Lebensraum Küche: Individuelle Erlebniswelten

Küchen sind längst nicht mehr nur der Ort, an dem die Menschen Mahlzeiten zubereiten und das Geschirr abwaschen.

Funktionen und Ansprüche sind gestiegen. In der Küche muss multimediale Unterhaltung stattfinden. Es muss gemütlich sein. Man muss dort verweilen und abschalten, aber auch seine Freunde empfangen können. Die Designer entwickeln ständig neue Ideen, um diesen Ansprüchen nicht nur gerecht zu werden, sondern sie noch weiter in die Höhe zu schrauben.

Die neuen Küchen 2013 präsentieren sich als individuelle Erlebniswelten, die vielen Ansprüchen gerecht werden. So war es auf der richtungsweisenden Messe LivingKitchen in Köln zu beobachten. „Wir leben in einer spannenden und kreativen Zeit, in der wir unsere Lebensräume entsprechend den aktuellen Lebenssituationen und persönlichen Lifestyles ganz neu gestalten“, sagt Frank Hüther von der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche.

Der offene Raum sei die logische Konsequenz in der Innenarchitektur. Wohnen, Kochen, Essen, Relaxen und Multimedia: So lauten die Anforderungen, die man inzwischen an eine Küche stellen kann. Von Wohn-, Erlebnis- und Genussküchen ist gar die Rede. Ein niedriges Zinsniveau führt dazu, dass immer mehr Menschen sich eine solche Traumküche auch leisten.

Eine solche Küche ist auch technisch immer hochwertiger und ausgereifter. Dazu präsentieren sich die neuen Trendküchen in einer modernen und dezenten Formensprache, die auf einer Mischung aus hochwertigen Fertigungsstoffen basiert. So sieht man einen hohen Anteil an Holz, Glas, Keramik und Edelstahl. Diese verleihen den Küchen eine natürliche Erscheinung – als wären sie über Jahre hinweg in ihre heutige Form gewachsen.

Der Schiffini-Designer Alfredo Häberli begeisterte beispielsweise mit seiner Umsetzung Pampa – die vollständig auf das Material Holz setzt. Der Vorteil der Natur: Sie sieht nicht nur gut aus – sie fühlt sich auch gut an: Oberflächen werden kontrastreicher – mal glatt, mal strukturiert. Die neuen Küchen – so scheint es – setzen auf eine alle Sinne umfassende Erfahrung. „Die Natur ist unser Vorbild“, sagen beispielsweise die Designer von Team 7, und dies gelte insbesondere für die

Farben. Farblich setzen die Trendküchen 2013 auf die Klassiker, haben aber ebenso einige Überraschungen zu bieten. Das klassische Weiß bleibt – so viel steht fest. Tendenziell ist der alte Küchenklassiker aber auf dem Rückzug. Bei vielen Möbeln, auch im Küchenmöbelbereich, wird Weiß mehr und mehr durch Grau abgelöst. Hinzu kommen erdige und sandfarbene Naturtöne. Greige – die Mischung aus Grau und Beige – wird ebenso Einzug in deutsche Küchen halten.

Ebenso populär werden dieses Jahr farbenfrohere Küchen in Unifarben. Trendverdächtig sind beispielsweise Unis in Blau und Petrol, Safran, Curry und Cayenne. Auch beim Thema Funktionalität und Ergonomie entwickeln die Designer immer weiter neue Ideen, die den Komfort in deutschen Küchen verbessern werden. Ausgeklügelte Stauraumkonzepte und hochwertige Ordnungssysteme sparen Zeit und Platz.

Innovative Möbelfunktionsbeschläge und elektrische Öffnungsunterstützungen sorgen für einen angenehmen, spielerisch leichten und geräuschlosen Umgang mit Auszügen, Schubkästen, Hochschränken, Möbeltüren und -klappen. Der planerische Fokus liegt dabei stets auf einer individuellen und körpergerechten Funktionalität.

Die neuen Einbau-Geräte – sie lassen sich auf Wunsch auch nahezu unsichtbar einplanen – heben die Speisenzubereitung nicht nur in punkto Energieeffizienz, Performance und Bedienkomfort auf ein Spitzenniveau. Eine „Geling-, Geschmacks- und Spaß-Garantie“ beim Kochen, Backen, Garen, Grillen und Braten wird quasi gleich mitgeliefert. Dahinter stecken u.a. intelligente Sensortechnik, professionelle Automatikprogramme und spielend einfache Bedienkonzepte wie berührungssensitive TFT-Farbdisplays.

