Bundesanwaltschaft nimmt 29-jährigen Deutsch-Tunesier fest Bonner Salafist wollte Leibwächter werden

BONN · Die Bundesanwaltschaft hat einen 29 Jahre alten Deutsch-Tunesier aus Bonn festnehmen lassen. Der polizeibekannte Salafist soll einem Vertreter der in Syrien kämpfenden Salafisten-Miliz Junud Al-Sham verbindlich zugesagt haben, sich der Organisation anzuschließen.

Die Sicherheitsbehörden hatten Sabri E. seit Jahren auf dem Schirm. Auch weil der 29-jährige Deutsch-Tunesier aus Bonn am 5. Mai 2012 bei den salafistischen Ausschreitungen in Lannesdorf mitkämpfte. Jetzt hat ihn die Generalbundesanwaltschaft (GBA) festnehmen lassen - nach GA-Informationen im Elternhaus des Salafistenpredigers Pierre Vogel in Bergheim. Den Ermittlungen zufolge hatte der 29-Jährige vor, nach Syrien auszureisen. Dort wollte er offenbar als Leibwächter des Führers der Salafisten-Miliz Junud Al-Sham tätig werden.

Die von der GBA als Terrormiliz eingestufte Gruppe Junud Al-Sham wird angeführt von dem tschetschenischen Dschihadisten Muslim Shishani, der auf radikalen Internetseiten seit Jahren regelrechten Kultstatus genießt. Er befehligt mit Junud Al-Sham, zu deutsch Soldaten der Levante, schätzungsweise 1500 Kämpfer. Sie streben die Errichtung eines islamischen Gottesstaates an, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Junud Al-Sham sei eine islamistische Organisation, die medial erstmals 2013 in Erscheinung getreten sei. "Ihr Ziel ist es, den syrischen Machthaber Assad zu stürzen und einen auf der Scharia basierenden Gottesstaat zu errichten."

Dies versuche sie durch militärische Operationen zu erreichen, wobei sie zum Teil mit anderen terroristischen Gruppen wie der Al-Kaida nahestehenden Jabhat Al-Nusra-Miliz kooperiere. Obwohl Sabri E. noch gar nicht nach Syrien gereist war, reichte den Strafverfolgungsbehörden offenbar allein die Absicht aus. Für die Festnahme genügten ihnen die Pläne, die der 29-jährige nach Überzeugung der Ermittler verfolgte: Laut Bundesanwaltschaft wurde er verhaftet, weil er einem Repräsentanten von Junud Al-Sham "verbindlich zugesagt" haben soll, sich dieser Organisation anzuschließen.

Damit ist er laut Bundesanwaltschaft dringend verdächtig, sich zur Begehung einer Straftat bereit erklärt zu haben: der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland, die in Paragraf 129 b des Strafgesetzbuchs geregelt ist. Als Indiz dienen der Bundesanwaltschaft einerseits die wiederholten - vergeblichen - Ausreiseversuche des Bonners. Im Mai dieses Jahres sollen sich die "Bewerbungsgespräche" mit einem Rekrutierer von Junud Al-Sham dann konkretisiert haben.

Über die gescheiterten Reisetätigkeiten des Verdächtigen hatte der GA bereits berichtet. Nachdem die Bonner Stadtverwaltung 2013 vom Verfassungsschutz Hinweise erhalten hatte, dass er der dschihadistischen Szene zuzurechnen sei, entzog sie ihm den Reisepass. Dagegen klagte der damals 28-Jährige vor dem Kölner Verwaltungsgericht erfolglos und tauchte unter. Es hieß, er halte sich in Bulgarien auf. Irgendwann tauchte er wieder im Rheinland auf, von wo aus er den bislang letzten Ausreiseversuch unternahm - bis er verhaftet wurde und nun in Untersuchungshaft sitzt, wie am Donnerstag eine Sprecherin der GBA sagte.

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