"LED ist die Zukunft – und wird schon bald Gegenwart werden"

Gespräch mit Daniel Görz, Dipl. Ing. Lighting Design

Herr Görz, wie wichtig ist Licht für unser tägliches Wohlbefinden und unsere Gesundheit?

Licht beeinflusst uns Menschen. Wir leben nach einer inneren Uhr, dem sogenannten Suprachiasmatischen Nucleus (SCN). Diese steuert in unserem Körper diverse Funktionen, z.B. die Produktion oder Blockade von Hormonen. Der SCN ist direkt mit dem Hypothalamus verbunden und sorgt abends, bei einsetzender Dunkelheit, für die Melatoninbildung und somit für Müdigkeit. Morgens wird dieser Prozess durch Einsetzen des Tages wieder gehemmt und wir werden wach. Lichtdesigner gelten als Gestalter für ein Wechselspiel von Licht, Raum und Mensch.

Was macht einen guten Lichtdesigner aus?

Ein guter Lichtdesigner versucht nicht auf Teufel komm raus, das Rad neu zu erfinden. Er geht explizit auf die Bedürfnisse/Wünsche seiner Kunden ein und findet die richtigen (Licht-) Werkzeuge, um die Vorstellungen zur Realität werden zu lassen. In einigen Fällen muss man den Kunden natürlich auch zu seinem Glück zwingen (lacht).

Was reizt Sie an Ihrem Beruf?

Am meisten fasziniert mich die Arbeit mit Menschen und deren Reaktion auf qualitative Lichtplanung. Besonders freut es einen immer, wenn der Kunde mit der Arbeit zufrieden ist und sagt: „Ich hätte nicht gedacht, dass es sooo schön wird.“

Wie sind Sie Lichtdesigner geworden? Welche größeren Projekte haben Sie wo und in welcher Form umgesetzt?

Nach meinem Abitur habe ich an der HAWK Hildesheim Lighting Design studiert. Während eines Praxissemesters und darüber hinaus war ich bei der lichtkunstlicht AG in Bonn tätig. Hier hat mich insbesondere Prof. Andreas Schulz mit seiner Philosophie über das Medium Licht geprägt. In dieser Zeit habe ich unter anderem an einer Ausstellungsbeleuchtung zur Europalia in Brüssel im Palais des Beaux-Arts gearbeitet. Die große Herausforderung bestand darin, das Licht nur gezielt und in besonderen Mengen einzusetzen, um die empfindlichen Kunstwerke, darunter Zeichnungen von Leonardo da Vinci, Gemälde Jan van Eycks etc. nicht zu schädigen.

Dafür haben wir beispielsweise Lichtleitfasern für die Vitrinen und besondere Reflektoren, Filter und Linsen für die Skulpturen und Gemälde gewählt. Außerdem habe ich für das international agierende Braunschweiger Young Fashion Unternehmen New Yorker neue Leuchten, Reflektoren und Deckenraster entwickelt. Das Ergebnis war, dass die Wattage im Innenraum der Shops halbiert werden konnte, das Investment für Beleuchtung gesenkt und auch die Umwelt nachhaltig geschont wurde. Unser Hauptaugenmerk lag aber primär auf der Wahrnehmung des Kunden. Mit den Maßnahmen haben wir den Kunden mehr Orientierung und Sehkomfort verschafft.

Wie wichtig ist eine professionelle Lichtplanung in der Architektur im urbanen und privaten Raum oder bei Veranstaltungen?

Durch eine professionelle Lichtplanung sieht man nicht nur besser, sondern auch schöner. Leider ist unser Gewerk eines der letzten auf einer Baustelle und somit auch eines derer, an dem die meisten Einsparungen getroffen werden. Leider kostet gute Beleuchtung in der Regel mehr Geld als die IKEA- und Baumarktleuchten.

Auf was sollte man als Privatperson bei Beleuchtung am meisten achten?

Mit Licht sollte man „sparsam“ umgehen. Das heißt nicht, die Nacht zum Tag zu machen. In der Wohnung/dem Haus sollte man lieber viele kleine Lichtquellen anstelle einer zentralen verwenden. Meist verwendet man die Grundbeleuchtung eines Raumes (fast immer mittig im Raum) nur zur Orientierung. Später sind in der Regel zu Hause Steh- und Tischleuchten an.

Wie viel sollte man für Leuchten und Lampen mindestens investieren? Was für Produkte würden Sie empfehlen?

Grundsätzlich kann ich nur davon abraten, Beleuchtung im Baumarkt oder Ähnlichem zu kaufen. Möbelhäuser haben oft große Leuchtenabteilungen. Eine kompetente Beratung wird man vorzugsweise nur in einem Leuchten- Fachgeschäft bekommen. Die Leuchten bewegen sich preislich in den Regionen von Möbelhäusern, oft noch darunter. 15-25 Watt Glühlampen in den eigenen vier Wänden erfüllen den Nutzen. Besser sind definitiv LED-Lampen.

Wie stehen Sie zu Energiesparlampen?

Ich halte Energiesparlampen (Kompakt-Leuchtstofflampen) im Hausgebrauch für bedenklich. Kaum jemand weiß, wie die Leuchtmittel entsorgt werden oder wie man sich verhalten sollte, wenn eine Energiesparlampe zerbricht. Weiter bleibt abzuwägen, wie viel Energie zu Herstellung einer Energiesparlampe aufgewendet wird. LED-Leuchtmittel sind besser. LED ist die Zukunft und sie wird schon bald zur Gegenwart werden. Qualitative LED-Produkte halten mittlerweile das, was sie versprechen, und werden immer erschwinglicher. Bei LEDs sollte man die Lichtfarbe und Farbwiedergabe kontrollieren (Vergleich vor Ort mit Halogenprodukten) und auf eine Farbtemperatur von ca. 3.000 Kelvin (K) achten. Das entspricht der Farbtemperatur einer Halogenlampe und erzeugt ein angenehmes warmweißes Licht.

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