Aus für Bonns Festspielhaus Das Ende eines Jahrhundert-Projekts

BONN · Kein "Diamant" und keine "Welle" am Rhein: Zwei Stunden dauerte das Gespräch zwischen Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) und den Vorständen der drei Bonner Großunternehmen Deutsche Post, Deutsche Telekom und Postbank, dann war das Beethoven Festspielhaus begraben.

Der Traum von einem Diamanten am Rhein bleibt auf unabsehbare Zeit genau das: ein Traum. In der Realität müssen die Bonner weiter mit der dringend sanierungsbedürftigen Beethovenhalle leben.

Der Traum von einem Diamanten am Rhein bleibt auf unabsehbare Zeit genau das: ein Traum. In der Realität müssen die Bonner weiter mit der dringend sanierungsbedürftigen Beethovenhalle leben.

Die Bombe, die am Dienstagabend am Gesprächstisch gezündet worden war, ging freilich erst am Mittwochmittag hoch, als die Stadt in einer gemeinsam mit den Unternehmen herausgegebenen Pressemitteilung das Ende des Beethoven Festspielhauses bekannt gab.

Die offizielle, in der Mitteilung nachzulesende Sprachregelung, das "Projekt Beethoven Festspielhaus soll vorerst nicht weiter verfolgt werden", lässt zwar den Blick in die Zukunft offen. Doch die Konstruktion, nach der die drei Bonner Unternehmen mit einer Summe von 75 Millionen Euro die Finanzierung des Baus übernehmen und der Betrieb durch eine Stiftung gewährleistet werden soll, ist wohl Makulatur.

Die "einvernehmlich" getroffene Entscheidung fiel vor allem vor dem Hintergrund der dramatischen Haushaltslage Bonns. Angesichts der bevorstehenden Sparmaßnahmen sprach der OB von einem "schmerzhaften Prozess", der auf die Bürger zukomme. Nimptsch: "In dieser Situation ist es vermittelbar, ein wichtiges Kulturprojekt, das Festspielhaus in Beethovens Geburtsstadt, aufzuschieben."

Auch das WCCB-Desaster gehört zu den Argumenten für das Aus. Es sei nicht gelungen, so Nimptsch, das World Conference Center positiv in der Bevölkerung zu verankern. Da sei es schwierig, Sympathien für ein zweites Großprojekt zu gewinnen.

Trotz Festspielhaus-Absage und drohendem Nothaushalt hält Nimptsch daran fest, für die "Beethoven-Dekade", die 2020 mit dem 250. Geburtstag des Komponisten eingeläutet wird, ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten. Dabei denkt er erst einmal weniger international als regional. Nimptsch: "Die gewonnene Zeit bietet der Stadt Bonn eine neue Chance, auch vor dem Hintergrund der sehr schwierigen finanziellen Lage, ein neues Gesamtkonzept für den Kulturstandort Bonn unter Einbeziehung der Region zu entwickeln."

Der OB will in naher Zukunft einen "regionalen Kulturentwicklungsplan" erstellen. Darin soll unter anderem die starke Verankerung der Bonner Kultureinrichtungen im Umland berücksichtigt werden. Im Klartext: Bonn will die Städte und Gemeinden in der Region zur Kasse bitten.

Dennoch will Nimptsch die Beethovenpflege als nationale Aufgabe nicht aus den Augen verlieren. In der nächsten Ratssitzung am 26. April sollen bereits erste Weichen für ein neues Kulturkonzept gestellt werden.

Dass in diesem Zusammenhang die Idee eines Festspielhauses in neuer Form wiederauferstehen könnte, erscheint nicht ganz unwahrscheinlich. Die größte Chance hätte da wohl die Variante, nach der das Bonner Opernhaus abgerissen und an seiner Stelle ein kombiniertes Konzert- und Opernhaus errichtet würde. Die Idee gilt als die von Nimptsch favorisierte Variante und findet auch die Sympathien von Bonns Generalintendant Klaus Weise.

Das Projekt müsste dann freilich ohne finanzielle Hilfe der drei Bonner Groß-Sponsoren umgesetzt werden. Immerhin gibt es Signale aus den Reihen der Konzerne, dass man sich ein projektbezogenes Sponsoring vorstellen könne.

Große Sorgen machen muss sich Nimptsch freilich um die insgesamt 47 Millionen Euro, die Bund, Land, Kreis und Sparkasse KölnBonn in die Betreiberstiftung einzahlen wollten. Ob er die Geldgeber so lange hinhalten kann, bis "das Jahrhundert-Projekt", wie der OB das Festspielhaus gern nennt, wieder auf der Tagesordnung steht, erscheint fraglich. "Ich mache mir keine Illusion darüber, dass man dafür kämpfen muss", sagte Nimptsch.

Bis die Festspielhaus-Idee, in welcher Form auch immer, erneut mit Leben erfüllt wird, bleibt die Beethovenhalle das Zentrum des Bonner Musiklebens. Doch die ist in einem extrem schlechten Zustand. Mindestens 20 Millionen Euro müsste die Stadt in das Haus investieren, heißt es. Eine umfassende Sanierung wird es laut Nimptsch jedoch nicht vor der Verabschiedung des Kulturentwicklungsplanes geben.

Verständlich, dass die Leitung des Beethovenfests nervös wird. Intendantin Ilona Schmiel will von der Stadt wissen, wie eine Lösung für die Hauptspielstätte des Festivals aussieht. Die Spielstätte sei essenziell für die Gewährleistung der außerordentlichen Qualität des Beethovenfestes, sagte sie.

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