NRW-Wahl 2012 Bernhard von Grünberg und Renate Hendricks holen beide Wahlkreise

BONN · "Bernhard von Grünberg deklassiert Norbert Röttgen." Ulrich Kelber ist die Begeisterung anzusehen. "Für die SPD ist das ein historisches Ergebnis. Die SPD ist stadtweit die stärkste Partei." Nicht nur der SPD-Bundestagsabgeordnete glüht geradezu, auch seine Parteifreundin Renate Hendricks kann ihr Glück kaum fassen.

Der Jubel bei den Sozialdemokraten kennt keine Grenzen: "Felix" von Grünberg (vorne Mitte) und Renate Hendricks (rechts dahinter) reißen in der "Hausbar" nach der ersten Hochrechnung die Arme in die Höhe.

Der Jubel bei den Sozialdemokraten kennt keine Grenzen: "Felix" von Grünberg (vorne Mitte) und Renate Hendricks (rechts dahinter) reißen in der "Hausbar" nach der ersten Hochrechnung die Arme in die Höhe.

Foto: Max Malsch

"Das ist eine Sensation", sagt sie, die bei der Wahl 2010 erst als Nachrückerin in den Landtag einzog, Bernhard von Grünberg, den alle nur "Felix" nennen, hat Röttgen während des Wahlkampfs nie getroffen: "Das war ein Fehler von Herrn Röttgen, gegen mich zu kandidieren. Ich hoffe nur, dass Herr Röttgen jetzt nicht sauer auf Bonn ist. Er bleibt ja Bundestagsabgeordneter für den Rhein-Sieg-Kreis. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft gemeinsam für Bonn und die Region arbeiten werden."

Begeistert vom Ergebnis ist auch Bärbel Richter. Die Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat hofft nun auch auf "Rückenwind für die Bundestagswahl und die Kommunalwahl. Wir müssen mit dem sensationellen Ergebnis sorgfältig umgehen und das gute Ergebnis stabilisieren."

Katzenjammer dagegen bei den Bonner Christdemokraten: Schon früh, Stadtsprecherin Monika Hörig gibt gegen 19 Uhr die die ersten Ergebnisse von mehreren Stimmbezirken bekannt, zeichnet sich die Niederlage des bisherigen Landtagsabgeordneten und einstigen CDU-Ratsfraktionschefs Benedikt Hauser gegen Hendricks ab. Völlig konsterniert sitzen Hauser und Parteichef Philipp Lerch im CDU-Fraktionszimmer neben dem Pressezentrum im Stadthaus.

Sichtlich fassungslos verfolgen sie die auf einer Leinwand die Internetseite der Stadt, auf der von Minute zu Minute das persönliche Desaster für Hauser, aber auch für die gesamte Bonner CDU zur bitteren Wahrheit wird. Als klar ist, Hauser verliert sein bis dahin so sicher geglaubtes Landtagsmandat, treten er und Lerch vor die Presse. Sie beschönigen nichts. Schließlich sprechen die Wahlergebnisse eine deutliche Sprache.

"Die CDU in Bonn hat krachend verloren", sagt Hauser. Am Ende habe sich doch alles auf die Spitzenkandidatur Röttgens fokussiert. Das habe auch seinen Wahlkampf überlagert. "Es war mir noch beschränkt möglich, dem Landesweiten Trend entgegenzusteuern", erklärt er. Die Frage, welche Rolle Röttgen insgesamt auf das schlechteste Ergebnis der Bonner CDU bei einer Landtagswahl hatte, "das werden wir noch analysieren", sagte Lerch.

Bei SPD, Grünen und FDP beherrschen gestern Abend dagegen die Superlative die Pressekonferenzen: Neben den beiden SPD-Direktkandidaten zieht aller Voraussicht nach auch Rolf Beu (Grüne) in den Landtag. "Für die Grünen in NRW ist das ein gutes Ergebnis, vor allem, wenn man die schwierigen Bedingungen bedenkt: eine sehr starke SPD, die starken Piraten und der starken Spitzenkandidaten", sagte Katja Dörner, grüne Bundestagsabgeordnete aus Bonn.

Werner Hümmrich, Fraktionschef der Bonner (FDP), ballt siegesfreudig die Faust: "Mit einer Sieben vor dem Komma habe ich gerechnet, eine Acht kaum zu hoffen gewagt." Für ihn ist das ein klarer Beweis für Christian Lindners "seriösen, glaubhaften Wahlkampf.

Die Bundespolitik hatte keinen Einfluss auf das Wahlergebnis", meint Hümmrich. Dennoch: "Irgendwann wird es ziemlich einsam auf einer solchen Position", meint er auf die Frage, wie es denn nun mit FDP-Chef Rösler weitergeht. Mit Linder habe die DP einen "erfahrenen, aber unverbrauchten Spitzenkandidaten" gehabt, mit dem die FDP einen unaufgeregten Wahlkampf geführt habe.

Jubel bei den Piraten, auch wenn sie in Bonn schlechter abschnitten als auf Landesebene. "Wir stehen für einen Politikwechsel", erklärte Direktkandidat Michael Paetau den Erfolg der Partei.

Um 21.48 Uhr verkündet OB Jürgen Nimptsch das vorläufige amtliche Endergebnis, obwohl zwei Stimmbezirke (Nordstraße und Josefshöhe) noch fehlen. Zwei Teams mussten rausfahren, um zu helfen. Da das am Gesamtergebnis nichts mehr ändern werde, stelle er fest, dass von Grünberg und Hendricks gewählt sind. Die Linke ist auch in rausgewählt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort