Kommentar zur Commerzbank Qual der Wahl

Meinung | Frankfurt · Im zweiten Quartal sackte der Überschuss der Commerzbank um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 209 Millionen Euro ab. Die Bank muss darauf achten, nicht noch einmal zum Sanierungsfall zu werden.

In Frankfurt sind es nur ein paar Meter zwischen der Niederlassung der ältesten Bank der Welt, der Banca Monte Dei Paschi Di Siena, und der immer noch modernen Zentrale der Commerzbank. In der aktuellen geschäftlichen Verfassung aber liegen Welten zwischen den Instituten: die Italiener nahezu pleite, erdrückt von faulen Krediten, die Commerzbank nach einer Beinahe-Pleite wieder bei den Dividendenzahlern angekommen.

Die jüngsten Quartalszahlen der Commerzbank zeigen: Das muss nicht so bleiben. Wenn alles ordnungspolitisch gut geht, müsste die Bank aus Siena abgewickelt und nicht vom Staat gerettet werden. Und die Commerzbank muss – wie alle deutschen Banken und Sparkassen – darauf achten, nicht noch einmal zum Sanierungsfall zu werden. Denn es gibt in der deutschen und europäischen Bankenlandschaft kaum profitable Banken. Ihre Kosten sind zu hoch, ihre Datenverarbeitung veraltet, ihre Konkurrenz untereinander groß. Und die Fintechs und Mobilfunkgesellschaften, die sich jetzt die Rosinen aus dem Bankgeschäft rauspicken und die filialgestützten Universalbanken langsam alt aussehen lassen, geben ihnen über kurz oder lang den Rest.

Wenn jetzt Italiens Banken trotz aller Vorkehrungen der europäischen Bankenunion vom Staat gerettet und nicht auf Kosten von Aktionären und Anleihegläubigern abgewickelt werden, bleibt uns Bankkunden auf Dauer nur eine Qual der Wahl: Entweder wir zahlen als Steuerzahler immer wieder mal für eine Bankenrettung, wie etwa bei der Commerzbank geschehen. Oder wir stellen uns darauf ein, bei einer geringeren Zahl, aber profitablen Banken höhere Preise zu akzeptieren.

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