Gedenkgottesdienst für Jens Bleck Kerzen und kritische Worte

BONN · Am Ende des bewegenden Gedenkgottesdienstes für Jens Bleck stand der Altarraum der Krypta der Kreuzkirche am Dienstagabend voller flackernder Kerzen. "Jens, deine Freunde vermissen dich", hatten Jugendliche neben ihre Lichter für den Godesberger Studenten geschrieben, der vor zwei Jahren nahe einer Diskothek in Bad Honnef auf mysteriöse Weise ums Leben kam.

 In der Krypta der Kreuzkirche steht ein Foto von Jens Bleck. Gottesdienstbesucher zünden dort Kerzen für den Studenten an, dessen Todesumstände weiter ungeklärt sind.

In der Krypta der Kreuzkirche steht ein Foto von Jens Bleck. Gottesdienstbesucher zünden dort Kerzen für den Studenten an, dessen Todesumstände weiter ungeklärt sind.

Foto: Barbara Frommann

"Wir beten um Mut, jeglicher Brutalität entgegenzutreten", stand auf anderen Zetteln. Auch GA-Chefkorrespondent Wolfgang Kaes, der seit 2014 über die bis heute ungeklärten Todesumstände des 19-Jährigen berichtet, war in der Krypta anwesend.

"Schützt unsere Kinder in dieser Stadt", hatten weitere Besucher als Fürbitten geschrieben, die Pfarrer Siegfried Eckert schließlich "auf den Tisch des Herrn" legte. Andere Gottesdienstbesucher fügten aber auch hinzu: "Wir beten für alle die, die Jens nicht geholfen haben, die also Hilfe unterlassen haben." Was die abendliche Gemeinde mitten ins Herz traf.

Er wolle im Gedenken an Jens Bleck "der Betroffenheit, Sorge und Wut Raum geben", hatte Pfarrer Siegfried Eckert nach der musikalischen Einstimmung von Markus Schinkel versprochen. "Die Kirche ist nicht der Ort, Anklage zu erheben, Schuldige oder vermeintlich Schuldige zu benennen", betonte Eckert, der als Godesberger Gemeindepfarrer den Studenten auch beerdigt hatte. Aber es sollten "Fragen und Fragwürdigkeiten" um den unerklärlichen Tod eines lebensfrohen 19-Jährigen laut werden.

Man könne Jens natürlich nicht ins Leben zurückholen, aber auch hier im Gotteshaus präventiv wirksam werden, so Eckert. "Denn wir können alles tun, dass die Angst vor der Wahrheit nicht das letzte Wort behält." Der Kollateralschaden der Tragödie um Jens Bleck sei nämlich bei allem furchtbaren Leid für die Familie, dass Bürger ihr Vertrauen in Institutionen verloren hätten. Die Gesellschaft müsse die richtigen Lehren aus den Erfahrungen des Falls ziehen, um junge Menschen zu schützen.

Mit Nachdruck rief der Pfarrer dazu auf, Freunde in Notlagen nicht allein zu lassen, Zivilcourage zu zeigen und immer ein Gespür dafür zu behalten, wenn etwas schief laufe - wie Jens Bleck es wohl getan habe. Hier mache Wolfgang Kaes Mut, sich nicht einschüchtern zu lassen und "wieder an das Gute und Wahre im öffentlichen Raum dieser Stadt zu glauben. Lassen wir uns den Mund in dieser Stadt nicht verbieten."

Genau das beherzigten Änne von Bülow und Jan Maresch, indem sie ihren offenen Brief an NRW-Justizminister Thomas Kutschaty verlasen. Sie sprächen für die "Initiative Jens Bleck - Bonner Bürger fordern Klarheit". Die Bürger seien "sehr alarmiert". Sie bäten den Minister dringend um Aufklärung. "Es liegen so viele nicht nachvollziehbare Handlungen oder Unterlassungen der zuständigen Polizei- und Justizstellen vor, dass sich der Eindruck aufdrängt, dass sich hinter dem Todesfall des Studenten Grundsätzlicheres verbirgt", heißt es in dem Brief.

Über die staatsanwaltlichen Ermittlungen hinaus wolle man etwa wissen, warum die Polizei Jens Bleck 2013 nicht geholfen habe, obwohl er sie drei Mal mit erkennbarer Angst um Hilfe gebeten habe. "Wieso erhält die zuständige Staatsanwältin die Anweisung, nur vor der Disco, nicht in ihr zu ermitteln? Und wieso stellt die Staatsanwaltschaft Bonn die Ermittlungen dann ein, obwohl durch die Arbeit der Kollegin sich inzwischen gegen einzelne Personen der Verdacht einer Beteiligung deutlich verdichtet hatte?", fragt die Initiative.

Die GA-Berichterstattung von Wolfgang Kaes über den immer noch ungeklärten Tod des 19-jährigen Jens Bleck haben regional zu großer Anteilnahme geführt. Der Bad Godesberger Student war zuletzt in der Nacht zum 9. November 2013 vor einer Diskothek in Bad Honnef lebend gesehen worden. Inständig hatte er da Polizei und Taxifahrer um Hilfe gebeten. Blecks Leiche wurde zwei Wochen später am Kölner Rheinufer gefunden.

Die Bonner Staatsanwaltschaft will nach den jüngsten GA-Berichten die Ermittlungen wieder aufnehmen.

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