Kunst!Rasen 2013 Ernst-Ludwig Hartz und Martin J. Nötzel stellten das Programm vor

Bonn · Hannelore kam zuerst. Borsalino, Sonnenbrille, sie trägt nur Schwarz und Gold. Ein paar Minuten später dann Heino, die neue deutsche Rock-Ikone, die offensichtlich mehr eint als spaltet - wenn man jedenfalls die CD-Verkäufe betrachtet.

Und man hat schon lange nicht mehr so viele erwachsene Menschen gesehen, die wegen Heino so aus dem Häuschen gerieten wie am Donnerstag bei der Programmvorstellung des Kunst!Rasen-Programms 2013 im World Conference Center Bonn.

Heino, ganz in Schwarz, Totenkopfring. Der ewige Blonde mit der Sonnenbrille war glänzend aufgelegt. Ernst-Ludwig Hartz und Martin J. Nötzel, die Kunst!Rasen-Macher, haben Heino und Brings-Schlagzeuger Christian Blüm als Stargäste eingeladen. Brings, so zeichnet sich der Trend im bisherigen Ticketverkauf ab, werden den Kunst!Rasen mit seiner Kapazität von etwa 10.000 Zuschauern wohl zum Eröffnungskonzert am 7. Juni vollbekommen.

Heino tritt am 18. August im sogenannten Kunst!Palast auf, einem schneeweißen Festzelt mit festem Holzboden für maximal 2000 Zuschauer. Mit welchem Programm wird Heino auf die Bühne treten? Rock oder Volksmusik? Oder lässt sich beides vereinen?

"Ich arbeite noch dran", so Heino. "Letztlich besteht zwischen den beiden ja kaum ein Unterschied: Viervierteltakt und wenig Harmonien. Die Rockmusik ist doch die Volksmusik der jungen Leute." Er komme auf jeden Fall wieder in großer Bandbesetzung, einige der alten Hits werde er wohl etwas umarrangieren. Er ist aber sicher: "Das wird den älteren Fans genauso gefallen wie den jungen."

Das lässt sich auch für das Sommerprogramm des Kunst!Rasen-Teams sagen. Mit mehr als 40 Veranstaltungen wird es wohl das umfassendste Sommer-Open-Air-Ereignis werden, das je in Bonn angeboten wurde. Einige Künstler stehen noch nicht hundertprozentig fest und dennoch: Die Palette reicht von Lieblingen der 68er wie Crosby, Stills & Nash über Mundartrock wie BAP, Independent-Bands wie die Tocotronics, Katzenjammer oder Calexico bis hin zu Schlager (Dieter Thomas Kuhn) und Comedy (Kaya Yanar, Helge Schneider).

Hinzu kommen Chartstürmer wie Katie Melua, eine der erfolgreichsten britischen Popkünstlerinnen der letzten Jahre; Superstars wie Carlos Santana, der übrigens in Deutschland neben Bonn nur noch in München spielen wird; oder Deep Purple, die in der Classic Rocknacht am 14. Juli ihr langersehntes neues Album "Now What?!" vorstellen werden, das am 26. April erscheinen soll - übrigens diesmal produziert von Bob Ezrin, der auch für Lou Reed, Pink Floyd oder Peter Gabriel verantwortlich zeichnete.

Absolut neu: Die Klassik wird ebenfalls auf dem Kunst!Rasen vertreten sein. So wird etwa das Beethoven Orchester der Bundesstadt Bonn am 7. September unter freiem Himmel die Spielzeit 2013/2014 feierlich eröffnen und in Kooperation mit den Initiatoren des Kunst!Rasens zum großen Picknick einladen. Nötzel: "Wir wollen den Schulterschluss zwischen etablierter und Popkultur und die Diskrepanz in Bonn endlich beenden, denn aus unserer Sicht gibt es nur eine Kultur."

So wird Veranstalter Oliver Gabriel am 4. Juli ein ganz besonderes Ereignis auf die Bühne des Kunst!Rasens bringen: Carl Orffs Carmina Burana als szenische Kantate, und zwar in der Version der Uraufführung von 1937. Und das Beethovenfest Bonn präsentiert Otto Sauer, der mit den Trompetern von Ten of the Best und befreundeten Musikern Richard Wagners Musik zu dessen 200. Geburtstag aufführen wird. Weitere Gaststars sind am 30. August der New Yorker Sänger Ken Norris, der spanische Gitarrist Roland Cabezas, der brasilianische Sänger Edson Cordeiro und die Hamburger Jazz-Sängerin Ulita Knaus.

Heino jedenfalls ist beeindruckt. Und wird er seine Eskapaden in den Rock fortsetzen? "Wir haben noch zwei CDs unter Vertrag bei dieser Plattenfirma", sagt er vieldeutig. Was sagen die Schlagerkollegen zu seinem Rockruhm? Heino: "Von vorne gibt es viel Zustimmung, sobald ich mich aber umdrehe, höre ich schon die Messer kratzen." Nachahmer fürchtet Heino indes nicht: "Marianne & Michael kann ich mir nicht als Ike and Tina Turner vorstellen."

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