Kommentar Schrill und erfolgreich

Paradiesvogel, schrill, unkonventionell - diese Attribute werden Andrea Milz zugeschrieben. Immerhin: Die CDU-Frau vertritt die Kommunen Königswinter, Bad Honnef und Sankt Augustin seit zwölf Jahren im Landtag. Daran hat auch der schwärzeste Sonntag, den ihre Partei je in NRW erlebt hat, nichts geändert.

Statt 21,8 Prozent vor sieben Jahren waren es dieses Mal zwar nur 4,3 Prozent der Erststimmen, die Milz ihrem SPD-Konkurrenten voraus war - aber immerhin. Denn bei den Zweitstimmen lag die CDU im Wahlkreis 26 schließlich fast drei Prozent hinter der SPD.

Obwohl Norbert Röttgen in Stieldorf wohnt und die Menschen nicht nur in Königswinter, sondern auch in Bad Honnef und Sankt Augustin ihn besser kennen als die Wähler woanders im Land, hat der CDU-Spitzenkandidat hier nur knapp 29 Prozent der Zweitstimmen geholt.

Das zeigt, wie schlecht der Bundesumweltminister beraten war, als er seine Entscheidung offen ließ, wo sein Platz im Falle einer Wahlniederlage nach dem 13. Mai sein würde. Das nehmen gerade die Menschen, die ihn kennen, noch weniger als andere hin. So viel Opportunismus liefert der Politikverdrossenheit, die ja eigentlich eine Politikerverdrossenheit ist, nur weitere Argumente.

Bei vielen Berufspolitikern stellen sich die Wähler ohnehin die berechtigte Frage, was aus den Damen und Herren denn im Falle einer Wahlniederlage wird, wenn nicht ein vorderer Platz auf der Liste ihre Existenz sichert. Bei Andrea Milz muss man sich da keine großen Sorgen machen: Als Zumba-Trainerin könnte die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin auch so ihre Frau stehen. Vielleicht honorieren ihre Wähler gerade das.

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