Nach der Landtagswahl Ilka von Boeselager: "Der Schock sitzt noch tief"

RHEIN-SIEG-KREIS · Am Tag nach dem CDU-Debakel: Ilka von Boeselager im Interview über ihre Arbeit in Düsseldorf.

 Die Interessen der Bürger im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis vertritt die Christdemokratin Ilka von Boeselager auch in den kommenden fünf Jahren im nordrhein-westfälischen Landtag.

Die Interessen der Bürger im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis vertritt die Christdemokratin Ilka von Boeselager auch in den kommenden fünf Jahren im nordrhein-westfälischen Landtag.

Foto: Holger Arndt

Ilka von Boeselager hat am Sonntag den linksrheinischen Wahlkreis 27 zum sechsten Mal direkt gewonnen. Seit 1990 vertritt sie nun die Interessen der Bürger aus Alfter, Bornheim, Swisttal, Rheinbach, Meckenheim und Wachtberg im Düsseldorfer Landtag. Auch am Tag nach dem CDU-Desaster ist die Enttäuschung noch groß.

Wie haben Sie nach dem Wahlabend geschlafen?
Ilka von Boeselager: Die Nacht war kurz, die Anspannung groß. Der Schock sitzt immer noch tief. Ich hätte nicht geglaubt, dass wir so deutlich verlieren.

Worauf führen Sie das Debakel zurück?
Von Boeselager: Norbert Röttgen hat sich nicht festgelegt, im Falle einer Niederlage als Oppositionsführer in Düsseldorf zu bleiben. Das haben viele Menschen nicht verstanden. Für mich war seine Haltung nachvollziehbar, denn als Minister in Berlin kann er auch viel für NRW bewegen. Die CDU hat auch ohne ihn viel Kompetenz in Düsseldorf versammelt. Röttgen ist für mich nicht der Prügelknabe. Und es war vor allem schwer, die bedrohliche Finanzsituation, die für die Zukunft großen Schaden anrichten kann, zu vermitteln. Es war ein Wahlkampf: Wohlfühlpolitik gegen Sachpolitik, "NRW im Herzen" gegen Schuldenabbau.

Was bedeutet die Niederlage für Röttgens bundespolitische Arbeit?
Von Boeselager: Sie wird nicht einfacher. Aber er ist ein kluger und fähiger Mann und wird sicher eine gute Zukunft haben.

Wer sollte die Landes-CDU nach Röttgens Rücktritt führen?
Von Boeselager: Ich gehe davon aus, dass Armin Laschet kandidiert. Ich selbst habe noch keine Präferenzen.

Was wird sich für Sie persönlich nun in Düsseldorf ändern?
Von Boeselager: Ich bin zunächst einmal dankbar dafür, dass mir viele Wähler gegen den Landestrend ihr Vertrauen geschenkt haben. Welche Aufgabe ich genau übernehme, werde ich mit meinen Kollegen in der Fraktion abstimmen. Es wird sich wohl nicht viel ändern. Denn ich kenne die Spielregeln, um auch aus der Opposition heraus etwas für die Bürger in meinem Wahlkreis zu erreichen. Dazu gehören gute Kontakte und politische Erfahrung. Beides werde ich auch künftig nutzen.

Wie kommen Sie mit Hannelore Kraft klar?
Von Boeselager: Gut. Mit ihr kann man über alles reden. Sie ist aber auch hart in der Sache.

Was reizt Sie, nach 22 Jahren im Landtag, davon 17 Jahre in der Opposition, nun weitere fünf Jahre Oppositionspolitik zu machen? Ist das nicht frustrierend?
Von Boeselager: Ich fühle mich der Region verpflichtet und möchte gerne wichtige Projekte auch weiter mitgestalten.

In den vergangenen Jahren bildeten sich viele Bürgerinitiativen, weil viele sich von der Politik zu spät oder unzureichend über sie betreffende Projekte wie den Funkmast und den Autohof (beide in Swisttal) informiert fühlten. Die Bürger wollen früher mitsprechen. Geht die CDU auf diesen Wunsch ein?
Von Boeselager: Wir haben in unserer Kommunalverfassung gute Beteiligungsmöglichkeiten und wollen diese natürlich weiterentwickeln. Aber die vorhandenen Möglichkeiten müssen von den Bürgerinnen und Bürgern auch besser genutzt werden.

Wie kann verhindert werden, dass noch mal 300 000 Euro Steuergeld für die Versetzung eines Funkmastes wie in Heimerzheim bezahlt werden müssen?
Von Boeselager: Durch mehr Sensibilität der Politik und eine größere Wachsamkeit der Bürger.

Wird der Kampf gegen fortschreitenden Quarzabbau im Vorgebirge erfolgreich sein?
Von Boeselager: Ich habe mich stets gegen den Abbau in Buschhoven und Bornheim ausgesprochen. Die jetzt anstehende Entscheidung der Bezirksregierung für Witterschlick ist ein tragbarer Kompromiss.

Die Landesregierung hat den Bau der Ortsumgehungen Miel und Flerzheim verschoben. Wann können die Bürger mit dem Baubeginn rechnen?
Von Boeselager: In den nächsten zehn Jahren leider nicht.

Werden in der Gemeinde Alfter und in der Stadt Rheinbach im zweiten Anlauf Gesamtschulen eingerichtet? Was ist, wenn es wieder nicht klappt?
Von Boeselager: Dann sollten Sekundarschulen eingerichtet werden. Der Elternwille zählt.

Ist der Bestand der Verbundschule in Heimerzheim trotz guter pädagogischer Arbeit gefährdet? Wie bewerten Sie eine Kooperation mit der Sekundarschule in Merten?
Von Boeselager: Ich bin für eine möglichst lange Unabhängigkeit beider Schulen. Bislang hat Heimerzheim genügend Schüler.

Ist die jetzt beginnende Legislaturperiode ihre letzte?
Von Boeselager: Ich weiß noch nicht, was in fünf Jahren ist. Aber es gibt auch ein Leben nach der Politik.

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