Gourmetkoch Hartmut Bartz Kinderküche mal anders: unser großer Rezepttest

Für Knirpse zu kochen, ist nicht immer leicht. Unsere Autorin Vera Dohmgoergen bat deshalb den Bonner Gourmetkoch Hartmut Bartz um vier kindgerechte Rezepte, die Eltern leicht nachkochen können und die vor allem den Kids schmecken.

Doch Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Natürlich haben wir die Kreationen von zwei Bonner Mini-Feinschmeckern ausgiebig testen lassen...

Marla (9) und Julius (11) sind echte Bonner. Marla besuchtdie 4. Klasse der Grundschule und Julius die 6. Klasse auf dem Gymnasium. Fürunser Experiment haben wir die kleinen Testesser zu Hartmut Bartz in dieProfiküche eingeladen. Den renommierten Bonner Gourmetkoch, der bei zahlreichenGroßveranstaltungen in der Bundesstadt seit vielen Jahren für das Cateringverantwortlich ist, haben wir gebeten, sich vier Rezepte für Kinder zuüberlegen.

Wir sind genauso gespannt wie sie, was wir heute gemeinsam mit ihmzubereiten und vor allem probieren dürfen. "Und ich bin gespannt, wie es euchschmeckt", gibt Hartmut Bartz zu. Denn am Ende unseres Tests dürfen die beidendas Essen bewerten: zehn Punkte sind die Höchstzahl.

So einem Wettbewerb hatsich Hartmut Bartz bisher noch nie gestellt. "Zu mir kommt höchstens einmal einprominenter Gast in die Küche und lobt mein Dessert", verrät er. "Kinder sindbrutal ehrlich, ich bin wirklich sehr gespannt, wie es ihnen schmecken wird."

Seelachs inWan-Tan-Teig - Fischstäbchen, nur besser!

Alserstes steht Seelachs in Wan-Tan-Teig auf dem Speisenplan. Julius und Marlaschauen sich an. „Was ist das?“, fragt Julius. Der Chefkoch erklärt es ihnen:„Wan-Tan-Teig wird oft für asiatische Speisen benutzt. Das ist Weizennudelteigmit dem meistens kleine Taschen hergestellt werden. In die füllt man dann vorgegarteZutaten wie Gemüse oder Fleisch. Anschließend werden sie dann kurz frittiert.“Julius denkt nach: „Ich glaube, die habe ich auch schon einmal beim Thailänderprobiert.“ Hartmut Bartz hat bereits Sonnenblumenöl in einen Topf gefüllt unddie Kinder dürfen vorsichtig die kleinen Teigstücke mit einer großenSchöpfkelle hinlegen. „Ihr macht das prima“, lobt er Marla und Julius. Die beidenmüssen dabei sehr vorsichtig vorgehen, denn das Öl ist heiß und kann spritzen.

Seelachs in Wan-Tan-Teig „Das sieht cool aus“, sagt Marla. Sie beobachtet, wie sich die weichen, hellenTeigplatten in kurzer Zeit in kross-knusprige Chips verwandeln. „Ganz schönviel Öl“, bemerkt sie. Hartmut Bartz sagt, dass man auch Olivenöl und Sojaölfür den Frittiervorgang verwenden kann. Allerdings haben diese Sorten einen kräftigerenEigengeschmack, der bei Kindern nicht immer gut ankommt. Neben der Verwendungvon hochwertigem Öl, ist es wichtig, dass die Teigplatten nach dem Herausnehmenauf Küchenkrepp abtropfen können. Die Kinder holen sie daher vorsichtig aus demTopf und legen sie auf das Papier.

Den Seelachs hat Hartmut Bartz schonvorgegart und mit roter Paprika verziert. Marla darf den Fisch zwischen zweiTeigplatten legen. „Riecht schon mal gut“, sagt sie. Julius geht mit seinemVater ab und zu angeln, daher kennt er sich mit Fisch ein bisschen aus. Dennochverzieht er sein Gesicht. „Ich mag keine Paprika“, sagt er. Macht nix, Bartz entferntsie schnell: „Die kannst du weglassen“. Dürfen wir jetzt mal probieren? Naklar. Die Kinder essen die Wan Tans mit der Hand. Alles andere wäre zuschwierig.

„Das dürfen wir zuhause nicht so oft“, freut sich Marla, während siebegeistert ihre Portion verputzt. „Hm, schmeckt wie bessere Fischstäbchen“,lobt Julius. Marla ist da noch ein bisschen präziser: „Also, das schmeckt sehrfischig, außen schön knusprig, aber innen saftig und weich“. Na, das klingtdoch schon mal gar nicht so schlecht.

