Fragen und Antworten Was weiß man über die Bombe und die Tatverdächtigen?

Bonn · Die Dimension des Bonner Anschlagversuchs wird erst nach und nach klar. Eine Woche nach der Tat ist relativ viel über den Sprengsatz vom Bahnsteig 1 bekannt, aber auch über die Verdächtigen sickern erste Informationen durch.

Wie knapp Bonn am Montag bei dem versuchten Bombenanschlag einer Katastrophe entkommen ist, wird immer deutlicher. Mittlerweile ist relativ viel über den Sprengsatz bekannt, über die Verdächtigen - die Bundesanwaltschaft geht von mindestens drei Beteiligten aus - sickern immer wieder Informationen durch. Außerdem ist zwischen Deutscher Bahn AG und Bundespolizei ein Streit um die (fehlende) Videoüberwachung am Bahnhof entbrannt.

Was ist über die Bombe bekannt?

Der nach Angaben von Ermittlern "hochgefährliche Sprengsatz" wurde am vergangenen Montag in einer blauen Tasche am Bahnsteig 1 deponiert. Die Bombe bestand aus einem circa 40 Zentimeter langen Metallrohr mit einem Durchmesser von 80 Millimetern, das zündfähiges Ammoniumnitrat enthielt. Es war mit vier Butangaskartuschen umwickelt. Weitere Bestandteile waren ein Wecker und Batterien, die als Zündvorrichtung dienen sollten. Aus Ermittlerkreisen hieß es, dass die Bombe aus sicherer Entfernung gezündet worden, aber nicht detoniert sei.

Warum explodierte der Sprengsatz nicht?

Inoffiziellen Aussagen der Behörden zufolge lag das an der fehlerhaften Konstruktion der Bombe. Demnach sollen die Täter eine Glühbirne statt eines Sprengsatzverstärkers verwendet haben. Wie berichtet, hatte die Polizei eine kleine Glühbirne am Bahnhof sichergestellt.

Funktioniert die Zusammenarbeit der Behörden?

Konfliktbehaftet ist nach GA-Informationen neben dem Verhältnis von Bahn und Bundespolizei auch die Zusammenarbeit zwischen Kölner und Bonner Ermittlungsbehörden. Die Ermittlungen habe der Generalbundesanwalt übernommen, deswegen wolle man sich dazu nicht äußern, hieß es von beiden Seiten.

Wie viele Täter waren beteiligt?

Das ist noch nicht bekannt. Die Bundesanwaltschaft geht vorerst von mindestens drei aus. Dies ergibt sich aus einer Mitteilung. Derzufolge besteht gegen den Mann, der die Tasche am Bahnhof abstellte, der Anfangsverdacht, dass er "einen Sprengstoffanschlag verüben wollte", und zwar "als Mitglied einer terroristischen Vereinigung". Von einer solchen Terrorgruppe wird aber erst gesprochen, wenn dazu mindestens drei Personen gehören. Zu der Gruppe gehören dürften der hellhäutige Mann, der von der Kamera in der McDonald's-Filiale gefilmt wurde, ein dunkelhäutiger Mann, der nach Zeugenaussagen die blaue Tasche abgestellt haben soll, und mindestens ein dritter Unbekannter.

Lässt die dunkle Hautfarbe eines der Verdächtigen auf eine ausländische Gruppe schließen?

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass die Tat in Deutschland geplant und gesteuert wurde. Darauf deutet ihr Hinweis, dass sie sich auf Strafgesetzbuch-Paragraf 129a stützt, der die Strafen für inländischen Terrorismus festlegt. Das muss aber nicht heißen, dass es keine Verbindungen ins Ausland gab.

Was weiß man über den Dunkelhäutigen, der die Tasche abstellte?

Die Bundesanwaltschaft hat "belastbare Hinweise", dass er "über Verbindungen in radikal-islamistische Kreise verfügt". Laut "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" haben die Ermittler ihn identifiziert als einen Mann aus der Bonner islamistischen Szene. Demnach soll er Verbindungen zu Leuten im Ausland haben, die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehen. Nach GA-Informationen könnte es sich um den Somalier Omar D. handeln, den die Ermittler nach dem Anschlag am Dienstag festgenommen hatten, aber später wieder freiließen, "weil sich der Tatverdacht nicht erhärten ließ", so die Ermittler. Er wurde 2008 mit seinem Freund Abdirazak B. aus einem Flugzeug auf dem Flughafen Köln-Bonn abgeführt, weil beide - so hieß es damals - auf dem Weg in ein pakistanisches Terroristen-Ausbildungslager gewesen seien. D.s Anwalt Mutlu Günal bestreitet eine Verbindung zur Tat.

Was ist über den Hellhäutigen bekannt, der die Tasche trug?

Die Bundesanwaltschaft hat zu ihm keine Angaben gemacht. Die Ermittler kennen laut "Spiegel" aber wohl seinen Namen.

Und der dritte?

Auch über den dritten Mann ist wenig bekannt. Laut WDR ist ein Tatverdächtiger aus dem rheinischen Langenfeld identifiziert, der als Al-Kaida-Verbindungsmann gelten soll. Es sei aber unklar, ob er tatsächlich mit der Planung befasst oder zur Tatzeit am Bahnhof war. Demnach kann es sich nicht um den hellhäutigen Mann handeln, der dort gefilmt wurde - sondern nur um einen dritten Verdächtigen.

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