Fall Trudel Ulmen "Ich hätte das nicht machen dürfen"

BONN · Vor dem Bonner Landgericht hat im Fall Trudel Ulmen heute um 9 Uhr der Prozess gegen einen 57-jährigen Mann begonnen, der gestanden hat, seine Frau vor 16 Jahren getötet zu haben. Der Angeklagte räumte auch vor Gericht bereits am ersten Verhandlungstag die Tat ein. Erst durch Recherchen des Bonner General-Anzeigers waren die Ermittlungen Anfang dieses Jahres wieder aufgenommen und der Fall letztlich aufgeklärt worden.

Der wegen Totschlags Angeklagte (r.) sitzt am Montag (19.11.12) im Landgericht in Bonn zum Prozessbeginn neben seinem Anwalt Martin Kretschmer auf der Anklagebank.

Der wegen Totschlags Angeklagte (r.) sitzt am Montag (19.11.12) im Landgericht in Bonn zum Prozessbeginn neben seinem Anwalt Martin Kretschmer auf der Anklagebank.

Foto: ap

"Ich hatte die Kontrolle über mich verloren", sagte der 57 Jahre alte Angeklagte aus Rheinbach am Montag vor dem Bonner Schwurgericht. Vor 16 Jahren hatte er seine Ehefrau mit einem Kissen erstickt und anschließend in einem Wald bei Honnef verscharrt. Ursprünglich stammte die Frau aus dem rheinland-pfälzischen Mayen, gemeinsam mit ihrem Mann zog sie nach Nordrhein-Westfalen.

Als ihre Familie sie für tot erklären lassen wollte, wurde der längst zu den Akten gelegte Fall nach Recherchen des General-Anzeigers erneut aufgerollt. Wenige Wochen später war er gelöst. Der damalige Ehemann legte bei der Vernehmung ein Geständnis ab, das er am Montag vor dem Landgericht wiederholte. Nun droht ihm eine Verurteilung wegen Totschlags.

Im Schlafzimmer habe es an jenem 20. März 1996 einen handfesten Streit gegeben, bei dem sie sich beide alte Liebschaften vorgeworfen hätten, sagte der Angeklagte. Damals habe er nur gewollt, dass seine Frau aufhöre zu schreien und um sich zu schlagen. "Als es unter dem Kissen ruhig geworden ist und ich es wegnahm, war sie bereits tot."

Anschließend habe er die Leiche in zwei Mülltüten gewickelt, sie in einen Teppich gerollt und seine tote Frau im Kofferraum auf die andere Rheinseite zu einem Wald in Bad Honnef gefahren und verscharrt. Dann habe er die 41-Jährige als vermisst gemeldet.

Auch als vier Monate später im Juli 1996 die stark verweste Leiche der Frau gefunden wurde, belog der Mann die Beamten - und die vertrauten ihm. Seine Frau trage eine andere Konfektionsgröße, auch habe sie bessere Zähne. Einen Zahnarzt konnte oder wollte er allerdings nicht benennen.

Der Angeklagte habe nach dem Geschehen versucht, eine normale biedere Fassade aufzubauen, sagte sein Verteidiger zum Prozessauftakt. Er habe weiter als Physiotherapeut gearbeitet, nach der Tat noch zwei Mal geheiratet, zwei Kinder bekommen. Mit dem, was am 20. März 1996 geschah, sei er dennoch nie fertig geworden. "Es hat in ihm immer weitergebrodelt."

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