Neue Klagen gegen den Kunst!Rasen Veranstalter schauen besorgt in die Zukunft

BONN · Es gibt neue Klagen gegen den Kunst!Rasen. Wie Raphael Murmann-Suchan, Sprecher des Kölner Verwaltungsgerichts, am Montag dem General-Anzeiger auf Anfrage bestätigte, sind am 7. und 8. Juli zwei Klagen gegen die Stadt Bonn eingegangen, in denen die Aufhebung der Baugenehmigung gefordert wird.

Dem Gerichtssprecher zufolge klagt in dem einen Fall ein Anwohner aus dem Johanniterviertel, im zweiten Fall hat ein Bürger von der gegenüberliegenden Rheinseite in Beuel, der in Ufernähe wohnt, Klage eingereicht. Wie Murmann-Suchan erklärte, handelt es sich in beiden Fällen um keine Eilanträge. Die sind ja nun auch nach dem Abschlusskonzert nicht mehr nötig. Aber vom Ausgang der beiden Verfahren hängt ab, ob die Musik im nächsten Jahr noch in Bonn spielt.

Kunst!Rasen-Veranstalter Ernst Ludwig Hartz sieht den Klagen einigermaßen entspannt entgegen. "Natürlich ist das nicht schön, aber eigentlich sind wir auf der sicheren Seite", betonte er gestern. "Wir haben die vorgegebenen Werte eingehalten, was nicht zuletzt dank der sehr entgegenkommenden Künstler möglich war. Das gilt für die Lautstärken ebenso wie für die Zeiten - meistens waren wir sogar vor 22 Uhr mit dem Konzert durch." Allerdings machen er und sein Kollege Martin Nötzel, der die Klagen als Zermürbungsversuch deutet, sich auch Gedanken über die Zukunft. "Einfacher wird es für Bonn sicher nicht werden", sagten beide.

Insgesamt aber zieht Hartz ein weitgehend positives Fazit. 37.000 Besucher seien eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, zudem freue er sich über das rege Interesse an Revolverheld, Passenger und Rea Garvey. Andererseits haben die Wetterkapriolen sowie die Vorgaben der Stadt verhindert, dass das gesamte Potenzial der Spielstätte abgerufen werden konnte. "Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Open-Air-Spielstätten wie der Loreley, dem Tanzbrunnen oder dem Hockey-Park in Mönchengladbach - und da, wo der Künstler lauter spielen kann, tritt er eben eher auf", erklärt Hartz.

Zumal dann, wenn schon kleinste Abweichungen zum Problem werden können: Nach Aussage der Stadt gab es beim Auftritt von Revolverheld immerhin eine Überschreitung von einem Dezibel, zudem sei etwas länger als bis 22 Uhr gespielt worden. "Inwiefern das tolerabel ist, können wir jetzt noch nicht bewerten", erklärt Stefanie Zießnitz vom Presseamt der Stadt. Ob es während der einzelnen Kunst!Rasen-Konzerte Beschwerden beim Ordnungsamt gegeben hat, konnte das Presseamt gestern nicht ermitteln.

Keine nennenswerten Beschwerden hat es dagegen offenbar bei der Rockaue gegeben. Fast 20.000 Besucher haben das Festival genossen, und auch wenn noch nicht alles optimal lief, zeigen sich die Veranstalter sehr zufrieden. "Es gab meines Wissens keine Klagen wegen des Lärms, es blieb friedlich, die Stimmung war super - was will man mehr", freute sich Jürgen Harder, einer der Mitorganisatoren der Rockaue. Ein grundsätzlich positives Urteil, das auch ein nicht unerheblicher Teil der Netzgemeinde unterstützte. So gab es etwa auf Facebook jede Menge Lob. Und ein paar große Kritikpunkte.

Größtes Problem waren die zu spärlich aufgestellten Toiletten. Bemängelt wurde auch der zähe Einlass: Mitunter standen Besucher bis zu 45 Minuten in der Schlange, um endlich auf das Gelände zu gelangen. Umgekehrt ergab sich nach Mitternacht für all jene ein Problem, die auf eine Straßenbahn warten mussten, da die nur alle 30 Minuten an der Rheinaue hält. "Wir versprechen für 2016 noch besser zu werden und alle Anregungen und Wünsche der Zuschauer aufzunehmen", sagte Geschäftsführerin Maria Hülsmann.

(AZ: VG Köln 8 K 3862/15 und 8 K 3899/15)

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