[seelachs]Und jetzt die Punkte. Marla ist restlosbegeistert und vergibt die Höchstzahl: zehn Punkte. Julius zögert, er vergibtacht Punkte. Warum? „Na ja, ich mag keine Paprika, deswegen habe ich einfachzwei abgezogen, aber es war trotzdem sehr lecker. Soll Mama auch mal machen“.

Chicken-Nuggets - einHoch auf das Huhn!

„Wer für Kinder Chicken-Nuggets selbst zubereitet, steht voreiner großen Herausforderung, denn viele durften die panierten Mini-Hähnchenbereits bei einer Fastfoodkette probieren und sind dann neuen Kreationen gegenübermeist nicht sehr aufgeschlossen“, erklärt Harmut Bartz. So ist es auch beiJulius und Marla. Sie kennen die berühmten „Chicken Mc Nuggets“ auch schon undfragen ihn sofort, was es denn mit dem Mehl und den Cornflakes in den silbernenSchalen auf sich hat.

Chicken-NuggetsDer Gourmet-Koch erklärt den beiden, wie sie vorgehenmüssen. „Als erstes salzen und pfeffern wir mal das Fleisch“, sagt er. Marlabittet ihn, nicht zu viel Gewürze zu nehmen: „Julius mag es scharf, ich abernicht so sehr“. Kein Problem, die Kinder dürfen selbst zur Mühle greifen unddas Würzen übernehmen. Dann geht´s los. Julius ist begeistert. Er zerbröseltmit seinen frisch gewaschenen Händen die Cornflakes und Marla tunkt dieHähnchenstücke in Mehl.

„Was ist denn das Gelbe?“, fragt sie. „Als nächsteskannst du die Stücke in das Ei legen, das habe ich vorher verquirlt“, erläutertHartmut Bartz. „Flupp, einfach rein damit“. Danach dann bitte alles in denCornflakes wenden. Hochkonzertiert erledigen Marla und Julius ihre Aufgaben.„Schön fest andrücken die Flakes“, rät der Koch, „sonst fällt die Panade beimFrittieren wieder runter“. Alles klar, das wollen die Kids natürlich nicht,also wird das Huhn noch einmal mehr in den Bröseln gewälzt. „Klebt ganz schönan den Fingern“, sagt Marla. „Sieht aber lecker aus“, meint Julius. „Kann ichdas jetzt schon probieren?“

Hartmut Bartz freut sich über so viel „Vorab-Lob“, erklärtaber, dass das Fleisch noch nicht fertigist, sondern erst noch im Fett ausgebacken werden muss. Zuerst die Händewaschen, dann dürfen die Kinder ihm auch dabei helfen. „Bei dem Öl muss mangenau darauf achten, dass es die richtige Temperatur hat: ist es zu kalt, saugtsich die Panade voller Fett und schmeckt auch nur noch danach, ist es zu heiß,werden die Nuggets schwarz“. Das haben die Kinder verstanden. Sie nickten.„Machen die das bei Mc Donald´s auch so?“, wollen sie wissen. Das kann HartmutBartz nicht beantworten.

Und wieso hast du Maishähnchen genommen? Diese Frageist schon einfacher zu erklären. „Maishähnchen werden – wie ihr Name schon sagt– mit Mais gefüttert. Ihr Fleisch bekommt dadurch eine höhere Qualität, istsaftiger und schmeckt vor allem viel intensiver“. Aber viel mehr Erklärungenbraucht er jetzt gar nicht mehr abzugeben, denn seine Hilfsköche heben bereitsvorsichtig die einzelnen Stücke wieder aus dem Fett heraus. „Mehr als ein biszwei Minuten brauchen die Nuggets nicht, und schön abtropfen lassen“, sagtHartmut Bartz.

[chicken]Die Kinder legen die Stückchen auf dem Küchenpapier aus. KurzeZeit später wird angerichtet. Die Nuggets sind der Hit! Volltreffer! BeideKinder vergeben jeweils zehn Punkte! „Man schmecken die gut“, lobt Julius seineHühnchen. Ihr müsst sie nicht aufessen, bemerken wir, denn die Kinder sollenheute ja noch mehr probieren.

Doch keine Chance - alle Nuggets werden restlosverputzt. Und warum waren sie so gut? „Sie schmecken viel mehr nach dem Fleischund sind so schön saftig. Ich dachte auch, dass man die Cornflakes nochschmecken kann, aber die sind gar nicht mehr zu sehen“, sagt Julius. „Die sindviel besser als bei Mc Donald´s, wirklich sehr lecker“, erklärt Marla. „Daswird jetzt mein neues Lieblings-Hühnchen“.

Minipizzen - klein,aber köstlich!

„Für das nächste Gericht, das wir zusammen kochen, müssenwir mal kurz nach draußen in meinen Kräutergarten.“ Hartmut Bartz nimmt eineSchere und ein Körbchen mit und bittet die Kinder ihm zu folgen. Er hat eingroßes Beet mit jeder Menge Kräuter angelegt. Salbei, Minze, Zitronenmelisse –hier haben die Kinder eine große Auswahl. Julius kennt sich prima aus, denn erhat zuhause selbst ein paar Kräuter gepflanzt. „Für die Pizza brauchen wirMajoran“, sagt Hartmut Bartz. Die Kinder helfen ihm, die Kräuter abzuschneiden.

Mini-PizzaDann geht´s wieder zurück in die Profiküche. Der Koch hat den Teig schonvorbereitet. Die Kinder helfen beim Ausstechen der Minipizzen und belegen siekonzentriert. „So eine kleine Pizza, habe ich aber noch nie gegessen“, wundertsich Marla. Zum Schluss legt sie noch die Mozzarella auf. „Das ist Büffel-Mozzarella,sie wird aus Büffel-Milch hergestellt und schmeckt viel intensiver, als die ausKuhmilch“, erklärt Bartz.

Marla drückt ihre kleinen Hände in denMozzarella-Zopf: „Schön weich“, sagt sie. „Schmeckt gar nicht nach Gummi,sondern irgendwie zart und soft“. Die Minipizzen sind jetzt vorbereitet. Aufdie Salami-Variante kommt noch der Majoran. „Nicht zu viel nehmen“, warnt derKoch seine kleinen Gehilfen. „Das schmeckt sehr intensiv“.

Wie lange dauert dasdenn jetzt noch?“, fragen die Kids ungeduldig. In Bartz´ Profi-Ofen nur achtMinuten – zuhause sicherlich zehn. „Duftet toll“, bemerkt Julius, als er seinePizzen vor sich auf dem Teller liegen sieht. Die Kinder probieren. „Hm, dasschmeckt mir“, sagt Julius. Er verdrückt in kurzer Zeit gleich vier kleinePizzen. Okay, und nun zur Wertung. Julius kommt auf neun Punkte, Marla vergibtbegeistert zehn. Und warum? Julius sagt, das ihm die Tomate auf der einen Pizzanicht geschmeckt hat, weil er einfach keine Tomaten in ganzen Stücken mag,daher der Punktabzug. „Ich fand den Teig klasse. Er war irgendwie so schonintensiv im Geschmack, einfach kräftiger als sonst.

[minipizza]Und die Soße ist auch toll– vielleicht ein bisschen süßer.“ Und wie war der Majoran? „Der hat mir sehrgut geschmeckt“, gibt Julius zu. „Können wir zuhause jetzt auch so machen“.Hartmut Bartz freut sich: „Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Kinder eigentlichsehr offen sind für neue Geschmacksrichtungen. Man muss sie nur immer wieder allesprobieren lassen.“

Himbeerquark – derbeste Nachtisch, den ich je gegessen habe, also mindestens der zweitbeste!

Als letztes Gericht bereiten die Kinder gemeinsam mit demGourmet-Koch ein Dessert zu. Den Quark hat Bartz schon angerührt, aber dieHimbeeren, die als Soße püriert dazu gegeben werden, dürfen die Kinder nochzubereiten und verrühren. Mit einem Schneebesen wird aus der weißen Masse fix allesrosa. „Das sieht aber schön aus“, sagt Marla. „Naja“, meint ihr Bruder, „ichhoffe, es schmeckt auch – dieses rosa Zeug.“ Harmut Bartz schmunzelt.

Himbeerquark„Dukannst den Quark auch mit Mandarinen anrichten, das geht auch und dann wirdalles orange“. Julius hört schon gar nicht mehr richtig zu, denn er darf seineNachspeise jetzt probieren. Plötzlich wird es still in der Profiküche und wir hörenvon den Kindern gar nichts mehr. Die Dessertschalen sind sofort leergelöffeltund Julius fragt, ob er denn doch noch etwas von dem Quark bekommen dürfte.

Naklar, kein Problem. Aber erst die Wertung bitte: zweimal zehn Punkte. Marla istvoller Lob: „Das Dessert war so gut, ich glaube, ich habe höchstens ein Malvorher so etwas Leckeres gegessen. Also, höchstens einmal!“ Julius nickt: „Ja,das war einfach perfekt. Man schmeckt irgendwie die einzelnen Zutaten raus, dieHartmut reingemacht hat. Das ist köstlich“.

[quark]Und was meint der Hartmut zu soviel Lob? „Ich freue mich wirklich sehr, wie schon gesagt, für Kinder etwas zukochen ist nicht so einfach, umso schöner ist es für mich, wenn ich sehe, dasses ihnen schmeckt“.

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