Vorbild Natur

Die Natur wird in den Küchen des Jahres immer mehr zu sehen sein. Material und Optik orientieren sich an Vorbildern aus den Wäldern und den Bergen dieser Welt. Besonders vorbildlich setzten die Designer von Schüller ihre Ziele Natürlichkeit und Nachhaltigkeit um. Für ihre Küchenkollektion next125 erhielten sie den Interior Innovation Award 2013. Die Natur ist in diesen Küchen deutlich zu sehen. Eiche als Material und Farbe verweist selbstbewusst auf ihren Ursprung. Zudem achteten die Designer auch bei der Produktion auf die Natur. Die Produzenten haben sich beispielsweise dem verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Holz verschrieben. Das erklärte Ziel der Produktlinie lautet: „Im Geiste der Nachhaltigkeit und Verantwortung unserer Umwelt gegenüber Produkte zu entwickeln, deren Faszination von höchstem ästhetischem Anspruch und höchster Qualität geprägt ist.“

Die Natürlichkeit als Leitidee ist auch bei vielen anderen Designern angekommen. Boffi beispielsweise legt bei der Serie Duemilaotto großen Wert auf Holz und Stein. Und der Hersteller Kemie überzeugt mit einem durchgängig natürlichen Keramiklook. Das symbolisiert nicht nur Natur, sondern auch Kraft und Stärke. Auf der Ambiente Cucina – dem italienischen Bereich bei der Messe LivingKitchen in Köln – machten die Designer von Minotti auf sich aufmerksam. Ruhe und Leere seien deren Prinzipien. Diese gestalterischen Ziele erreichen sie mit natürlichen Mitteln: Stein, Holz und Erde überwiegen als

Farbe und Material. Küchen, die verschwinden

Den Raum sinnvoll nutzen und dabei auch noch schön aussehen: Die Ansprüche an Küchendesigns, insbesondere bei der Frage der Funktionalität, wachsen stetig. Die Designer von Warendorf haben sich der Herausforderung gestellt. Ihr Lösungsansatz: die Küche zum Versteckspiel bitten. Für die Hidden Kitchen erhielten sie jetzt den Interior Innovation Design Award.

Der Clou: Die Küchenzeile verschwindet auf Knopfdruck hinter einem eindrucksvollen Wandschrank. Dadurch wird der Raum im Handumdrehen um ein Vielfaches wohnlicher. Wer kochen will, setzt den Mechanismus wieder in Gang, und schon kann er loslegen. Auf Knopfdruck öffnet sich dann in der Wand – auf einer beeindruckenden Länge von knapp fünf Metern – die Küchenfront und präsentiert den Arbeitsbereich mit Ablageflächen, Regalen, Dunstabzugshaube und integrierter Beleuchtung.

Um den flexiblen Arbeitsbereich herum verbergen sich hinter den Fronten Schränke, Schubladen und Elektrogeräte, die auch dann zugänglich sind, wenn die Nische geschlossen ist. Die Hidden Kitchen hat also zwei Gesichter: Im geschlossenen Zustand mutet die Oberfläche wie ein Raumobjekt an und verleiht Wohnungen einen Lounge-Charakter. Geöffnet bietet sie die Funktionalität und den Komfort einer komplett ausgestatteten Küche.

Ähnliche Ideen sind derzeit sehr gefragt. So legen beispielsweise auch die italienischen Designer von Boffi mit dem Konzept on/off eine multifunktionale Küche vor, bei der die typischen Küchenelemente elektronisch von Klapptüren verdeckt werden.

Zurück in die Vergangenheit

Man sieht es an den Farben, an den Formen und am Material: Beim Küchendesign ist der Blick in die Vergangenheit erlaubt. Das zeigt sich einerseits bei neuen Designs, die auf Tradition setzen, und andererseits bei Entwürfen, die den Fokus auf Retro und Vintage legen. Vertreter der ersten Variante ist beispielsweise Die ContourLine von Miele. Hier setzt die Glasblende mit integrierten Bedienelementen Akzente.

Ein hoher Edelstahl-Anteil sorgt für die Abgrenzung zu anderen Produkten. Da wird beispielsweise eine Backofentür umlaufend als Rahmen eingefasst. Der Griff erscheint dabei als fester Bestandteil des Rahmens und reicht fast über die gesamte Gerätebreite. Das Design harmoniere laut Herstellerangeben insbesondere mit traditionellen Einrichtungsstilen.

Unter traditionell sei dabei ein Wohnumfeld zu verstehen, das sich durch Detailreichtum auszeichne und gerne strukturierte Holz- oder Lackoberflächen einbeziehe. Durch gestalterische Verspieltheit entstehe so eine wohnlich-gemütliche Atmosphäre wie beispielsweise beim Landhausstil.

Den Landhausstil greift auch die Küche Cambia von Schüller auf. Hier wirken die einzelnen Elemente als Retro-Aspekte. Damit liegen die Designer voll im Trend. Grobe Steinoberflächen, abgeschrammte Kanten, florale Muster und Häkeltischdecken oder abgerundete Hängeschränke sind häufig zu beobachten.

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