Soviel Anmut auf einem Fleck Königswinter vereint alle Tugenden eines romantischen Rhein-Weinortes

Es war im Juli 1857. Da stieg Prinz Edward Albert von Wales zum Drachenfels hinauf, dem sein berühmter Landsmann Lord Byron vierzig Jahre zuvor ein romantisches Gedicht gewidmet hatte. Dem englischen Thronfolger gefiel Königswinter so gut, dass er erst nach sieben Wochen seine Zelte abbrach.

 Über den Rhein hinweg bietet Königswinter mit Siebengebirgskulisse ein grandioses Panorama.

Über den Rhein hinweg bietet Königswinter mit Siebengebirgskulisse ein grandioses Panorama.

Foto: Tourismus Siebengebirge GmbH

Die Rheinromantik war indes nicht der Grund, dass 108 Jahre später seine Urenkelin, Königin Elizabeth II., die Drachenfelsstadt besuchte. Die Queen war dienstlich hier und residierte auf dem Petersberg. Als der Prinz im Ort weilte, stand auf dem Petersberg lediglich ein Gutshaus. Die Königin fand 1965 indes ein nobles Hotel vor. Dies hatte zwischen 1949 und 1952 den Hohen Kommissaren der Alliierten als Amtssitz gedient, die mit Bundeskanzler Konrad Adenauer dort das bedeutsame Petersberger Abkommen unterzeichneten.

Da oben leistete auch Elizabeth II. ihre Unterschrift: Sie trug sich als Staatsgast der Bundesrepublik in das Goldene Buch der Stadt ein. Von der herrlichen Aussicht vom Petersberg ins Rheintal schwärmte nicht nur sie, sondern auch der Prinz von Wales in seinem Tagebuch.

Pech für den späteren englischen Herrscher, dass während seines Aufenthaltes noch nicht an das heute am Weg liegende Schloss Drachenburg zu denken war. Denn Baron Stephan von Sarter ließ dieses weitere Wahrzeichen von Königswinter erst zwischen 1881 und 1884 errichten. Dieses „Neuschwanstein am Rhein“ wurde in den vergangenen Jahren umfassend restauriert. Ein Juwel, das auch mit der Zahnradbahn erreicht werden kann. Zur stärksten Herausforderung für Wanderer indes avanciert der Oelberg, mit 461 Metern die höchste Erhebung im Siebengebirge.

Königswinter, das sind 52 Ortsteile, zusammengefasst 1969 bei der kommunalen Neuordnung. Als 1857 Prinz Edward hier Station machte, da war Königswinter – 1015 erstmals urkundlich erwähnt – noch ein kleiner Flecken, in dem neben Winzern auch viele Backofenbauer, Steinhauer und Schiffer lebten. Von den Anlegestellen am Fluss sind auch heute noch Schiffstouren möglich.

Wenige Kilometer nördlich liegen Niederdollendorf und Oberdollendorf mit hübschen, alten Fachwerkhäusern. Königswinter ganz anders: Das ist die Bergregion, die neuerdings einen Kapellenweg in Marathonlänge hat, der zu zwölf kleinen Gotteshäusern führt bis hin zum Oberhau. Dort steht auch das Waldschlösschen Neuglück, wo der Lyriker Guilliaume Apollinaire 1901 als Hauslehrer weilte. Jahre später erschienen seine Gedichte „Die Rheinischen“ als Frucht dieses Aufenthaltes.

Königswinter scheint eben ein Pflaster für Dichter zu sein – ob Lord Byron, Heine, Freiligrath oder auch Karl May, sie ließen sich hier inspirieren. Pfingsten 1897 schrieb der Winnetou-Erfinder im Bürger-Casino auf die Rückseite einer Weinkarte: Es gibt am Rhein ein liebes Nest, das hält mein Herz und meine Seele fest. Königswinter.

Königswinter in Zahlen##ULIST##

Fläche: 76,2 Quadratkilometer

  • Höchster Punkt: Oelberg mit 461 Metern
  • Einwohner: rund 42 000
  • Kaufkraft 2012: mit 23 828 Euro je Einwohner nach Wachtberg und Bad Honnef die dritthöchste im Rhein-Sieg-Kreis
  • Industrie: Hayes-Lemmerz-Werke, Didier-Werke; im Bergbereich Gewerbegebiete
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