ausstrahlung stehen auch bei Caravan-Anhängern wie dem "Sport & Fun" des großen bayerischen Herstellers Knaus Tabbert im Vordergrund. Der Caravan ist vorne und hinten auffällig grün-blau verziert und kann im Heck ein Motorrad mitnehmen. Außerdem ist viel Platz für Kite-Surf-Bretter oder für ein E-Bike, das der Hersteller auch selbst anbietet.

Der Caravantyp mit der markanten Nase war vor gut 15 Jahren bereits eingestellt worden, sagt Knaus-Vertreter Alexander Wehrmann. Jetzt habe das Unternehmen ihn angesichts der großen Nachfrage nach leichteren Fahrzeugen wiederbelebt.

"Unser Lifestyle-Laster", steht an der Seite das Fahrzeugs auf einem Schild. Der Caravan ist mit Doppelbett, Küche, Bad und Kleiderschrank voll ausgestattet. Der Tisch im Wohnraum lässt sich absenken und zu einem zweiten Bett umbauen. Der Caravan kostet 15 990 Euro.

Knaus setzt wie viele andere Hersteller auf digitale Steuerung seiner Fahrzeuge, wie Wehrmann bekräftigt. Größere Reisemobile des Herstellers würden zunehmend mit Smartphone- oder App-Steuerung für Licht, TV und digitalen Anzeigen für Gas- und Wasserstände ausgestattet. "Manche Ältere halten das vielleicht für Spielerei, aber die nächste Generation verlangt das selbstverständlich."

Das sieht offenbar auch der Caravan-Hersteller Fendt so. Bei seinem 6,50 Meter langen Caravan Fendt Brillant 650 lassen sich Heizung und Klimaanlage per SMS fernsteuern. "Da können Sie beim Wandern vom Berg aus schon mal die Heizung im Wagen anstellen", sagt Fendt-Vertreter Thomas Kamm.

Der Fendt ist ein Luxus-Fahrzeug mit riesigem Kühlschrank, Komfortbett und einem simulierten offenen Kamin einschließlich der Knackgeräusche des Holzes und fängt bei 44 000 Euro an. "Mehr können Sie in einen Caravan nicht reinpacken", sagt ein Fachmann. Zwei Tonnen Leergewicht setzen allerdings auch ein entsprechend großes Zugfahrzeug voraus.

Der Fendt-Caravan steht für die Luxus-Modelle, die es neben leichten, schnellen und relativ preiswerten Fahrzeugen beim Caravan-Salon natürlich auch gibt. Schließlich strotzt die Branche in diesem Jahr vor Kraft. Um über 10 Prozent sind die Neuzulassungen von Januar bis Juli gestiegen. Für das Gesamtjahr rechnet der Präsident des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD), Hermann Pfaff, mit sechs Prozent Zuwachs für Caravans und zehn Prozent Plus bei Reisemobilen.

Unter den Käufern sind viele Durchschnittsverdiener mit Fernweh, die für um die 50 000 bis 60 000 Euro Kastenwagen oder Teilintegrierte - zwei Drittel aller Neuzulassungen - erwerben. Aber es gibt auch sehr reiche Kunden. Für diese Klientel bietet etwa Stephan Wirths von der Firma Action mobil aus Saalfelden in Österreich einen MAN-Expeditionslaster mit 480-PS-Motor, Tiefkühltruhe und Bose-Soundsystem an. Für das Riesenfahrzeug veranstaltet die Firma Fahrtrainings in der Wüste Marokkos.

Wer kaufen will, muss 800 000 Euro auf den Tisch legen. Der Wuppertaler Hersteller Volkner übertrifft diese Summe sogar noch deutlich: Für ein Luxus-Mobil auf Mercedes-Bus-Basis verlangt er 1,2 Millionen. Dafür könnte man auch zwei frei stehende Ein-Familien-Häuser kaufen.

"Die Kunden? Das sind unter anderem Leute, die vom Schiff kommen und kein Wasser mehr sehen können", erzählt Wirths. Als Expeditionsziel sei derzeit vor allem Südamerika beliebt. Dort gebe es alle Landschaftsformen und keine oder kaum politische Probleme. Außerdem lockten Kanada, Alaska und Skandinavien.

Eher jüngere Besucher mit Reiselust stauten sich schon am Fachbesuchertag am Stand von VW. Dort präsentieren die Wolfsburger den neuen Campingbus California in drei Ausstattungen mit serienmäßigem Aufstelldach, bis zu fünf Schlafplätzen und kaum veränderter Innenausstattung. Die Fahrzeuge sind mit Motoren bis zu 204 PS wahre Eilzug-Camper. Preise mit Ausstattung weit über 60 000 Euro dürften allerdings manchen Surfer abschrecken, der das Flair des legendären Bulli sucht.

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