WCCB Stadt Bonn auf 3,5 Millionen verklagt

Bonn · Ein weiterer Schatten der Vergangenheit im Fall des World Conference Center Bonn hat sich über die Stadt gelegt: Heinz-Dieter Kals, der im April 2005 als einziger noch interessierter Investor für das Kongresszentrum den Projektvorvertrag erhalten hatte, bevor Man-Ki Kim und dessen Firma SMI Hyundai Corporation als angeblich potenterer Investor den alleinigen Zuschlag bekamen, hat die Stadt verklagt: wegen Verletzung des Rahmenvertrags.

3,5 Millionen Euro fordert der Aachener Kaufmann als Entschädigung dafür, dass er trotz monatelanger Arbeit und hoher Investitionen damals leer ausging. Im Januar ging seine Klage beim Landgericht ein und wurde Ende Januar der Stadt zugestellt.

Der heute 62-jährige Kals, Wirtschaftsanalytiker und Geschäftsführer der United Marketing Services (UMS) in Alsdorf bei Aachen, hatte bereits als Zeuge vor der Bonner Wirtschaftsstrafkammer im Prozess gegen Kim und Co. ausgesagt: Als er den Projektvorvertrag erhalten habe, habe die Stadt keinen Plan gehabt für das WCCB.

Nur, dass es nicht mehr als 85 Millionen Euro kosten dürfe. "Und wir sollten in drei Monaten hinkriegen, was die Stadt in sieben Jahren nicht geschafft hat", erklärte Kals gestern dem GA. Für sehr viel Geld habe er damals einen Projektplan und die wahrscheinlichen Kosten von rund 150 Millionen Euro errechnen lassen.

Und schließlich selbst den südkoreanischen Geschäftsmann Kim mit Wohn- und Firmensitz in den USA als potenziellen Partner in das WCCB-Projekt geholt. Ein gemeinsamer Bekannter hatte sie einander in Washington vorgestellt. Kals führte Kim bei der Stadt Bonn ein, und plötzlich war er am 20. Juni 2005 aus dem Projekt raus, und Kim allein drin.

Über die Gründe für diese Entscheidung habe die Stadt Bonn nicht die Wahrheit gesagt, erklärte Kals gestern. Denn im Verfahren vor der Vergabekammer in Köln, das er anschließend - ohne Erfolg - gegen die Stadt geführt habe, habe diese behauptet: Der Koreaner habe im Gegensatz zu Kals einen tragfähigen Finanzierungsplan für das WCCB vorgelegt.

Eine glatte Lüge, wie die Geschichte gelehrt habe und wie er, Kals, erst im Laufe der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft erfahren habe. Der Disput zwischen Stadt und Kals' IKBB ist aktenkundig und im WCCB-Bericht des Rechnungsprüfungsamtes erwähnt. Danach schrieb Kals der Stadt Bonn Ende Oktober 2005, zwei Monate vor dem Ratsbeschluss zugunsten Kims SMI Hyundai: "SMI Hyundai hat sich in betrügerischer Absicht Konzepte der IKBB angeeignet und trägt diese der Stadt Bonn vor."

Zudem schmücke die Firma sich, "auch was die Namensgebung anbelangt, mit fremden Federn". Wie Kals am Donnerstag betonte, sei er nicht auf Streit aus und hätte sich lieber im Guten geeinigt. Davon könne er jetzt nicht mehr ausgehen. Er könne aber auch nicht auf das investierte Geld verzichten: "Das war kein Spielgeld, sondern meine Altersversorgung." Er sei es seiner Familie schuldig, sich das Geld wieder zurückzuholen.

Kals sagte, er sei vor allem menschlich sehr enttäuscht von den damals Verantwortlichen, und wenn er heute an Bonn denke, werde er traurig. "Dabei liebe ich die Stadt." Er habe in Bonn studiert und in Beuel gelebt, so Kals. Die Stadt hat Stadtsprecherin Monika Hörig zufolge nun bis 25. März Zeit für eine Klageerwiderung.

Wie alles begann

21. Dezember 2004: Aus dem Architektenwettbewerb für das neue Kongresszentrum geht das Münchener Büro yes-architecture - Professor Ruth Berktold und Marion Wicher - als Sieger hervor.

23. Februar 2005: Stadtdirektor Arno Hübner erklärt die Verhandlungen mit dem potenziellen Investor des Kongresszentrums, Geag, für gescheitert. Die Stadt schließt im April einen Projektvorvertrag mit Heinz-Dieter Kals und dessen IKBB AG ab. Kals holt Kim mit ins Boot.

20. Juni 2005: Kals ist aus dem dem Rennen. Die Stadt nimmt alleinige Verhandlungen mit Kims SMI Hyundai Corporation auf.

14. Dezember 2005: Bei nur einer Gegenstimme beauftragt der Rat OB Bärbel Dieckmann, einen Projektvertrag mit Kim abzuschließen.

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