NRW-Wahl 2012 Kraft vs. Röttgen - TV-Duell um Pflicht-Kitas

BONN/DÜSSELDORF · Mit dem Fernsehduell zwischen Hannelore Kraft und Norbert Röttgen geht der Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen Montagabend auf die Schlussgerade. Die Ministerpräsidentin von der SPD und ihr CDU-Herausforderer treffen in der Kölner Vulkanhalle aufeinander, das WDR-Fernsehen überträgt den einstündigen Schlagabtausch live ab 20.15 Uhr.

Und es könnte wider Erwarten ein heißes Duell werden. Seit Sonntag hat dieser Wahlkampf nämlich ein Aufregerthema: die Frage, ob es eine Pflicht zum Besuch einer Kindertagesstätte geben soll.

In einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hatte die Ministerpräsidentin im Zusammenhang mit dem Betreuungsgeld gesagt: "Bisher waren wir uns mit der CDU einig, dass Bildung schon in der Kita beginnen muss. Dann müssen wir aber auch sicherstellen, dass alle Kinder da sind, statt eine Prämie für Kinder zu zahlen, damit sie fernbleiben."

Dies wurde von Unionsseite als Plädoyer für eine "Zwangs-Kita" aufgefasst. CDU-Spitzenkandidat Röttgen sagte: "Sozialdemokraten wollten die Erziehung der Kinder immer dem Staat überlassen, weil sie den Eltern nie zugetraut haben, Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen." Der NRW-CDU-Generalsekretär Oliver Wittke sagte der "Rheinischen Post": "Jetzt sieht man, wes Geistes Kind Frau Kraft ist. Sie will alle Kinder in staatliche Obhut geben." Die CDU lehne eine Kita-Pflicht entschieden ab: "Das ist nicht unsere Politik." Auch CSU-Politiker und die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) äußerten sich so.

Am Nachmittag ruderte Kraft zurück. "Wir sprechen nicht von einer Kita-Pflicht. Die NRW-SPD hat sich sogar ausdrücklich dagegen positioniert." Die Anwürfe aus CDU und CSU seien der "verzweifelte, aber untaugliche Versuch, von ihrem Desaster beim Betreuungsgeld abzulenken".

Kraft stand vor zwei Jahren schon einmal an gleicher Stelle. Ihr Kontrahent bei der Fernseh-Debatte war der damalige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Kraft war Angreiferin. Funken flogen in der alten Industriehalle aber nicht. "Ein Duell mit stumpfer Klinge" mäkelten die Medien anschließend und sprachen von "Watte".

Dass sich heftige Attacken nicht unbedingt an der Wahlurne auszahlen, musste Ex-Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) 2005 erfahren. Er duellierte sich damals gleich zweimal mit Rüttgers vor laufenden Kameras. Steinbrück griff seinen Herausforderer immer wieder frontal an.

In Umfragen nach den Sendungen fanden die Zuschauer Steinbrück zwar überzeugender, bei der Wahl triumphierte aber Rüttgers. Auch Kraft und Röttgen gibt es zweimal im TV zu sehen. Am Mittwoch treffen sie sich mit den Spitzen von Grünen, FDP, Linken und Piraten. Auch diese Diskussion wird live übertragen (WDR, 20.15 Uhr). ga/dpa

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