Pützchens Markt Fünf oder sechs Tage? - Eine Entscheidung mit Tragweite

PÜTZCHEN · Die Bezirksvertretung Beuel muss nächste Woche, am Mittwoch, 5. Dezember, eine richtungsweisende Entscheidung in Sachen Brauchtum treffen. Es geht um die Frage, ob sich künftig die Karussells auf Pützchens Markt fünf oder sechs Tage lang drehen sollen.

Nach dreijähriger Probephase hat sich die Stadtverwaltung jetzt entschieden und der Politik einen Vorschlag unterbreitet. Demnach soll es bei sechs Tagen bleiben (der GA berichtete). In einer Stellungnahme erläutert das Marktamt seine Haltung.

Die wichtigsten Argumente der Stadt Bonn für eine sechstägige Kirmes: Bei Rückkehr auf ein fünftägiges Volksfest ist ein hochwertiges Festzelt nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben; das Ausgehverhalten der Besucher hat sich vom Kirmesmontag auf den Donnerstag verlagert; kein Schausteller hat wegen der Sechs-Tage-Veranstaltung abgesagt, und alle haben pünktlich ihr Fahrgeschäft aufgebaut. Die Politik reagierte am Mittwoch sehr unterschiedlich auf den Vorschlag des Marktamtes:

  • Dieter Schaper (SPD): "Unsere Position ist noch nicht klar, weil die Lage der Dinge sehr schwierig ist. Die Befragung der Schausteller und der Anlieger hat eine fünftägige Lösung ergeben. Somit ist die Entscheidung eigentlich klar, aber die Argumente der Stadt sind auch nachvollziehbar."
  • Werner Rambow (Die Grünen): "Als Bezirksbürgermeister von Beuel hätte ich mir gewünscht, dass die Stadt alle Anlieger schriftlich befragt hätte. Die Bürgerversammlung war schlecht besucht und deshalb darf man das Abstimmungsergebnis von 23:20 Stimmen für eine fünftägige Kirmes nicht überbewerten. Ich glaube, einigen Leute ist nicht klar, was es bedeuten würde, wenn wir auf fünf Tage zurückgehen. Dann wäre der Donnerstag für immer zu. Ich spreche mich für eine Verlängerung der Probephase aus, weil man so eine Entscheidung nicht nach drei Jahren treffen kann."
  • Doro Schmitz (Die Grünen): "Meine Fraktion steht eindeutig zur Fünf-Tage-Regelung. Ich finde es zu tiefst undemokratisch, dass die Verwaltung die Befragungsergebnisse einfach ignoriert."Carolin Klän (Bürgerbund): "Ich bin von dem Vorschlag der Stadt überrascht. Alle Auswertungen sprechen für eine fünftägige Lösung. Ich habe mich aber noch nicht entschieden."
  • Zehiye Dörtlemez (FDP): Ich begrüße den Vorschlag der Stadt. Es ist bedauerlich, das sich so wenige an den Befragungen beteiligt haben. Aber anscheinend interessierte diese Frage nicht mehr Leute. Ich wohne direkt am Marktgelände und habe festgestellt, dass die Mehrheit der Besucher und Nachbarn für sechs Tage plädiert."
  • Günter Dederichs (CDU): "Geschichte wiederholt sich. 1970 gab es die gleichen Diskussionen bei der Verlängerung auf fünf Tage. Will heute noch jemand auf den Freitag verzichten? Und so wird es auch mit dem Donnerstag sein. Alle Beteiligten benötigen mehr Zeit, um die Vorteile des sechsten Kirmestags zu erkennen. Die CDU wird deshalb für sechs tage stimmen."

[kein Linktext vorhanden]Der Vorsitzende des Deutschen Schaustellervereins Bonn, Peter Barth, findet deutliche Worte: "Demokratie sieht anders aus. Auch knappe Mehrheiten sind Mehrheiten. Wir Schausteller wollen keine Verlängerung von Pützchens Markt, weil es sich für uns nicht rechnet. Wir verdienen nicht mehr, müssen aber mehr an Standgebühren zahlen. Ich werde mit allen Mitgliedern der Bezirksvertretung Beuel reden und versuchen, sie von unserer Haltung zu überzeugen."

Der Präsident des Deutschen Schaustellerbunds, Albert Ritter, sieht das allerdings ganz anders. Bei der Eröffnung des 645. Pützchens Markts im September sagte er: "Jeden Tag, den wir Schausteller länger nutzen können, ist ein Gewinn für uns."

Die öffentliche Sitzung der Bezirksvertretung beginnt am Mittwoch, 5. Dezember, um 17 Uhr im Beueler Rathaus, Friedrich-Breuer-Straße 65. Dort fällt die Entscheidung letztinstanzlich. Der Stadtrat ist nicht eingebunden.

Das meinen Pützchener Geschäftsleute:

  • Helmut Scherer (60), Tankstellenbesitzer: "Die Kirmes beschert mir Müll, Ärger und eine Umsatzeinbuße von bis zu 50 Prozent. Ich finde, der sechste Tag ist zu viel."
  • Günter Gebertz (68), Kaufmann: "Ein Tag mehr bedeutet nicht mehr Geld in der Kasse der Schausteller. Unser Elektro-Geschäft bleibt während der Kirmes offen. Mir reichen fünf Tage."
  • Enzo Della Porta (57), Wirt: "Am Kirmes-Donnerstag hatten schon immer viele Budenbetreiber offen. Jetzt haben eben alle offen. Ich bin ebenso für sechs Tage wie die Mehrheit meiner Gäste."
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