Nach der Wahl in NRW Röttgen kämpft um sein Berliner Amt

BERLIN · Kanzlerin Angela Merkel sieht die Bundestagswahl gelassen und hält zu ihrem Umweltminister - indirekt. Norbert Röttgen hätte es sich denken können: Dass da noch nicht alles Pulver verschossen ist. Der Wahlverlierer aus Düsseldorf muss jetzt sein Berliner Regierungsamt verteidigen.

 Am Tag danach in Berlin: Norbert Röttgen bei Kanzlerin Angela Merkel.

Am Tag danach in Berlin: Norbert Röttgen bei Kanzlerin Angela Merkel.

Foto: dpa

Am Montagmorgen in der Presseschau konnte der Bundesumweltminister lesen, dass CSU-Chef Horst Seehofer nicht nur der Bundeskanzlerin grollt. Auch die Kompetenz des Fachministers Röttgen stellte er in Frage: "Die Menschen wollen endlich hören, wie es mit der Energiewende weitergehen soll." Er hoffe, der Bundesminister gehe damit anders um als mit dem Wahlkampf in NRW.

Stunden später sah sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der Frage konfrontiert, ob sie zu ihrem Minister stehe, der am Vortag das schlechteste Wahlergebnis für die CDU an Rhein und Ruhr eingefahren hatte. "An der Aufgabenstellung für die Energiewende hat sich durch die Wahl nichts geändert", erklärte die Parteivorsitzende nach den CDU-Gremiensitzungen und fügte hinzu, dafür sei "Kontinuität" nötig. Ein klares Bekenntnis zu Röttgen, den sie nicht einmal namentlich erwähnte, hört sich dennoch anders an.

Trotzdem: Die CDU-Vorsitzende ist nicht dafür bekannt, überstürzt Personal auszutauschen. Der Amtsinhaber selbst will keinesfalls aufgeben: "Ich denke nicht über einen Wechsel aus der Politik sonstwohin nach. Ich will Abgeordneter bleiben." Den Job als Bundesumweltminister will er mindestens bis zum Ende der Legislaturperiode ausüben.

Merkel sprach von einer "bitteren, schmerzhaften Niederlage", aber es sei eine "gemeinsame Niederlage". Gleichwohl sei man sich in der Partei einig gewesen, dass es sich um eine Landtagswahl gehandelt habe, also ohne Auswirkungen auf Berliner Themen. "Die Menschen haben schon gewusst, dass es um eine Landtagswahl ging und ich nicht zur Wahl stand."

In nicht einmal anderthalb Jahren aber will sie sich zur Wahl stellen. "Ich sehe der Bundestagswahl sehr gelassen entgegen", erklärte Merkel und begründete dies damit, dass Rot-Grün und Schwarz-Gelb in bundesweiten Umfragen augenblicklich etwa gleich stark seien. "Wir können sicherlich unsere Wählerschaft besser ausschöpfen", räumte sie ein, aber die Gruppe der Stammwähler werde bei allen Parteien kleiner. "Die Gemeinsamkeiten sind mit der FDP am größten", fügte Merkel mit Blick auf mögliche Bündnispartner hinzu. Röttgen hingegen hat sich in seiner politischen Arbeit stets um die Öffnung zu den Grünen hin bemüht.

Angst vor einer SPD-Kanzlerkandidatin Hannelore Kraft? Auch da gab sich Merkel gelassen: "Das ist außerhalb meiner Zuständigkeit. Das lasse ich einfach geschehen." Zum angespannten Verhältnis zwischen ihr und dem bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer meinte sie, man werde schon wieder miteinander sprechen, "wenn es sich als notwendig erweist."

Das kann schon heute der Fall sein. Die Themen benannte sie selbst: Energiewende, Betreuungsgeld und "die Dinge, die in Europa auf uns warten". Am 23. Mai wird sie mit den Ministerpräsidenten über die Kürzungspläne für die Solarstromförderung verhandeln. Dass ein neues Energieministerium besser den Interessenausgleich herbeiführen könnte, glaubt sie nicht. Zumindest ist dies bis zur Bundestagswahl 2013 kein Thema für sie.

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