Norwegen: Auf dem Weg nach Norden

Eine der schönsten Kreuzfahrtrouten der Welt

Norwegen verdankt seinen Namen den Jägern, die einst dem Weg des Wildes nach Norden folgten und das Land besiedelten. Heute ist dieser Weg eine der schönsten Kreuzfahrtrouten der Welt, denn stolze 21 000 Kilometer Küste, die unzähligen Fjorde einberechnet, haben einiges zu bieten: Hier fallen tiefgrüne Hänge sanft ab – mit bunten Holzhäusern als Farbkleckse.

Dort ragen karge Felswände steil aus dem Wasser. Dann wieder ergießen sich Gletscher mit dramatischen Eisformationen ins Meer. Von der eisgeformten Naturschönheit Norwegens in all ihren Facetten konnten sich 53 Leser des General-Anzeigers jetzt auf ihrer Schiffsreise ins Land der Mitternachtssonne immer wieder aufs Neue überzeugen.

Zum Auftakt empfängt die alte Hansestadt Bergen, mit tropischen Niederschlagsmengen im Jahr nicht gerade ein Mekka für Sonnenhungrige, die GA-Leser mit einem strahlend blauen Himmel. Ideale Bedingungen also für einen Ausflug in die Fjell- und Fjordlandschaft der Umgebung, für eine Fahrt mit der Kabinen- oder Standseilbahn auf einen der Aussichtsberge ringsum oder für einen Rundgang durch das gut erhaltene Hafenviertel Bryggen und über den angrenzenden Fischmarkt, der den Besucher mit zahlreichen frisch zubereiteten Köstlichkeiten in Versuchung führt.

Von Bergen aus durchquert die unter italienischer Flagge fahrende MS Vistamar auf ihrem Weg nach Norden zunächst die Schärenwelt Mittelnorwegens bis hinauf in den von der Unesco geschützten Geirangerfjord. Während sich der morgendliche Dunst langsam aufl öst, genießen die Gäste an Deck die eindrucksvolle Passage des wohl bekanntesten norwegischen Fjords mit seinen hoch aufragenden Steilhängen, über die immer wieder Schmelzwasser der umliegenden Gletscher hinabrauscht.

Berühmt sind die Wasserfälle der „Sieben Schwestern“ und des gegenüberliegenden „Bräutigams“, der, so der Volksmund, seinen Kummer über die Unerreichbarkeit der Schwestern im Alkohol ertränkt: Tatsächlich teilt sich der Wasserstrom am Fels und lässt – mit ein wenig Fantasie – in seiner Mitte die Umrisse einer Whiskeyflasche erkennen.

Um in Geiranger an Land zu gelangen, heißt es dann zum ersten Mal während dieser Kreuzfahrt: Schwimmwesten anlegen und hinein in die bordeigenen Expeditionsschlauchboote. Abenteuerlich geht es weiter, als sich der Bus über serpentinenreiche und teils unbefestigte Pass-Straßen bis hinauf auf den 1 500 Meter hohen Dalsnibba schlängelt.

Böse Zungen behaupten, jede der unzähligen aus Steinen aufgeschichteten Figuren am Wegesrand stehe für einen ums Leben gekommenen Busfahrer. Touristen glauben da lieber an die magischen Kräfte dieser ursprünglich schlicht als Wegmarkierung hinterlassenen Steinmännchen und daran, gewiss an den Ort zurückzukehren, an dem sie eines errichtet haben.

Bald darauf überquert die Vistamar den Polarkreis, und von da an wird Schlaf zur Mangelware. Die taghellen Nächte lassen alles ein wenig unwirklich erscheinen –ebenso unwirklich wie das Glück, einen der höchstens 30 Sonnentage im Jahr auf den Lofoten zu erwischen.

Der Ausflug über die Inselgruppe mit ihren vom Eis zu Zacken geschliffenen Bergspitzen, mit türkisfarbenen Sunden und Fjorden, schneeweißen Quarzsandstränden und den auf Stelzen ins Wasser gebauten roten Rudererhäusern ist für viele ein Höhepunkt der Reise.

Nach Stopps in Hammerfest und am Nordkap nimmt die Vistamar noch weiter Kurs Richtung Norden und nähert sich Spitzbergen, der größten Insel des Svalbard-Archipels. Von den spitzen Bergen, nach denen Willem Barents einst die Insel benannte, ist bei der beinah gespenstisch grau-verschleierten Einfahrt in den Hornsund zunächst nur wenig zu sehen.

Doch bald tauchen verschneite Hänge und gewaltige Gletscherzungen mit bläulich schimmernden, faszinierendgeformten Eiskanten aus dem Nebel auf. Für einen kurzen Moment zeigt sich ein Wal gleich vor dem Schiff, und während die Vistamar in das am Rand des Sundes festgefrorene sogenannte Fast Ice vorzudringen versucht, entdeckt Bordlektorin Heike mit dem Fernglas auf dem Eis Robben und sogar einen Eisbären.

Nur noch gut 1 000 Kilometer fehlen bis zum Nordpol, als mit dem Magdalenenfjord der nördlichste Punkt der Reise erreicht ist. Noch einmal booten die Passagiere mit den Zodiac Schlauchbooten aus, um den Anblick der Vistamar vor dem mächtigen Waggonway-Gletscher zu bewundern und die Gräber-Halbinsel zu erkunden, auf der Generationen von Walfängern ihre letzte Ruhestätte fanden.

Nach 3 430 zurückgelegten Kilometern und vielen unvergesslichen Eindrücken heißt es im Hafen von Longyearbyen auf Spitzbergen schließlich Abschied nehmen von der Vistamar. Doch vermutlich sind auf dieser Reise viele Steinmännchen gebaut worden.

Weitere InfosHier finden Sie Reise-Fotos. Infos zu Leserreisen des General-Anzeigers bekommen Sie in allen Zweigstellen sowie unter der Rufnummer (02 28) 66 88 669 und hier.

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